Sophie Sandersfeld – Biographie

Sophie Catharine Sandersfeld wird am 9. Mai 1899 als drittes Kind von Johann Friedrich Tönjes und Anna Mathilde Tönjes auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko Pflug) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Gerhard Tönjes und Friedrich Tönjes und die ältere Schwester von Georg Tönjes.

Zehn Tage vor Sophies Geburt stellt der belgische Ingenieur Camille Jenatzy in der Nähe von Paris einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für Landfahrzeuge auf. Am Steuer seines „La Jamais Contente“ (die nie Zufriedene) getauften Elektromobils ist er als erster Autofahrer mit mehr als 100 Stundenkilometern (105,88 km/h) unterwegs und überbietet damit den bis dahin vom Franzosen Gaston de Chasseloup-Laubat gehaltenen Rekord um mehr als 13 Stundenkilometer.

Außer einem Lenkstock, einer Handbremse und einem Gaspedal weist der von Jenatzy in Form eines Torpedos konstruierte und von zwei 25-Kilowatt-Elektromotoren angetriebene Wagen keinerlei Bedienelemente auf. Eine noch höhere Geschwindigkeit verhindert letztlich nur der Umstand, dass der Oberkörper des Fahrers über die Karosserie hinausragt und dem Fahrtwind somit eine relativ breite Angriffsfläche bietet.

Der Rekord ermöglicht es Jenatzy – wegen seines roten Barts und Mantels von Zeitgenossen „Roter Teufel“ getauft – schon bald darauf, eine Karriere als Rennfahrer zu beginnen. Im Juli 1899 nimmt er an der Tour de France für Automobile teil und belegt dort den neunten Platz. Vier Jahre später startet er für Mercedes beim Gordon-Bennett-Cup im irischen Athy und beschert dem aufstrebenden deutschen Automobilbauer den ersten Sieg bei einem internationalen Rennen.

Im Juni 1904 landet Jenatzy bei der Nachfolge-Veranstaltung in Bad Homburg auf Rang 2, entgeht aber an einem Bahnübergang nur um Haaresbreite der Kollision mit einem Zug. Ein Schock, der nachwirkt: Zwar bleibt Jenatzy – unter anderem auch als Werbefigur für den Autozulieferer Robert Bosch – in der Öffentlichkeit noch einige Jahre lang äußerst präsent. An frühere Erfolge kann er jedoch nicht mehr anknüpfen, so dass er ab 1908 nur noch kleinere lokale Rennen in seiner belgischen Heimat fährt.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Sophie bereits die Volksschule in Hurrel – vermutlich ohne bis dahin jemals ein Automobil zu Gesicht bekommen zu haben. Zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören unter anderem Georg Haverkamp, Anna Schweers, Berta Schweers, Gerhard Stolle, Clara Wiedau, Martha Wiedau und Heinrich Wefer. Eines der wenigen erhaltenen Dokumente aus jener Zeit ist ein von Martha Wiedau anlässlich ihrer Konfirmation angelegtes Poesiealbum, in dem sich Anfang 1912 neben allen an dieser Stelle genannten Schulkameraden auch Sophie verewigt.

Ihre eigene Konfirmation feiert Sophie sehr wahrscheinlich im Frühjahr 1914, wenige Monate vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Danach arbeitet sie mit einiger Sicherheit zunächst auf dem elterlichen Hof, denn die beiden älteren Brüder dürften zur kaiserlichen Armee einberufen worden sein. Für ihren 1896 geborenen Bruder Friedrich ist anhand der amtlichen Verlustlisten überliefert, dass er im Frühsommer 1916 an der Front leicht verwundet wird. Sophies drittem Bruder Georg wiederum – 1902 geboren und gemäß Jüngstenrecht zum Hoferben vorgesehen – bleibt eine Teilnahme am letztlich im November 1918 verlorenen Krieg erspart.

Wo und wie Sophie die schwierigen Nachkriegsjahre mit Hyperinflation und der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise erlebt, ist heute in der Familie nicht mehr bekannt. Ihrem Onkel Heinrich Bernhard Tönjes oder der früheren Schulfreundin Clara Wiedau nachzueifern und in die USA auszuwandern, scheint für sie allerdings keine Option zu sein. Letztere verlässt Deutschland mit Ehemann Heinrich Neuhaus 1927 Richtung Iowa – wenige Monate, nachdem in Hurrel Sophies Mutter gestorben ist.

Der Hochzeit mit Johann Sandersfeld aus Vielstedt folgt im April 1932 die Geburt von Sohn Alfred. Ehemann Johann hat von seinen Eltern einen zehn Hektar großen Hof am Vielstedter Kirchweg (heute: Martha Sandersfeld) übernommen, auf dem Sophie seit der Heirat mitarbeitet. Im April 1933 – wenige Wochen nach der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes, mit dem die Nationalsozialisten ihre Herrschaft manifestieren – macht dort Tochter Hanna die Familie komplett.

Schon bald nach der Einschulung der Kinder beginnt im September 1939 mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Johann wird zur Wehrmacht eingezogen und zunächst in Belgien und Frankreich eingesetzt, später dann an der Ostfront. Während dieser Zeit hält Sophie mit Hilfe eines französischen Kriegsgefangenen den Hof am Laufen. In Vielstedt erlebt sie mit Alfred und Hanna im Frühjahr 1945 auch das Ende des Krieges. Bis Johann aus russischer Gefangenschaft zurückkehrt, vergehen allerdings noch einmal zwei Jahre.

Nach der Währungsreform im Juni 1948 und der Gründung der Bundesrepublik neun Monate später bessern sich die wirtschaftlichen Verhältnisse deutlich – der Aufschwung der 50er Jahre versetzt Johann und Sophie in die Lage, ihren Hof noch um rund zwei Hektar zu vergrößern. Im April 1955 heiratet der als Hoferbe feststehende Sohn Alfred Martha Meyer aus Kirchkimmen. Aus der Ehe gehen mit Traute, Manfred und Karin drei Kinder hervor, von denen aber nur Traute und Karin über das Säuglingsalter hinauskommen.

Tochter Hanna wiederum ist seit Mai 1957 mit Helmut Meyer aus Hohenböken verheiratet. Deren Kinder Christa, Gerold, Wilfriede und Anke sowie Alfreds Töchter aufwachsen zu sehen, ist Sophie indes nicht vergönnt: Sie stirbt am 8. Oktober 1964 nach kurzer Krankheit und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.