Kurt Otto Franz wird am 17. Oktober 1899 als erstes Kind von Karl Franz und Berta Franz in Neidenberga (Landkreis Ziegenrück) geboren. Er ist der ältere Bruder von Erna Höpken, Elly Behnken, Otto Franz, Erwin Franz, Rudolf Franz und Arno Franz.
Fünf Tage vor Kurts Geburt beginnt im heutigen Südafrika der Zweite Burenkrieg. Als Gegner stehen sich wie schon im Ersten Burenkrieg Großbritannien und die von meist niederländisch-stämmigen Buren gegründete Transvaal-Republik gegenüber, letztere verbündet mit dem Oranje-Freistaat. Formaler Auslöser für britische Drohgebärden im Vorfeld ist die „Uitlanders“ diskriminierende Politik der beiden Buren-Republiken. Letztlich geht es jedoch um viel mehr: zum einen um die ertragreichen Gold- und Diamant-Lagerstätten der Region und zum anderen um den Kap-Kairo-Plan, der ein räumlich zusammenhängendes, von Ägypten bis zur Kap-Kolonie reichendes britisches Mandatsgebiet in Afrika vorsieht.
Als die Briten ein auf den 11. Oktober datiertes Ultimatum des burischen Präsidenten Paul Kruger verstreichen lassen, ihre an den Grenzen bereitstehenden Truppen zurückzuziehen, gibt es kein Zurück mehr. In den folgenden Tagen kommt es zu mehreren Gefechten, allerdings noch ohne eindeutigen Sieger. Dann gewinnen die zahlenmäßig überlegenen Buren jedoch schnell die Überhand: Am 30. Oktober schließen sie eine 12.000 Mann starke britische Armee in der Stadt Ladysmith ein, und Mitte Dezember müssen sich die Briten innerhalb weniger Tage in gleich drei Schlachten geschlagen geben. Daraufhin beruft die Regierung in London den bisherigen Oberbefehlshaber Redvers Buller ab und schickt weitere Truppen zur Verstärkung.
Bullers Nachfolger Frederick Roberts drängt die Buren zunehmend in die Defensive – als er im Juni 1900 deren Hauptstadt Pretoria erobert und Präsident Kruger außer Landes fliehen muss, scheint der Krieg faktisch beendet. Dennoch kämpfen die Buren noch fast zwei Jahre lang weiter. Mit ihrer Guerilla-Taktik fügen sie den Briten immer wieder empfindliche Verluste zu. Diese wiederum wehren sich mit einer Politik der verbrannten Erde und internieren Angehörige der Kämpfer in „concentration camps“, in denen Tausende sterben. Erst im Mai 1902 beendet der Frieden von Vereeniging sämtliche Kampfhandlungen. Acht Jahre später, am 31. Mai 1910, entsteht durch die Zusammenlegung von Transvaal, Oranje, Natal und der Kap-Kolonie die Südafrikanische Union.
Zur selben Zeit heißt es für Kurt Abschied nehmen von Neidenberga: Vater Karl, der in dem thüringischen Dorf in vierter Generation eine Schmiede führt und nebenbei ein wenig Landwirtschaft betreibt, hat sich angesichts der dafür zu groß gewordenen Familie für ein Siedlungs-Projekt in Westpreußen beworben. Als er den Zuschlag erhält, bricht er Anfang Juli 1910 mit Ehefrau Berta sowie den bis dahin geborenen sechs Kindern Richtung Osten auf und nimmt im rund 50 Kilometer nordöstlich von Bromberg gelegenen Rebkau einen kleinen Hof in Besitz. Dort kommt im Juli 1911 Kurts jüngster Bruder Arno zur Welt.
