Beta Stolle wird am 3. Juli 1844 als achtes Kind von Johann Hinrich von Seggern und Gesche Margarethe von Seggern auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Erwin und Christa Haverkamp) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Anna Catharine Brandt, Gerhard von Seggern, Hinrich von Seggern, Johann Heinrich von Seggern, Anna Gesina von Seggern und Margareta Stolle. Ein weiterer, im Dezember 1832 geborener Bruder ist noch am selben Tag verstorben und deshalb namenlos geblieben.
Zwei Tage nach Betas Geburt kommt es in Philadelphia erneut zu antikatholischen Unruhen, die insgesamt 15 Tote und mehr als 50 Verletzte fordern. Sie dauern fast eine Woche an und können erst durch massiven Militäreinsatz beendet werden. Wie schon im Mai 1844 stehen sich dabei in den USA geborene Amerikaner mit englischen oder schottischen Wurzeln und katholische, ganz überwiegend aus Irland stammende Einwanderer gegenüber. Der Anteil der letztgenannten Gruppe an der Bevölkerung Philadelphias hat sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts sukzessive erhöht, von unter 20 Prozent auf annähernd 30 Prozent. Viele Einheimische fürchten dadurch um ihren Lebensstandard, zumal die meist bitterer Armut entflohenen Iren bereit sind, für deutlich niedrigere Löhne zu arbeiten.
Treibende Kraft der Proteste ist die 1843 gegründete American Republic Party, später als „Know Nothings“ bekannt. Ihre Führer schüren Vorurteile gegen die Einwanderer, indem sie beispielsweise das Gerücht verbreiten, diese würden gezielt die US-Verfassung unterlaufen und im Auftrag des Papstes versuchen, die Macht im Lande zu übernehmen. Bestätigt sehen sie sich in dieser Sicht durch die Forderung von Bischof Francis Patrick Kenrick, katholische Schulkinder in Philadelphia künftig die katholische Fassung der Bibel lesen zu lassen, statt wie bisher üblich die evangelische. Dass die Schulbehörde der Stadt diese Forderung unterstützt, löst letztlich die Mai-Unruhen mit 14 Toten, ebenfalls rund 50 Verletzten und zwei in Brand gesteckten katholischen Kirchen aus.
Die Ereignisse in Philadelphia schlagen landesweit Wellen – wobei die öffentliche Meinung überwiegend auf Seiten der angegriffenen Minderheit steht. Das versucht die Demokratische Partei bei der im Herbst anstehenden Präsidentschaftswahl zu nutzen, indem sie der konkurrierenden Whig-Partei vorwirft, die Ziele der American Republic Party zu unterstützen. Am Ende setzt sich der demokratische Bewerber James Polk knapp gegen Henry Clay durch. Den Ausschlag dafür geben aber letztlich andere Themen wie eine mögliche Annexion der Republik Texas, die Clay im Gegensatz zu Polk strikt ablehnt.
Konfessionelle Animositäten gibt es Mitte des 19. Jahrhunderts auch im Großherzogtum Oldenburg. Sie arten jedoch anders als in Philadelphia nicht in Gewalt aus. Protestanten und Katholiken siedeln zudem räumlich weitgehend voneinander getrennt, letztere ganz überwiegend im Oldenburger Münsterland. In Hurrel wiederum gibt es 1844 mutmaßlich keine einzige katholische Familie, ebenso wenig in den benachbarten Dörfern Richtung Oldenburg oder Delmenhorst. Auch nicht in Habbrügge, woher Betas Vater stammt. Und in der Volkschule in Lintel, die Beta sehr wahrscheinlich ab 1851 besucht, liegt selbstverständlich die Luther-Bibel aus – ebenso wie später im Konfirmationsunterricht.
Den Hof am Vossbarg, auf dem Beta aufwächst, hat Großvater Gerd Neels 1823 entgegen des in Hurrel geltenden Jüngstenrechts auf ihre Mutter Gesche Margarethe übertragen lassen. Eine Akte mit entsprechenden Dokumenten befindet sich noch heute im Besitz der Familie, freilich ohne dass die genauen Hintergründe für diese Entscheidung bekannt sind. Da männliche Erben damals generell bevorzugt werden, dürfte Beta aber relativ früh klar sein, dass sie selbst – obwohl jüngstes Kind – kaum Aussichten hat, den Betrieb eines Tages weiterzuführen. Diese Rolle fällt, nachdem ihr Bruder Johann Heinrich 1835 als Kleinkind verstorben ist, ihrem zweitjüngsten Bruder Hinrich zu. Er wird nach dem Tod von Gesche Margarethe von Seggern im Februar 1873 neuer Eigentümer.
Ob Beta – immerhin schon 28 Jahre alt – zu diesem Zeitpunkt noch auf dem elterlichen Hof lebt, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Mit dem Jahr 1873 ist jedoch noch ein anderes Ereignis verknüpft, das Betas weiteres Leben maßgeblich beeinflussen wird. Nur sieben Monate nach dem Tod der Mutter nämlich erliegt Schwester Margareta der Volksseuche Tuberkulose und lässt ihren Ehemann Gerhard Hinrich Stolle mit zwei kleinen Kindern zurück. Tochter Anna Gesine stirbt bereits vier Monate später, doch der 1868 geborene Sohn Johann Hinrich bekommt bald darauf mit Beta eine Stiefmutter: Sie und Gerhard Hinrich heiraten am 1. Juli 1875 in Hude.
Sehr wahrscheinlich lebt Gerhard Hinrich 1875 schon als Pächter auf jenem Hof am Brink, den er 1878 oder 1879 kauft (heute: Hartmut und Ute Stolle). Sollte dies der Fall sein, kommen dort alle vier gemeinsamen Kinder zur Welt: Meta Katharine (April 1876), Gerhard (März 1878), Heinrich (März 1881) und Bertha (Dezember 1885). Wie auf dem benachbarten Hof von Anna Wübbenhorst (heute: Birgit Ganteföhr) bleiben jedoch in den folgenden Jahren Krankheit und Tod ständige Begleiter der Familie: Im Juli 1884 stirbt Meta Katharine, im Juli 1888 Gerhard Hinrich und am 23. Juni 1890 schließlich Beta selbst. Auch in ihrem Fall nennt das örtliche Kirchenbuch als Todesursache Schwindsucht, damals die übliche Bezeichnung für Tuberkulose. Beerdigt ist Beta vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.