Werner Gramberg – Biographie

Werner Gramberg wird am 8. November 1932 als drittes Kind von Diedrich Gramberg und Martha Gramberg geboren. Er ist der jüngere Bruder von Heinrich Gramberg und Hilde Heyne und der ältere Bruder von Ewald Gramberg und Edo Gramberg.

Am 7. November 1932 jährt sich zum 15. Mal der Beginn der russischen Oktoberrevolution. Aus diesem Anlass feiert die Führung der Sowjetunion am Abend des folgenden Tages im Kreml ein rauschendes Fest. Dabei gerät Josef Stalin, seit 1924 mit allen Vollmachten ausgestatteter Allein-Herrscher des Riesenreiches, in einen lautstarken Streit mit seiner Ehefrau – wutentbrannt verlässt Nadeschda Allilujewa den Saal. Nur wenige Stunden später ist sie tot: Eine Haushälterin findet Allilujewa morgens erschossen in ihrem Bett liegend, neben sich eine Walther-Pistole.

Offiziell gibt es zu dem Selbstmord von der Staatsführung keine Stellungnahme. Allilujewa, die Stalin 1919 als 19-Jährige geheiratet hatte, soll aber mit den Verhältnissen in der Sowjetunion höchst unzufrieden gewesen sein – auch das offenbar eine der Ursachen für den Streit am Vorabend. Stalin selbst, zu diesem Zeitpunkt bereits verantwortlich für die Ermordung zigtausender Regime-Kritiker, scheint der Freitod seiner Ehefrau ziemlich mitzunehmen. „Die Kinder haben sie in ein paar Tagen vergessen, aber ich bin für mein Leben gezeichnet“ äußert er angeblich gegenüber Vertrauten. Wie so vieles in der 73 Jahre andauernden Schreckensherrschaft der KPdSU lässt sich der Wahrheitsgehalt dieser Aussage allerdings kaum nachprüfen.

Rund 1.600 Kilometer westlich von Moskau dürfte in Berlin die Stimmung eines anderen, wie Stalin zu den schillerndsten und grausamsten Personen der Weltgeschichte zählenden Mannes nur unwesentlich besser sein. Adolf Hitler, Führer der seit Jahren von Erfolg zu Erfolg eilenden Nationalsozialisten, hat bei der am 6. November abgehaltenen Reichstagswahl einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Im Vergleich zu den Reichstagswahlen vom 31. Juli 1932 haben fast zwei Millionen weniger Deutsche für die NSDAP gestimmt, ihr Anteil sank von 37,3 auf 33,1 Prozent. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist angekratzt, und was noch schwerer wiegt: Die Parteikassen sind nach zwei Urnengängen innerhalb eines halben Jahres so gut wie leer.

Letztlich spielen Hitler jedoch einmal mehr die äußeren Umstände in die Hände. Im bürgerlichen Lager spitzt sich der Machtkampf zwischen dem abgewählten Reichskanzler Franz von Papen und seinem Nachfolger Kurt von Schleicher zu, letzterer verliert bereits nach kurzer Zeit das Vertrauen des greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Hitlers Geldgeber halten an den Nationalsozialisten fest, und bei der im Prinzip völlig unbedeutenden Landtagswahl im Freistaat Lippe am 15. Januar 1933 kehrt die NSDAP mit einem Stimmenanteil von 39,5 Prozent in die Erfolgsspur zurück. Nur zwei Wochen später erliegt Hindenburg dem Drängen von Papens und ernennt Hitler zum Reichskanzler. Der Marsch in die NS-Diktatur beginnt.

Während in den folgenden Jahren innenpolitischer Terror und außenpolitische Aggression Hand in Hand gehen, wächst Werner auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Hildegard Gramberg) auf und besucht dort inmitten der Wirren des 1939 ausbrechenden Zweiten Weltkriegs die Volksschule. Wie sein um vier Jahre älterer Bruder Heinrich arbeitet er nach dem Unterricht regelmäßig zu Hause mit – wohl wissend, dass den Hof gemäß des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrecht später einmal der 1941 geborene Bruder Edo erben wird. Ersterer trifft für sich die Entscheidung, das Dilemma mittels Auswanderung in die USA zu lösen, wo ein guter Freund seines Vaters – Heinrich Janzen – in Nebraska eine Farm bewirtschaftet.

Heinrich gibt seinen bereits weit gediehenen Plan auf, als er durch seine Bekanntschaft mit Irma Lüsche aus Düngstrup die Chance erhält, in den elterlichen Betrieb seiner zukünftigen Ehefrau einzusteigen. Eine Wendung, die auch Werners weiteres Leben beeinflusst: Da Heinrich zügig seine Meisterprüfung ablegt, darf er fortan Lehrlinge ausbilden – und einer seiner ersten Auszubildenden ist der jüngere Bruder. Die landwirtschaftliche Gehilfenprüfung besteht Werner im September 1953 mit guten Leistungen, wie ein entsprechender Artikel in der Nordwest-Zeitung belegt. Nach dem Abschluss arbeitet er zunächst zu Hause weiter. In seiner Freizeit ist er darüber hinaus sehr aktiv im Reiterverein Sandersfeld.

Die Option, wie sein Bruder in einen anderen Betrieb einzuheiraten, hätte es Erzählungen aus der Familie zufolge auch für Werner gegeben. Dazu kommt es allerdings nicht mehr: Kurz nach der Hochzeit seiner Schwester Hilde mit Helmut Heyne im September 1956 befällt Werner ein rasender Kopfschmerz, dessen Ursache sich zunächst nicht eindeutig klären lässt. Die körperliche Belastung, verbunden mit der Unsicherheit, ob es sich dabei möglicherweise um einen tödlichen Tumor handelt, raubt Werner innerhalb weniger Monate jeglichen Lebensmut. Er stirbt am 3. April 1957 im Alter von nur 24 Jahren und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.