Mathilde Gesine Heinemann – Biographie

Mathilde Gesine Gerhardine Heinemann wird am 12. März 1866 als drittes Kind von Johann Hinrich Heinemann und Christine Heinemann auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Ursula Schlake) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Heinemann und Meta Gesine Heinemann und die ältere Schwester von Diedrich Heinemann, Magdalene Sparke, Gerhard Friedrich Heinemann, Frieda Looschen und Johanne Osterloh.

Am Tag von Mathildes Geburt endet bei Eberbach eine fast 30-stündige Treibjagd auf den letzten im Odenwald erlegten Wolf. Nachdem tags zuvor ein Waldhüter frische Spuren des Tieres entdeckt hatte, beteiligen sich örtlichen Zeitungsberichten zufolge bis zu 150 Jäger, 120 Treiber und 130 Hunde an der unverzüglich gestarteten Suche. Zwar ist in der Region noch nie ein Mensch durch Wölfe zu Schaden gekommen. Wie andernorts auch fackelt die Bevölkerung jedoch in derartigen Fällen nicht lange: Der Wolf, in Märchen wie „Rotkäppchen“ und anderen Schauergeschichten als „schädlichstes Geschöpf Gottes“ verunglimpft und seit dem Mittelalter quer durch alle Bevölkerungsschichten gefürchtet, muss um jeden Preis „vertilgt“ werden, wie es damals noch frei heraus heißt.

So geschieht es. Nachdem ein Gastwirt aus Schollbrunn den finalen Schuss gesetzt hat, schleppt die begeisterte Menge den toten Wolf im Triumphzug in den Nachbarort Oberdielbach. Am Abend bringt ihn dann ein offener Pferdewagen nach Eberbach und einige Tage später nach Heidelberg, wo er ausgestopft und zur Schau gestellt wird. Zu besichtigen ist er heute noch, im Museum der Stadt Eberbach.

Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Hurrel gehört, gibt es 1866 schon lange keine Wölfe mehr. Eines der letzten noch dort lebenden Exemplare des Raubtiers soll den Aufzeichnungen des Pastors Dietrich Konrad Muhle zufolge 1740 in Hude erlegt worden sein – vermutlich unter ähnlichem Jubel der Bevölkerung. Dafür setzen der Region andere Plagen zu. Allen voran die Tuberkulose, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in fast jeder Familie Opfer fordert und mutmaßlich auch Mathilde Gesine das Leben kostet: Sie stirbt am 9. November 1867 im Alter von nur anderthalb Jahren. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch „Brustkrankheit“, eine damals geläufige Umschreibung der bis dato kaum erforschten Volksseuche. Beerdigt ist Mathilde Gesine fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.