Carl-Friedrich – genannt Fritz – Sandhop wird am 3. April 1918 als viertes Kind von Carl Friedrich Wilhelm Sandhop und Emma Sandhop in der mecklenburgischen Stadt Teterow geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Schmidt, Erna Hagen und Eva Matz und der ältere Bruder von Grete Sommerfeld.
Als Fritz zur Welt kommt, ist der Erste Weltkrieg noch in vollem Gange. Knapp zwei Wochen vor seiner Geburt haben die deutschen Truppen an der Westfront mit der Operation Michael eine neue Offensive eingeleitet. Diese läuft sich jedoch nach anfänglichen Erfolgen einmal mehr fest und wird schließlich am 6. April auf Befehl von General Erich Ludendorff abgebrochen. Nur drei Tage später beginnt in der Nähe der belgischen Stadt Ypern die Vierte Flandernschlacht, die nahezu den ganzen April über andauert. Auch sie bringt am Ende kaum Geländegewinne. Mehr und mehr zeigt sich, dass der Kampf von deutscher Seite kaum noch zu gewinnen ist – zumal seit dem Kriegseintritt der USA im April 1917 Monat für Monat neue, ausgeruhte Truppenkontingente aus Übersee eintreffen.
Im Schlepptau der US-Soldaten erreicht im Frühjahr 1918 ein bis dato völlig unbekannter Feind Europa, der in den folgenden zwei Jahren mehr Opfer fordern wird als sämtliche Schlachten des Krieges zusammen: die Spanische Grippe. Wobei der Name dieser Virus-Erkrankung irreführend ist: Sie heißt deshalb so, weil im neutralen Spanien die ersten Fälle öffentlich werden und die örtliche Presse vergleichsweise offen über die Pandemie berichten kann. In nahezu allen anderen Ländern, in denen das Virus bis dahin wütet, herrscht kriegsbedingt eine rigide Zensur. Das gilt auch für die USA selbst, wo die Behörden bereits Anfang März 1918 offiziell den ersten Patienten mit entsprechenden Symptomen registrieren. Wissenschaftler vermuten heute in der Rückschau, dass die Katastrophe Anfang 1918 im US-Bundesstaat Kansas mit mutierten und von Schweinen übertragenen Vogelgrippe-Viren ihren Anfang nimmt.
Die in der ersten Welle dokumentierten Krankheitsverläufe sind vergleichsweise harmlos und ähneln denen einer normalen Grippe. Gleichwohl kommt es bis Juli 1918 zu zahlreichen Todesfällen – wobei weniger typische Risikogruppen wie Kleinkinder oder ältere Menschen betroffen sind als vielmehr zuvor weitgehend gesunde Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Zu prominenten Opfern in dieser frühen Phase gehören unter anderem der kanadische Verleger Jules Fournier, der türkische Sultan Mehmed V. und Frederick Trump, der Großvater des heutigen US-Präsidenten Donald Trump.
Nach einer vorübergehenden Abschwächung kehrt das Virus im Spätsommer 1918 in einer abermals mutierten und deutlich aggressiveren Form zurück. Nun beginnt das große Sterben: Erliegen im August in den USA weniger als 3.000 Menschen der Spanischen Grippe, so sind es im September bereits 12.000 und allein in der vorletzten Oktoberwoche mehr als 21.000 Menschen. In Europa erreichen die Opferzahlen in diesen drei Monaten ähnliche Dimensionen, was aber in der breiten Öffentlichkeit angesichts des noch immer tobenden Krieges nur wenig Beachtung findet. Schätzungen zufolge infizieren sich bis zum Auslaufen der Pandemie im Frühjahr 1920 bis zu 500 Millionen Personen mit dem Virus, mutmaßlich 25 bis 50 Millionen von ihnen überleben dies nicht.
Auch in Teterow breitet sich die Grippewelle im Herbst 1918 zeitgenössischen Dokumenten zufolge aus. Inwieweit Fritz mit seiner Familie davon in den Wirren der Novemberrevolution betroffen ist, lässt sich heute natürlich nicht mehr rekonstruieren. Sein Vater, der in den Jahren zuvor vermutlich als Soldat am Krieg teilgenommen hat, arbeitet in der Forstwirtschaft und betreibt nebenbei einen kleinen Bauernhof. Dort wächst Fritz in den folgenden Jahren mit seinen Schwestern auf, wobei die beiden ältesten von ihnen – 1904 und 1907 geboren – den elterlichen Haushalt vermutlich recht bald verlassen.
