Tönjes Hinrich Wübbenhorst – Biographie

Tönjes Hinrich Wübbenhorst wird am 9. August 1813 als einziges Kind von Johann Wübbenhorst und Lücke Wübbenhorst auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heutige Eigentümerin: Ursula Schlake) geboren.

Das Jahr 1813 markiert in Europa den Beginn der Befreiungskriege. Nach dem im Dezember 1812 gescheiterten Russland-Feldzug der „Grande Armée“ unter Napoleon Bonaparte schlägt sich der preußische König Friedrich Wilhelm III. auf die Seite des siegreichen russischen Zaren Alexander I., dessen Truppen am 4. März 1813 in Berlin einmarschieren. In den folgenden Wochen muss sich der französische Kaiser mit seinen Soldaten hinter die Elbe zurückziehen und Hamburg räumen, rückt aber nach den Siegen in der Schlacht bei Großgörschen und der Schlacht bei Bautzen wieder Richtung Berlin vor. Bis Anfang August folgen weitere Schlachten und Gefechte mit wechselndem Ausgang.

Zwei Tage nach Tönjes Hinrichs Geburt tritt dann auch Österreich formell in den Krieg gegen Napoleon ein. In der am 26. und 27. August tobenden Schlacht um Dresden erzielen dessen Truppen ihren letzten größeren Sieg auf deutschem Boden, bevor es schließlich am 16. Oktober 1813 zur Entscheidungsschlacht kommt. Das später als Völkerschlacht bei Leipzig in die Geschichtsbücher eingehende, vier Tage andauernde Gemetzel kostet zwischen 100.000 und 110.000 Menschen das Leben – all jene Verletzten mitgezählt, die noch Wochen nach den Kämpfen der unzureichenden Wundversorgung und den katastrophalen hygienischen Verhältnissen in den Lagern zum Opfer fallen. Nur fünf Monate später entscheiden die von Gebhard von Blücher und Karl Philipp zu Schwarzenberg befehligten Koalitionäre auch die Schlacht bei Paris für sich, Napoleon muss abdanken.

All die genannten Ereignisse ziehen selbstverständlich nicht spurlos an Tönjes Hinrichs Heimat vorbei. Schließlich gehört Hurrel zum Herzogtum Oldenburg und damit bereits seit November 1806 zum französischen Einflussbereich. Den Recherchen des Oldenburger Heimatforschers Walter Janßen-Holldiek zufolge nimmt mit Tönjes Hinrich Haverkamp mindestens ein Dorfbewohner an Napoleons Russland-Feldzug teil – für den Abkömmling des drittältesten Hurreler Hofes (heutige Eigentümer: Eike und Nathalie Haverkamp) eine Reise ohne Wiederkehr. Dasselbe Schicksal dürfte Johann Hinrich Barkemeyer ereilt haben, den 1860 für tot erklärten eigentlichen Erben des heute von Gerold und Irmgard Wachtendorf bewohnten Barkemeyer-Hofes. Diese Vermutung legt zumindest eine von der Oldenburger Gesellschaft für Familienkunde veröffentlichte Vermisstenliste jener Jahre nahe, in der sein Name erscheint.

In den Befreiungskriegen wiederum spielt Oldenburgs Herzog Peter I. eine besondere Rolle. Als naher Verwandter von Zar Alexander I. geht er im Februar 1811 ins russische Exil und initiiert dort die Aufstellung der Russisch-Deutschen Legion. Dieser Verband greift zwar 1813 nicht mehr nennenswert ins Geschehen ein. Peter selbst ist jedoch bei den Schlachten von Dresden und Leipzig vor Ort und kehrt am 27. November 1813 unter dem Jubel der Bevölkerung nach Oldenburg zurück. Bereits im Oktober hatten vorauseilende Kosaken-Verbände die letzten Franzosen aus der Stadt vertrieben. Auf ihrem Weg dorthin sind sie mit einiger Sicherheit dicht an Hurrel vorbeigezogen oder haben vielleicht sogar im Dorf Station gemacht.

Was Tönjes Hinrichs Familie von all dem mitbekommt und inwieweit sie ins Geschehen involviert ist, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Als Eigentümer des ältesten Hofes nimmt sein Vater allerdings eine herausragende Rolle im Dorf ein und bekleidet über viele Jahre hinweg das Amt eines Kirchenjuraten – unter anderem von 1807 bis 1810 und zwischen 1819 und 1826. Sehr wahrscheinlich wäre auch Johann Hinrich in eine ähnliche Rolle hineingewachsen, hätte er das im 19. Jahrhundert häufig kritische Säuglingsalter überstanden. Er stirbt jedoch am 13. Juni 1814 und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.

Da die Ehe seiner Eltern keine weiteren Kinder hervorbringt, stirbt mit Johann Hinrichs Tod der Name Wübbenhorst auf dem heutigen Schlake-Hof aus: Nachfolger von Tönjes Hinrichs Mutter Lücke – sie führt den Betrieb ab 1850 als Witwe weiter – wird deren Neffe Johann Hinrich Heinemann aus Neuenwege.