Röbe Haverkamp – Biographie

Röbe Haverkamp wird am 1. Juni 1838 als achtes Kind von Gerd Hinrich Haverkamp und Gesche Haverkamp auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Eike und Nathalie Haverkamp) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Tönjes Hinrich Haverkamp, Johann Haverkamp, Beta Haverkamp, Metta Haverkamp, Beta Mönnich, Heinrich Haverkamp und Tönjes Hinrich Haverkamp und der ältere Bruder von Gerhard Haverkamp, Paul Friedrich Haverkamp, Bernhard Haverkamp, Gesine Meyer, Gerhard Haverkamp und Nicolaus Friedrich Peter Haverkamp.

In der zweiten Maihälfte 1838 beginnt in den USA die gewaltsame Vertreibung der Cherokee. Rechtliche Grundlage ist der Indian Removal Act – ein 1830 erlassenes und von Präsident Andrew Jackson forciertes Gesetz, das vorsieht, alle Indianerstämme östlich des Mississippi in ein Territorium auf dem Gebiet des heutigen Oklahoma umzusiedeln. Betroffen sind in erster Linie die „Fünf Zivilisierten Stämme“, zu denen neben den Cherokee noch die Chickasaw, Choctaw, Muskogee und Seminolen gehören. Alle fünf Stämme haben sich in den Jahrzehnten zuvor weitgehend der Lebensweise der Weißen angepasst, leben in fest errichteten Städten und Dörfern und verfügen über ein nach Vorbild der USA organisiertes Regierungssystem mit Häuptling, Senat und Repräsentantenhaus.

Während die als „Pfad der Tränen“ in die Geschichtsbücher eingegangene Umsiedlung der Chickasaw, Choctaw und Muskogee 1838 bereits weitgehend abgeschlossen ist, widersetzen sich sowohl die Seminolen als auch die Cherokee ihrer Deportation. Erstere militärisch im Zweiten Seminolenkrieg, letztere juristisch. Entsprechende Klagen vor dem Obersten Gerichtshof scheitern jedoch. Erschwerend kommt hinzu, dass eine kleine Gruppe von Cherokee um den Plantagenbesitzer Major Ridge 1835 im Vertrag von New Echota dem Tausch der Siedlungsgebiete zugestimmt hat – im Bewusstsein, langfristig gegen die Übermacht der weißen Siedler ohnehin chancenlos zu sein und im Bestreben, durch ein frühzeitiges Entgegenkommen für das im Osten aufgegebene Land einen möglichst hohen Preis herauszuschlagen. Häuptling John Ross und die große Mehrheit seines Stammes erkennen diesen Vertrag jedoch nicht an.

Als die Cherokee mit Ausnahme der Anhänger von Major Ridge keinerlei Anstalten machen, dem Räumungsbefehl Folge zu leisten, rückt auf Befehl des neuen Präsidenten Martin van Buren General Winfield Scott mit 7.000 Soldaten an und schafft Fakten. Bis Anfang Juni 1838 lässt er rund 13.000 Stammesmitglieder in extra dafür gebauten Lagern zusammenpferchen, ihr Besitz wird enteignet und verkauft. Bereits in den Lagern kommt es in den folgenden Monaten angesichts von Krankheiten und der völlig unzureichenden Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln zu zahlreichen Todesfällen. Dort und auf dem anschließenden winterlichen Treck nach Oklahoma sterben Schätzungen zufolge zwischen 4.000 und 8.000 Cherokee.

Während die Deportationen von Teilen der US-Öffentlichkeit durchaus kritisch gesehen werden, erregen sie in Europa kaum Aufmerksamkeit. Das gilt auch für das Großherzogtum Oldenburg, zu dem Röbes Geburtsort Hurrel gehört. Überhaupt spielt dort die Emigration Richtung Nordamerika 1838 noch längst nicht jene Rolle, die sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einnehmen wird – auch wenn sich in im Süden des Landes gelegenen Gemeinden wie Damme oder Neuenkirchen bereits ab 1830 erste Auswanderergruppen bilden. Gerade Heuerleute ohne eigenen Grundbesitz versuchen dadurch der Enge und Armut ihres oft mehr als kärglichen Daseins zu entfliehen.

Obwohl Röbes Eltern in Hurrel einen der größten und ältesten Höfe des Dorfes ihr Eigen nennen, lässt sich das Attribut Reichtum im Verständnis heutiger Zeit noch am ehesten an der Zahl ihrer Nachkommen festmachen. Wobei sich die Zahl von 14 Kindern rasch relativiert: Von Röbes älteren Geschwistern erreichen nur Johann, Beta Mönnich, Heinrich und der Siebtgeborene Tönjes Hinrich das Erwachsenenalter. Von den jüngeren ist es lediglich Gesine, die im Frühjahr 1869 gemeinsam mit der Familie ihrer in Holle verheirateten Schwester Beta nach Nebraska auswandert.

Da im Januar 1854 als letzter der jüngeren Brüder Nicolaus Friedrich Peter im Alter von 15 Monaten stirbt, ist für den damals 15 Jahre alten Röbe gemäß des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts eigentlich der Weg frei, um über kurz oder lang den elterlichen Hof zu übernehmen. Warum dies nicht geschieht und wer den Betrieb nach dem Tod von Vater Gerd Hinrich im Februar 1869 zunächst bewirtschaftet, ist nicht überliefert. Röbe selbst führt nach der Hochzeit mit Catharine Ellinghusen im Februar 1858 den deutlich kleineren, heute nicht mehr bestehenden Hof seiner Ehefrau an der Hurreler Straße fort (Eigentümerin des in unmittelbarer Nähe errichteten Neubaus: Inge Molde).

Aus der Ehe mit Catharina gehen mit Mathilde (August 1858), Gerd Hinrich (Juni 1861), Johann (April 1863), Heinrich (November 1865), den Zwillingen Hinrich Wilhelm und Bernhard (September 1868), Meta Katharine (Januar 1872), Diedrich (Juni 1874), Georg (Mai 1877) und Martha Hermine (Mai 1880) zehn Kinder hervor.

Weitere wesentliche Details aus dem Leben von Röbe – insbesondere solche, die Auskunft geben könnten über das für die Erbfolge auf dem Stamm-Hof an der Pirschstraße unter Umständen wichtige Verhältnis zu seinen Eltern und den überlebenden Geschwistern – sind in der Familie nicht mehr bekannt. Sollte er vor seiner Hochzeit im Streit den elterlichen Hof verlassen haben, so scheinen die Wogen aber spätestens beim Tod des Vaters geglättet zu sein: Grunderbe wird nämlich 1869 Röbes erst wenige Monate zuvor geborener Sohn Bernhard. Röbe ist folglich der Großvater des im Dezember 1990 ohne anerkannte Nachfahren verstorbenen Bernhard Diedrich Haverkamp, dessen älterer Bruder Johann Haverkamp wiederum der Urgroßvater des heutigen Hofbesitzers Eike Haverkamp ist.

Wann genau Bernhard sein Erbe antritt, lässt sich nicht mehr exakt rekonstruieren. Wahrscheinlich lebt und arbeitet er beim Tod von Röbes Mutter Gesche im November 1884 aber bereits auf dem Stamm-Hof. Röbe selbst überlebt seine Mutter nur um knapp zehn Monate: Er stirbt am 15. September 1885 an einem Magenleiden und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.