Nach dem Schulabschluss tritt Fritz beruflich in die Fußstapfen seines Vaters. Lange Zeit bleibt ihm dafür allerdings nicht: Bereits kurz nach Ausbruch des von den Nationalsozialisten provozierten Zweiten Weltkriegs im September 1939 wird er zur Wehrmacht eingezogen und in den folgenden Jahren in Russland mehrere Male verwundet. Das Kriegsende erlebt Fritz in einem deutschen Lazarett. Die mit der Entlassung anstehende Frage „Wohin?“ beantwortet er für sich mit „Nicht zurück nach Teterow, da stehen die Russen.“ Norddeutschland soll es allerdings schon sein, und so macht er sich mit zwei Kameraden auf den Weg nach Oldenburg in Holstein.
Weil die drei nicht die ersten sind, die das eine mit dem anderen verwechseln, landen sie schließlich in Oldenburg in Oldenburg. Von dort geht es zu Fuß weiter nach Altmoorhausen, wo Fritz und seine Kameraden am Abend des 25. August 1945 bei Schneidermeister Johann Claußen vor der Tür stehen und um eine Unterkunft für die Nacht bitten. Diese wird ihnen gewährt, und während seine Kameraden weiter Richtung Vielstedt ziehen, stellt sich Fritz am nächsten Morgen bei Adele Schweers in Hurrel vor. Deren Ehemann Diedrich ist in Russland vermisst, wie er von Johann Claußen erfahren hat, und sie sucht dringend Hilfe für die Bewirtschaftung ihres damals knapp 20 Hektar großen Hofes an der Pirschstraße.
Es ist eine dieser Geschichten, wie sie sich nach Ende des Zweiten Weltkriegs tausendfach in Deutschland abspielen: Fritz überzeugt Adele nicht nur mit seiner Arbeit, sie sind bald darauf auch ein Paar. Zwar kommt eine Heirat für Adele wegen des letztlich ungeklärten Verbleibs von Diedrich nicht in Frage, aber in den folgenden Jahren wird Fritz zu einer Art Ersatz-Vater für Adeles Kinder Lisa und Ingo. Ins Dorfleben integriert er sich schnell – was auch mit seiner Begeisterung für das Schützenwesen zu tun hat. Als der Schützenverein Hurrel im April 1950 seinen Betrieb wieder aufnimmt, gehört Fritz von Beginn an zu den aktivsten Mitgliedern und erringt im Juli desselben Jahres prompt den Titel des ersten Nachkriegs-Schützenkönigs. Ein Erfolg, den er acht Jahre später noch einmal wiederholt.
Den Kontakt zur alten Heimat hält Fritz trotz aller Schwierigkeiten in den Ost-West-Beziehungen aufrecht. Mehrmals besucht er seine beiden älteren Schwestern – der Kontakt zur jüngsten Schwester Grete ist allerdings aufgrund der Parteizugehörigkeit ihres Mannes ein heikles Thema. Vom Zeitpunkt ihrer Rente an reisen auch Erna und Eva des Öfteren von Mecklenburg aus nach Hurrel. Mit Adele nimmt Fritz darüber hinaus regelmäßig an vom Reichsbund organisierten Urlaubsfahrten teil.
Ein besonderer Tag im Leben von Fritz ist der 26. August 1970: An diesem Mittwoch feiert er mit Nachbarn, vielen anderen Dorfbewohnern und sonstigen Freunden und Bekannten das 25-jährige Jubiläum seiner Ankunft in Hurrel. Die letzten Gäste verlassen den Schweers-Hof erst Donnerstagfrüh gegen fünf Uhr.
Eine neue Lebensphase – die Rente – beginnt für Fritz im Frühjahr 1983. Sie währt allerdings nur zwei Monate: Nachdem er schon längere Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, stirbt Fritz in den frühen Morgenstunden des 2. Juni 1983 unmittelbar nach der Rückkehr von einer Silberhochzeitsfeier an einem Herzanfall. Beigesetzt wird er fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.