Gesine Meyer wird am 24. Januar 1847 als zwölftes Kind von Gerd Hinrich Haverkamp und Gesche Haverkamp auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Eike und Nathalie Haverkamp) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Tönjes Hinrich Haverkamp, Johann Haverkamp, Beta Haverkamp, Metta Haverkamp, Beta Mönnich, Heinrich Haverkamp, Tönjes Hinrich Haverkamp, Röbe Haverkamp, Gerhard Haverkamp, Paul Friedrich August Haverkamp und Bernhard Haverkamp und die ältere Schwester von Gerhard Haverkamp und Nicolaus Friedrich Peter Haverkamp.
Am Tag von Gesines Geburt führen am Jakobshospital in Leipzig erstmals auf deutschem Boden zwei Ärzte eine Operation unter Narkose durch. Bevor sie ihn von einem eitrigen Backenzahn befreien, betäuben Heinrich Eduard Weickert und Carl Friedrich Eduard Obenaus ihren Patienten mit Äther – eine Methode, mit der Berufskollegen in den USA bereits seit einigen Jahren erfolgreich experimentieren. Als mutmaßlich erster Mediziner wendet sie am 30. März 1842 der in Georgia praktizierende Landarzt Crawford Long an, ohne dass seine Pionier-Tat in der Öffentlichkeit groß bekannt wird. Dies bleibt dem Bostoner Chirurgen John Collins Warren vorbehalten, der am 16. Oktober 1846 in einem später „Ether Dome“ getauften Saal des Massachusetts General Hospital vor fachkundigem Publikum eine Kiefer-Operation durchführt. Für die Betäubung des Patienten verwendet er ein Inhalationsgerät, das der Zahnarzt William Thomas Green Morton kurz zuvor entwickelt hat.
Über die gelungene Demonstration hält Warrens Assistent Henry Jacob Bigelow am 9. November 1846 einen Vortrag vor der Boston Society for Medical Improvement, den anschließend mehrere Tageszeitungen veröffentlichen. So schwappt die Kunde von der Revolution im Medizinbetrieb bis nach Europa, wo am 1. Januar 1847 eine Übersetzung in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ erscheint. Sie dient Weickert und Obenaus als Vorlage für ihre am 24. Januar durchgeführte Operation. Am selben Tag startet in Erlangen auch der Chirurg Johann Ferdinand Heyfelder einen entsprechenden Versuch, muss diesen aber aufgrund heftiger Hustenanfälle seines Patienten abbrechen. Der zweite Versuch am 25. Januar 1847 verläuft dann erfolgreich. Zuvor hatten in Europa unter anderem bereits Robert Liston in London (21. Dezember 1846), Philibert Joseph Roux in Paris (12. Januar 1847) und Hermann Askan Demme in Bern (23. Januar 1847) bei von ihnen vorgenommenen Operationen Äther eingesetzt. Parallel dazu experimentiert der schottische Arzt James Young Simpson mit Chloroform, das er im November 1847erstmals zur Schmerzlinderung bei Entbindungen verwendet.
Eine Neuerung, die sich in Hurrel möglicherweise auch Gesines Mutter gewünscht hätte – dürfte doch der Schmerz bei ihren insgesamt 14 Geburten ein ebenso regelmäßiger wie unwillkommener Begleiter gewesen sein. Gleichwohl wird speziell Simpson wegen seiner Experimente massiv angefeindet, vornehmlich aus religiösen Gründen: Geburtsschmerzen gelten schließlich laut Bibel als gottgewollt. Erst als die britische Königin Victoria sich bei der Geburt ihres achten Kindes Leopold am 7. April 1853 Chloroform verabreichen lässt, verstummt die Kritik.
Zu diesem Zeitpunkt ist Gesine vermutlich just in die Volksschule in Lintel eingeschult worden, wo aus Hurrel unter anderem Catharine Barkemeyer, Diedrich Barkemeyer, Gesine Stolle, Diedrich Tönjes und Anna Gesine Wiedau zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören. Von Gesines dreizehn Geschwistern leben da nur noch sechs: Johann, die zweitgeborene Beta, Heinrich, der zweitgeborene Tönjes Hinrich, Röbe und der erst 1852 geborene jüngste Bruder Nicolaus Friedrich Peter. Letzterer stirbt allerdings im Januar 1854 ebenfalls noch vor der Einschulung, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude Auskunft über die Todesursache gibt. Zumindest für einige der genannten Sterbefälle dürfte jedoch die überall im Großherzogtum Oldenburg lauernde Volksseuche Tuberkulose ursächlich sein, die bald darauf auch Gesines Schulkameradin Catharine Barkemeyer das Leben kosten wird.
