Rudolf Meyer genannt Schumacher – Biographie

Heinrich Hinrich Rudolf Meyer genannt Schumacher – Rufname Rudolf – wird am 11. August 1887 als erstes Kind von Hinrich Heinrich Adolf Meyer genannt Schumacher und Christine Katharine Friederike Meyer genannt Schumacher in Hurrel geboren. Er ist der ältere Bruder von Johann Meyer genannt Schumacher, Heinrich Meyer genannt Schumacher, Herbert Meyer genannt Schumacher, Friedrich Meyer genannt Schumacher und Hermann Diedrich Adolf Meyer genannt Schumacher.

Zwei Wochen nach Rudolfs Geburtstag erlässt das britische Parlament in London ein Merchandising Marks Act genanntes Gesetz, demzufolge künftig auf allen importierten Industrieprodukten das Ursprungsland genannt sein muss. Für in Deutschland hergestellte Waren bedeutet die neue Vorschrift die Geburtsstunde des Stempels „Made in Germany“. Ein Warnhinweis an qualitätsbewusste britische Verbraucher, von entsprechend gekennzeichneten Produkten die Finger zu lassen.

Das Gesetz geht zurück auf Beschwerden der Messer-Hersteller in der Stahl-Hochburg Sheffield. Diese sehen sich seit einigen Jahren zunehmend mit Konkurrenzprodukten aus dem aufstrebenden Deutschen Reich konfrontiert, die in der Tat eher minderwertig sind – oft bricht die Klinge bereits nach kurzem Gebrauch. Das Perfide daran: Auf vielen deutschen Messern prangt ganz dreist der Schriftzug „Sheffield made“. Eine Produkt-Piraterie, die auch auf andere Branchen übergreift und in Großbritannien zunehmend für Empörung sorgt. Umgekehrt hagelt es nach Inkrafttreten des Merchandising Marks Act von Seiten der deutschen Industrie Proteste gegen das vermeintliche Handelshemmnis.

Zumindest auf deutscher Seite glätten sich die Wogen schnell. Denn schon wenige Jahre später steht das Siegel „Made in Germany“ nicht mehr für vermeintliche Ramschware, sondern ganz im Gegenteil für Markenqualität. Viele deutsche Unternehmer haben die englischen Produktionsmethoden vor Ort studiert, in bessere Maschinen und die Ausbildung ihrer Mitarbeiter investiert und dadurch die behäbig gewordene britische Industrie überflügelt. In der Folge reißen sich die Verbraucher um deutsche Produkte – nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit. „Das beste Argument gegen die Kennzeichnung ist, dass sie als Gratis-Werbung für deutsche Waren wirkt“, klagt 1896 der britische Journalist Ernest Edwin Williams in seinem Buch „Made in Germany“.

Als das Buch erscheint, lebt Rudolfs Familie bereits nicht mehr in Hurrel. Als Geburtsort des im September 1896 zur Welt gekommenen Bruders Friedrich nennt das örtliche Kirchenbuch nämlich erstmals Hude. Rudolfs Eltern verdienen ihren Lebensunterhalt als Landarbeiter oder Heuerleute, sie haben keinen eigenen Grundbesitz. Möglicherweise wohnen sie bis kurz nach der Geburt des vierten Kindes im August 1894 auf dem Hof von Rudolfs Tante Johanne Gesine Bischoff (heute: Rita Wiemer). Für Rudolf ist der Umzug sehr wahrscheinlich mit einem Schulwechsel verbunden, denn eingeschult worden sein müsste er noch mit den gleichaltrigen Dorfkindern Emma Busch, Gerhard Heinemann und Johann Mönnich in die bis 1897 für Hurrel zuständige Volksschule in Lintel.

Viel Zeit, sich bei seinen neuen Mitschülern einzugewöhnen, bleibt Rudolf nicht – die Familie zieht schon bald darauf weiter nach Dingstede. Dort kommen im Februar 1899 eine unmittelbar nach Geburt verstorbene und somit namenlos gebliebene Schwester sowie knapp zehn Monate später der jüngste Bruder Hermann Diedrich Adolf zur Welt. Ob Rudolf in Dingstede die Volksschule beendet und wo er anschließend eine Ausbildung zum Zimmermann absolviert, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren. Als sein Vater im September 1909 einer Lungenentzündung erliegt, lebt die Familie allerdings bereits wieder in Hurrel. Auch für Mutter Christine Katharine Friederike nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Hude am 28. Juni 1914 Hurrel als Sterbeort.

Am Todestag seiner Mutter entscheidet sich Rudolfs weiteres Schicksal: Am selben Tag nämlich ermordet der serbische Nationalist Gavrilo Princip in Sarajevo den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau Sophie. Die sich anschließende diplomatische Krise zwischen den europäischen Großmächten mündet direkt in den Ersten Weltkrieg, zu dem auch Rudolf einberufen wird. Nur drei Wochen später ist er der erste Kriegstote, den Hurrel zu beklagen hat. Rudolf fällt am 22. August 1914 in der Schlacht an der Sambre im Straßenkampf und wird zunächst provisorisch in Lodelinsart, später dann in Nalinnes beerdigt.