Mathilde Blomendahl – Biographie

Mathilde Henriette Therese Blomendahl wird am 16. Juni 1839 als fünftes Kind von Berend Haye und Cathrine Elise Haye in Hiddigwarden geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Rudolph Haye, Diedrich Haye, Mette Margrete Warns und Dorothea Hinritta Maas und die ältere Schwester von Hinrich Bernhard Haye und Elise Catharine Gesine Katenkamp.

Acht Tage nach Mathildes Geburt (nach julianischer Zeitrechnung am 12. Juni 1839) beginnen russische Truppen mit der Belagerung der Bergfestung Ahulgo im heutigen Dagestan. Dort hat sich mit rund 1.000 Kämpfern Imam Schamil verschanzt, der religiöse und militärische Anführer der kaukasischen Bergvölker, die sich gegen eine Ausbreitung Russlands in ihrer Region zur Wehr setzen. Dieser als Kaukasus-Krieg in die Geschichte eingegangene Konflikt tobt bereits seit mehr als 20 Jahren. Die meisten Historiker datieren seinen Beginn auf das Jahr 1817, als die zaristische Armee unter General Alexei Jermolow die nördlichen Ebenen Tschetscheniens eroberte und die Festung Grosny gründete. Umkämpft ist das Gebiet allerdings bereits seit Beginn des Ausbaus der Georgischen Heerstraße gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Zusammen mit Schamils Kämpfern sind in Ahulgo rund 3.000 Zivilisten eingeschlossen, darunter viele Frauen und Kinder. Obwohl die Nahrungs- und Trinkwasservorräte rasch zur Neige gehen, lehnt Schamil es ab, mit dem russischen Oberbefehlshaber Paul Grabbe über eine Kapitulation zu verhandeln. In den folgenden Wochen scheitern daraufhin mehrere Versuche, die Festung zu erobern. Erst ein am Morgen des 3. September 1839 gestarteter Angriff bringt den Durchbruch. Noch immer weigern sich jedoch fast alle Belagerten aufzugeben – auch Frauen, Kinder und ältere Männer greifen der Überlieferung zufolge in die Kämpfe ein und verteidigen jedes einzelne Haus gegen die anstürmende Übermacht.

Am Ende verlieren rund 700 russische Soldaten und mehr als 3.000 Einheimische ihr Leben. Imam Schamil gelingt derweil mit einigen Getreuen über unwegsame Gebirgspässe die Flucht. Er bringt den Besatzern in den folgenden zwei Jahrzehnten noch diverse Niederlagen bei und wird erst 1859 gefangengenommen. Bis zum Ende des Krieges, der insgesamt hunderttausende Opfer fordert, dauert es dann noch einmal fünf Jahre.

Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Mathildes Heimatregion gehört, dürften die Sympathien in diesem Konflikt auf Seiten der Russen liegen – schließlich gehört Zar Nikolaus I. zum Umfeld des Oldenburger Herrscherhauses. Davon abgesehen ist die Kaukasus-Region allerdings viel zu weit weg, um auch nur im Entferntesten als Gesprächsthema zu dienen. Das dürfte in der Wesermarsch nicht anders sein als in der Residenzstadt Oldenburg, die 1839 gerade etwas mehr als 9.000 Einwohner zählt.

Wie die meisten anderen Einwohner Hiddigwardens arbeiten Mathildes Eltern in der Landwirtschaft, verfügen dabei aber allem Anschein nach über keinen eigenen Grundbesitz. Wohin es Mathilde nach Schulabschluss und Konfirmation zunächst verschlägt, liegt heute ebenso im Dunkeln wie die Umstände, unter denen sie ihren künftigen, aus Harmenhausen bei Berne stammenden Ehemann Carl Friedrich Blomendahl kennenlernt. Nach der 1872 gefeierten Hochzeit lassen sich beide in Cloppenburg nieder, wo am 1. März 1873 Tochter Sophie zur Welt kommt.

Zwischen Mathildes eigener Geburt und der ihrer Tochter hat sich die politische Landkarte Deutschlands massiv verändert: Aus einem lockeren Staatenbund ist nach drei Kriegen das Deutsche Reich entstanden mit dem preußischen König Wilhelm I. als Kaiser an der Spitze. Am letzten dieser drei Kriege gegen Frankreich hat auch Mathildes Bruder Hinrich Bernhard teilgenommen – und dabei noch nach Ende der offiziellen Kampfhandlungen sein Leben verloren: Beim Versuch, einen in der Nähe von Lunéville in die Meurthe gefallenen Kameraden des 19. Dragoner-Regiments zu retten, ist er am 19. Juli 1871 ertrunken.

Vor der Geburt des nächsten Kindes Hinrich im Juni 1877 verlässt Mathilde mit Ehemann Carl Friedrich und Tochter Sophie Cloppenburg und kehrt in die alte Heimat zurück. Wie sein Bruder kommt auch der zweite Sohn Diedrich Bernhard Johann in Hiddigwarden zur Welt (November 1878). Über die folgenden Jahre aus dem Leben der Familie ist lediglich bekannt, dass Carl Friedrich Blomendahl neben der Landwirtschaft als Bäcker arbeitet und Sohn Hinrich 1893 als 16-Jähriger nach Nebraska auswandert.

Tochter Sophie – seit April 1900 mit Lucas Pannenborg verheiratet – zieht 1909 mit ihrem Ehemann und den bis dahin geborenen Kindern Mathilde, Ida, Heinrich, Henni und Talka nach Hurrel, wo die Familie den heutigen Hof von Constanze Jung pachtet und ein Jahr später kauft. Kurz vor der Geburt des sechsten Kindes Lucretia lassen sich 1910 auch Mathilde und Ehemann Carl Friedrich auf dem Pannenborg-Hof nieder.

In Hurrel erlebt Mathilde Anfang August 1914 den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, nicht aber dessen Ende: Sie stirbt am 6. März 1917 im Alter von 77 Jahren und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.