Obwohl der Hof von Gesines Eltern zu den ältesten und auch größten des Dorfes gehört, ist heute über die Verhältnisse, unter denen sie dort Mitte des 19. Jahrhunderts aufwächst, nur noch wenig bekannt. Nur so viel: Grunderbe nach dem Tod des jüngsten Bruders ist gemäß den Regeln der für Hurrel geltenden Höfe-Ordnung nicht etwa sie, sondern ihr 1838 geborener Bruder Röbe – Töchter spielen damals im Jüngstenrecht keine Rolle. Somit bleibt Gesine nach ihrem Schulabschluss nur die Wahl, als Magd auf dem elterlichen Hof weiterzuarbeiten, in einen anderen Hof einzuheiraten oder auszuwandern.
Für letzteres entscheidet sich – trotz Einheirat – Gesines Schwester Beta, die seit Januar 1854 mit Ehemann Tönjes Hinrich Mönnich einen Hof in Holle bewirtschaftet. Dessen Geschwister Gerd und Anna haben Deutschland im Juli 1854 mit ihren Familien Richtung Nordamerika verlassen und mit anderen ehemaligen Hollern und Neuenhuntorfern in Nebraska die Ortschaft Hooper gegründet. Dorthin zieht es nach dem Tod der jüngsten Tochter Anna Sophia im Dezember 1868 auch Beta und Tönjes Hinrich mit ihren Kindern Gerhard, Gesina und Catharina. Mangels besserer Perspektiven schließt sich Gesine ihnen an.
Inmitten der Reisevorbereitungen stirbt am 21. Februar 1869 Betas und Gesines Vater Gerd Hinrich Haverkamp. Drei Wochen später heißt es dann für beide ein weiteres Mal Abschied nehmen – von Freunden, Verwandten und Bekannten, die zurückbleiben, als das Auswandererschiff „Deutschland“ mit Gesine und Beta an Bord in See sticht. Nach einer den Überlieferungen zufolge extrem stürmischen Überfahrt erreicht die „Deutschland“ am 29. März 1869 New York. Von dort bis nach Fremont, der nächstgelegenen Eisenbahn-Station von Hooper, sind es noch einmal mehr als 2.000 Kilometer.
Sehr wahrscheinlich lebt Gesine zunächst im Haushalt von Beta und Tönjes Hinrich, die sich rund drei Kilometer nördlich von Hooper auf einer Farm niederlassen. Gleichwohl dürfte für sie von Beginn an der Gedanke im Vordergrund stehen, in ihrem fast ausschließlich deutschstämmigen Umfeld über kurz oder lang eine eigene Familie zu gründen. Wann und bei welcher Gelegenheit Gesine dann Johann Hermann Meyer kennenlernt, liegt heute im Dunkeln. Ihr künftiger, in Sandkrug geborener Ehemann ist vier Jahre älter als sie und 1870 auf den Spuren seiner zwei Geschwister in die USA eingewandert. Dass beide sich schon in Deutschland begegnet sind, ist eher unwahrscheinlich, allerdings auch nicht gänzlich ausgeschlossen. Als Waisenkind – seine Mutter ist bereits 1847 in Hatterwüsting verstorben, der Vater 1852 mutmaßlich als Hollandgänger in Amsterdam – könnte Johann Hermann nach dem Schulabschluss durchaus eine Weile als Knecht in Hurrel, Lintel oder einem anderen Nachbardorf gearbeitet haben.
Wie auch immer: Gesine und Johann Hermann heiraten am 26. Mai 1874. Aus der Ehe gehen mit Gesina Maria Catharina (Dezember 1875), Georg Hermann (Dezember 1877), Bernhard Diedrich (September 1879), Gesine Maria (März 1883), Hermann (März 1885), Bertha (Oktober 1886) und Johann Gerhard (November 1889) insgesamt sieben Kinder hervor. Sie wachsen auf einer im Rahmen der Volkszählung von 1900 erstmals offiziell erwähnten Farm auf, die ebenfalls einige Kilometer nördlich von Hooper liegt. Schon aufgrund der räumlichen Nähe ist deshalb davon auszugehen, dass die familiären Bande zu Schwester Beta bis zu deren Tod im Februar 1899 sehr eng bleiben. Ihre bereits zwischen 1878 und 1887 verstorbenen Brüder Heinrich, Röbe und Tönjes Hinrich hingegen bekommt Gesine nie wieder zu Gesicht.
Welche Größe die von Gesine und Johann Hermann bewirtschaftete Farm hat und ob eines der Kinder sie nach Johann Hermanns Tod im Juli 1913 fortführt, ist nicht überliefert. Gesine selbst stirbt am 8. August 1918 im Alter von 71 Jahren und wird wie Johann Hermann und Schwester Beta auf dem Saint Paul Lutheran Cemetery in Hooper beerdigt.