Gerd Barkemeyer – Biographie

Gerd Barkemeyer wird am 13. April 1802 als drittes Kind von Johann Harm Barkemeyer und Anna Engel Barkemeyer auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Gerold und Irmgard Wachtendorf) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Harm Barkemeyer Junior und Anna Elisabeth Barkemeyer und der ältere Bruder von Sophie Barkemeyer und Catharine Margarete Barkemeyer. Daneben hat er mit Johann Hinrich Barkemeyer und Metje Margarete Barkemeyer noch zwei ältere Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters mit Anne Witte.

Einen Tag nach Gerds Geburt besteigt der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt in der Nähe von Quito einen der beiden Hauptgipfel des knapp 5.000 Meter hohen Vulkans Pichincha und führt dort mit seinem französischen Kollegen Aimé Bonpland und weiteren Reisegefährten diverse Messungen durch. Unterwegs kommt die Gruppe beinahe zu Tode, als sie direkt über dem Krater auf eine Schneebrücke gerät, die einzustürzen droht. Ein Missgeschick, das Humboldt und Bonpland aber nicht von weiteren Expeditionen abhält: Nur zwei Monate später nehmen sie mit dem Chimborazo den höchsten Berg Ecuadors in Angriff. Zwar müssen die beiden Forscher kurz vor dem Gipfel umkehren, halten anschließend aber fast 30 Jahre lang den Höhenweltrekord für Bergsteiger.

Die das Ende der gemeinsamen Lateinamerika-Reise im Sommer 1804 überdauernde Freundschaft zwischen dem Preußen Humboldt und dem Franzosen Bonpland steht in krassem Gegensatz zu den Beziehungen ihrer Heimatländer. Wie nahezu alle europäischen Fürsten hegt Preußens König Friedrich Wilhelm III. naturgemäß wenig Sympathien für die Ideale der Französischen Revolution – ein Konflikt, der sich nach der Krönung Napoleon Bonapartes zum Kaiser (Dezember 1804) und dem Beginn des Dritten Koalitionskriegs zwischen Frankreich auf der einen und Großbritannien, Russland, Österreich, Schweden und Neapel auf der anderen Seite (September 1805) weiter verschärft. Preußen bleibt zwar zunächst noch neutral, nimmt aber aktiv am Vierten Koalitionskrieg teil, den Napoleon nach der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt (Oktober 1806) für sich entscheidet.

Die Folgen der Niederlage bekommt auch Gerds Familie zu spüren: Im November 1806 gerät das Herzogtum Oldenburg, zu dem Hurrel gehört, unter französischen Einfluss. Im Februar 1811 wird Oldenburg sogar vorübergehend zu einem Teil Frankreichs. Im Juni 1812 beginnt der Russland-Feldzug Napoleons, der Gerds damals 22-jährigem Halbbruder Johann Hinrich zum Verhängnis werden soll: Per Losverfahren wird er Informationen der Oldenburger Gesellschaft für Familienkunde zufolge dazu bestimmt, mit Napoleons Grande Armée gen Osten zu ziehen. Wie hunderttausende Leidensgefährten kehrt er nicht zurück, ohne dass die Familie je Genaueres über sein Schicksal erfährt.

Als Johann Hinrich losmarschiert, leben bereits zwei weitere von Gerds Geschwistern nicht mehr: Der ältere Bruder Johann Harm stirbt im Dezember 1801 kurz nach seinem fünften Geburtstag, die Halbschwester Metje Margarete im März 1808 im Alter von 14 Jahren. Über die jeweilige Todesursache macht das Kirchenbuch der Gemeinde Hude keine Angaben. Mit den drei übriggebliebenen Schwestern wächst Gerd auf dem elterlichen Hof auf und ist in seinen letzten Schuljahren in Lintel Zeitzeuge der Niederlage Napoleons bei der Völkerschlacht bei Leipzig, der Rückkehr des oldenburgischen Herzogs Peter I. aus dem russischen Exil und schließlich der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress.

Als einzig verbliebenem Sohn dürfte für Gerd relativ früh feststehen, dass er eines Tages den 1681 von Harm Wulf begründeten Hof übernehmen wird. Wobei es da aus juristischer Sicht ein Problem gibt: Eigentlicher Erbe ist nämlich der in Russland verschollene Halbbruder Johann Hinrich, mit dessen auf dem Hof aufgewachsener Mutter Anne Witte Gerds Vater Johann Harm in erster Ehe verheiratet war. Und solange Johann Hinrich nicht amtlich für tot erklärt wird, bleiben seine Ansprüche auf dem Papier bestehen. Warum diese Formalie erst 1860 vollzogen wird, liegt heute im Dunkeln. Da Gerds Eltern 1823 und 1824 im Abstand von nur elf Monaten sterben, wird er sich aber wohl spätestens ab Mitte der 20er Jahre als Hofherr fühlen.

Im November 1831 heiratet Gerd Anne Margarete Haverkamp, die vom heutigen Hof von Helge und Anke Abel in Lintel stammt. Aus der Ehe gehen mit Hermann (September 1836), Johann Gerhard (März 1839), Anna Sophie (September 1841), Meta Margarete (Februar 1843) und den Zwillingen Catharine und Diedrich (Januar 1846) insgesamt sechs Kinder hervor. Davon erreichen allerdings nur Hermann, Meta Margarete und Diedrich das Erwachsenenalter. Die jüngeren Kinder muss Gerd überdies ohne Ehefrau Anne Margarete großziehen: Sie stirbt im Juni 1853 im Alter von nur 44 Jahren.

Während der ältere Sohn Hermann im Hudermoor siedelt und Tochter Meta Margarete in Altmoorhausen einheiratet, bleibt der jüngste Sohn Diedrich auf dem väterlichen Hof. In seinen letzten Lebensjahren erlebt Gerd noch Diedrichs im Oktober 1876 geschlossene Ehe mit Meta Tönjes mit, ebenso die Geburt der Enkeltöchter Annchen (November 1876) und Meta Johanne (Juli 1879). Er stirbt am 22. August 1880 an Altersschwäche und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.