Gesine Catharine Hartmann wird am 23. Oktober 1856 als erstes Kind von Hinrich Hartmann und Anna Catharine Hartmann auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Michael und Sara Westphal) geboren. Sie ist die ältere Schwester von Johann Heinrich Hartmann, Georg Hartmann, Annchen Catharine Hartmann, Catharine Sophia Aline Hartmann und Georg Hinrich Hartmann.
Zwei Wochen vor Gesine Catharines Geburt löst eine Zollkontrolle im Hafen der chinesischen Metropole Kanton den Zweiten Opiumkrieg aus. Beamte der lokalen Behörden durchsuchen am 8. Oktober 1956 ein in Hongkong registriertes und unter britischer Flagge fahrendes chinesisches Schiff, das sie des Opium-Schmuggels verdächtigen. Die Verhaftung der meisten Besatzungsmitglieder führt zu scharfem Protest und der anschließenden Kriegserklärung Großbritanniens – seit China Hongkong nach dem verlorenen Ersten Opiumkrieg an die europäische Kolonialmacht abtreten musste, sind derartige Kontrollen nicht mehr erlaubt.
Wer diesen Konflikt verstehen will, muss die wirtschaftlichen Hintergründe kennen. Vor dem Ersten Opiumkrieg importierte China kaum Waren aus Europa, lieferte aber in großem Umfang Luxusgüter wie Seide und Tee dorthin. Das brachte die gegenseitigen Handelsbilanzen in Schieflage. Ändern können hätte das die Einfuhr von Opium, über das die Briten durch ihre Kolonie Indien reichlich verfügten – doch weil sich das aus Schlafmohn gewonnene Rauschgift in China mehr und mehr zu einer Gefahr für die Volksgesundheit entwickelte, verbot der damalige Kaiser Daoguang neben dem Konsum auch die Einfuhr und ließ 1839 große Mengen Opium beschlagnahmen. Aus dem daraus resultierenden Konflikt ging sein militärisch unterentwickeltes Reich als Verlierer hervor und musste 1842 im Vertrag von Nanking neben das Land weiter schwächenden Reparationen eine deutliche Liberalisierung des Handels akzeptieren.
Trotz der verbesserten Rahmenbedingungen entwickeln sich die Exporte nach China in den folgenden Jahren nicht wie gewünscht. Die erneute, von Daoguang-Nachfolger Xianfeng betriebene Konfrontation kommt der britischen Regierung unter Premier Henry Palmerston deshalb durchaus gelegen. Militärisch steht China im Zweiten Opiumkrieg noch ungünstiger da als zwei Jahrzehnte zuvor. Zum einen tobt im Innern ein Bürgerkrieg mit den Anhängern des selbsternannten Religionsführers Hong Xiuquan, der viele Kräfte bindet. Zum anderen greift diesmal auch Frankreich in den Konflikt ein – offiziell wegen der Hinrichtung eines französischen Missionars in der südchinesischen Provinz Guangxi. Letztlich will jedoch auch Kaiser Napoleon III. von der offensichtlichen Schwäche des Gegners profitieren und seinem Land strategische Vorteile im Asien-Handel verschaffen. So kommt es, wie es kommen muss: China erleidet abermals eine Niederlage und macht den europäischen Aggressoren im Oktober 1860 in der Pekinger Konvention weitere Zugeständnisse.
Anders als in Großbritannien und Frankreich sind die Opiumkriege in Gesine Catharines Heimat wohl kaum ein Thema. Das Großherzogtum Oldenburg, zu dem Hurrel gehört, besitzt keine Kolonien und ein nationaler Einheitsstaat mit dem Anspruch, im weltweiten Wettlauf der Imperialisten mitzuhalten, liegt Anfang der 1860er Jahre in Deutschland noch in weiter Ferne. Innenpolitisch wiederum ist Oldenburgs Großherzog Peter II. in erster Linie darauf bedacht, die vom Bürgertum in der letztlich gescheiterten Revolution von 1848/49 erkämpften Reformen und Mitbestimmungsrechte zurückzuschrauben – von denen aber in den umliegenden, stark landwirtschaftlich geprägten Dörfern ohnehin nicht allzu viel angekommen sein dürfte.
In Hurrel ist Gesine Catharines Familie schon seit Ende des 17. Jahrhunderts heimisch, auch wenn der Name des von ihr bewirtschafteten Hofes durch Einheiraten mehrfach wechselt. Für die jüngste Namensänderung zeichnet Gesine Catharines 1855 verstorbener Großvater Johann Hinrich Hartmann verantwortlich, der 1834 den Betrieb seines Schwiegervaters Berend Barkemeyer übernommen hat. Das Haupthaus des Hofes befindet sich damals noch nicht an seinem jetzigen Ort, sondern auf der gegenüberliegenden Seite der heutigen Straße „Am Brink“. Gesine Catharines Großmutter – Berend Barkemeyers Tochter Trine Margarete Hartmann – lebt im Oktober 1860 ebenfalls nicht mehr. Von den jüngeren Geschwistern sind bereits Johann Heinrich (April 1858) und Georg (April 1860) geboren.
Sehr wahrscheinlich im Geburtsjahr der im Januar 1863 hinzukommenden Zwillinge Annchen Catharine und Catharine Sophia Aline wird Gesine Catharine in die gemeinsam mit dem Nachbardorf betriebene Volksschule in Lintel eingeschult. Aus Hurrel gehören dort unter anderem Sophie Gesine Brandt, Mette Brockshus und Catharine Tönjes zu ihren gleichaltrigen Mitschülerinnen, mit denen sie vermutlich auch nach Schulschluss das eine oder andere unternimmt.
Mitten im unter Beteiligung Oldenburger Soldaten tobenden Preußisch-Österreichischen Krieg kommt Anfang Juli 1866 Gesine Catharines jüngster Bruder Georg Hinrich zur Welt. Dessen Taufe am 9. September 1866 erlebt sie – vermutlich schon seit längerem an Tuberkulose erkrankt – noch mit, nicht jedoch ihren bevorstehenden zehnten Geburtstag: Gesine Catharine stirbt am 16. Oktober 1866 und wird sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.