Margaretha Auguste Jung wird am 6. April 1898 als fünftes oder sechstes Kind von Elimar Friedrich Lüning und Franziska Sophie Lüning in Oldenburg geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Friedrich Wilhelm Lüning, Else Wilhelmine Borgräfe, Erna Katharine Jaspers und Helmuth Lüning sowie die Zwillingsschwester von Klara Wilhelmine Meyer.
Das Jahr 1898 ist eng verbunden mit einem Trend, für den viele Menschen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert nur Hohn und Spott übrig haben: die vegetarische Ernährung. In diesem Jahr nämlich – das genaue Datum liegt heute im Dunkeln – eröffnet in Zürich mit dem „Vegetarierheim und Abstinenz Café“ das erste vegetarische Restaurant Europas. Dahinter steht eine Gemeinschaft von aus Deutschland eingewanderten Lebensreformern, deren Philosophie aber bei den Einheimischen nicht sonderlich gut ankommt: Sie taufen das Lokal verächtlich „Wurzelbunker“, und manche Gäste trauen sich der Überlieferung zufolge nur durch die Hintertür hinein. Entsprechend schleppend läuft zunächst das Geschäft.
Zu den wenigen Stammgästen gehört bald der oberpfälzische Schneidergeselle Ambrosius Hiltl, der seit 1897 in Zürich lebt. Als er 1901 an Rheuma erkrankt, empfiehlt ihm der befreundete Arzt Max Bircher-Benner, seine Ernährung komplett auf fleischlose Kost umzustellen. Hiltl folgt dem Rat und erzielt damit in bemerkenswert kurzer Zeit gesundheitliche Erfolge. Zwei Jahre später akzeptiert er das Angebot, die Geschäftsführung des noch immer schwächelnden Lokals zu übernehmen – unter anderem auch, weil er sich in die Küchenchefin Martha Gneupel verliebt hat. Beide heiraten 1904, und gemeinsam gelingt es ihnen, die Pleite abzuwenden. Heute ist der seit 1998 von Urenkel Rolf Hiltl in vierter Generation geführte Familienbetrieb eine der beliebtesten Anlaufadressen der Zürcher Gastro-Szene, der schon so illustre Persönlichkeiten wie Paul McCartney, Tina Turner, Gianna Nannini oder Ex-Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel verköstigt hat.
Auch in der Oldenburger Gastronomie-Landschaft gibt es in Margarethas Geburtsjahr eine Veränderung, die mehr als ein Jahrhundert lang Bestand hat. Nach dem Tod des Vorbesitzers übernimmt im April 1898 der Zimmermeister Gerhard Barkemeyer die in Osternburg nahe der Warps-Spinnerei und der Glashütte gelegene Gastwirtschaft „Drielaker Hof“. Sie entwickelt sich rasch zu einem beliebten Anlaufpunkt für Festgesellschaften und die umliegenden Vereine und bleibt bis zum Jahr 2000 im Besitz der Familie Barkemeyer.
Ob Margaretha den „Drielaker Hof“ je von innen sieht, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen – andere Traditions-Gaststätten wie das „Restaurant Union“ in der Heiligengeiststraße liegen schließlich bedeutend näher an ihrem Zuhause. Margaretha wächst mit ihren Eltern und den Geschwistern in einem Haus an der Alexanderstraße auf, direkt gegenüber dem bereits im Mittelalter angelegten Gertrudenfriedhof und nur 500 Meter vom damals als Exerzierplatz genutzten Pferdemarkt entfernt. Ihr Vater arbeitet als Lokomotivführer bei der Großherzoglich-Oldenburgischen Staatseisenbahn.
Über Margarethas Kinder- und Jugendzeit ist in der Familie nicht mehr viel bekannt. Sie wird jedoch neben dem Besuch der Volksschule vieles von den Veränderungen und Ereignissen mitbekommen haben, die die knapp 50.000 Einwohner zählende Residenzstadt Oldenburg damals prägen – von der großen, mehr als 630.000 Besucher anziehenden Landesausstellung 1905 über den Ausbau der in jenen Jahren vorangetriebenen Kanalisation und Elektrifizierung bis hin zur Eröffnung der ersten Kinos in der Langen Straße und der Heiligengeiststraße (1908 beziehungsweise 1910).
Ob Margaretha beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 noch eine weiterführende Schule besucht oder bereits irgendwo in einem Haushalt arbeitet, ist nicht überliefert. Sollte sie zu diesem Zeitpunkt noch bei den Eltern wohnen, wird sie die Verwandlung ihrer unmittelbaren Nachbarschaft in ein riesiges Heerlager hautnah miterleben. Vielleicht ist sie sogar wie zahlreiche andere Oldenburger dabei, als am 12. August 1914 die Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 91 in langen Reihen vom Pferdemarkt zum Bahnhof marschieren und dort die Züge besteigen, die sie an die Front bringen.
Zu den Millionen Toten, die das vierjährige Inferno auf den Schlachtfeldern und andernorts fordert, gehört 1915 Margarethas Bruder Helmuth. Der Krieg verlangt jedoch auch vielen Überlebenden Opfer ab – und führt darüber hinaus Menschen zusammen, die sich ohne ihn nie begegnet wären. So verschlägt es 1923 Margarethas künftigen Ehemann Leo Jung nach Oldenburg, weil es nach dem Verlust der kaiserlichen Kolonien in seiner Wahlheimat Deutsch-Ostafrika keine Zukunft mehr für ihn gibt. Die beiden heiraten im August 1924 und Margaretha zieht daraufhin mit Leo nach Hurrel, wo dieser im Jahr zuvor einen 1794 von Johann Holthusen begründeten Hof am Hesterort gekauft hat.
Während Leo in den folgenden Jahren weitere Teile des zum Hof gehörenden Heidelandes urbar macht, kümmert sich Margaretha in erster Linie um die am 2. Juli 1925 geborenen Zwillinge Conrad und Eva-Maria. Als Leo den Betrieb kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus gesundheitlichen Gründen an Hinrich Segelken verpachtet und fortan als Angestellter der Landwirtschaftskammer in Oldenburg arbeitet, ziehen beide mit den Kindern in ein auf dem Grundstück neu errichtetes Wohnhaus. Den Zweiten Weltkrieg übersteht die Familie weitgehend unbeschadet. Sohn Conrad gerät zwar in Italien in amerikanische Gefangenschaft, kehrt aber 1947 nach Hurrel zurück.
Nach Leos Tod im Juni 1953 wohnt Margaretha weiter mit Conrad und der Familie ihres Pächters Hinrich Segelken auf dem Hof am Hesterort. Tochter Eva-Maria, die nach ihrem Studium als Lehrerin in Oldenburg arbeitet, ist kurz zuvor ausgezogen. Im Jahr darauf kommen gleich zwei Enkelkinder zur Welt: Im Februar 1954 wird Evas Tochter Cornelia geboren, im September dann Conrads Tochter Constanze. Nach einer längeren Pause folgen im Juli 1966 und im Januar 1967 mit Ulrike und Inka-Kathrin wiederum kurz hintereinander die Enkelinnen Nummer Drei und Vier. Diese länger als die ersten Jahre aufwachsen zu sehen, ist Margaretha allerdings nicht vergönnt: Sie stirbt am 22. November 1970 an Krebs und wird vier Tage später auf dem Gertrudenfriedhof in Oldenburg beigesetzt.