Kurz vor seinem 14. Geburtstag beendet Kurt in Rebkau die Volksschule. Als ein knappes Jahr später der Erste Weltkrieg ausbricht, muss er von einem Tag auf den anderen auf dem elterlichen Hof Verantwortung übernehmen: Vater Karl wird mitsamt Pferd und Wagen zur kaiserlichen Armee einberufen. Je länger der mit großem Hurra begonnene Krieg dauert, desto größer für Kurt die Gefahr, selbst noch hineingezogen zu werden. Tatsächlich muss er am 1. August 1918 in die Kaserne nach Danzig-Langfuhr einrücken. Nach kurzer Ausbildung wird er Ende September an die Westfront abkommandiert und nahe Laon in einer Munitionskolonne eingesetzt, bis der Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 die deutsche Niederlage besiegelt. Den anschließenden Rückzug und die sich überschlagenden Meldungen aus der Heimat von der Abdankung Kaiser Wilhelms und der Ausrufung der Republik erlebt Kurt als Fahrer eines Armierungs-Bataillons.
Zurück in Danzig, bleibt Kurt noch bis April 1919 bei der Armee und versieht seinen Dienst in einem mobilen Pferde-Depot. Nach der Entlassung schließt er sich einer jener Bürgerwehren an, die sich angesichts des gerade beendeten Großpolnischen Aufstands in Posen und der bereits absehbaren Auseinandersetzungen um die weitere staatliche Zugehörigkeit Westpreußens überall in der Region bilden. Einfluss auf das weitere Geschehen können diese Organisationen allerdings nicht nehmen: Der von den Siegermächten diktierte Versailler Vertrag, den die deutsche Reichsregierung am 28. Juni 1919 unterschreiben muss, sieht die Abtretung weiter Teile der Provinz an die wiedererstandene Polnische Republik vor. Auch der Kreis Kulm, zu dem Rebkau gehört, ist betroffen.
Vor die Wahl gestellt, polnische Staatsbürger zu werden oder ihren Hof aufzugeben, entscheidet sich Familie Franz – Kurt inklusive – zum Verkauf und einem neuerlichen Umzug. Dieses Mal geht die im Mai 1920 angetretene Reise mit der Eisenbahn Richtung Westen und endet nach mehr als 700 Kilometern in Hurrel. Dort hat Karl Franz einige Monate zuvor einen bis 1920 von Hermann Christian Bischoff bewirtschafteten Hof im Hurreler Sand gekauft (heutige Eigentümerin: Rita Wiemer).
Der Start in Hurrel verläuft ausgesprochen schwierig. Kurts Vater hatte bei der Besichtigung unterschätzt, dass die Bodenqualität im Hurreler Sand eine ganz andere ist als in den fruchtbaren Niederungen der Weichsel. Im Bestreben, die Familie mit den mageren Erträgen irgendwie durch den ersten Winter zu bringen, steht Kurt als ältester Sohn wie schon bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs sechs Jahre zuvor in einer besonderen Verantwortung.
Der Kontakt zur benachbarten Familie von Wilhelm Witte ist von Anfang an gut, und ganz generell finden Kurt und seine Geschwister in Hurrel schnell Anschluss. Auch wenn es die beiden Schwestern schon bald wieder fortzieht: Erna zunächst in die Wesermarsch und schließlich in den Wirren der Inflationszeit nach Holland, Elly nach Hohenböken. Erna lässt sich allerdings nach ihrer Hochzeit mit Gustav Höpken 1927 ganz in der Nähe nieder, in einem zur Mietwohnung umgebauten Schafstall auf dem Grund von Hinrich Wieting.
Wann Kurt seine künftige, auf dem Hof von Leo und Margaretha Jung am Hesterort arbeitende Ehefrau Johanne Wunderlich kennenlernt, ist in der Familie nicht überliefert. Die beiden heiraten am 20. November 1931 in Hude. Anlässlich dieses Ereignisses überträgt Vater Karl, der fünf Tage später seinen 64. Geburtstag feiert, den Hof ganz offiziell auf Kurt. Im Juni 1932 kommt dann Sohn Hermann zur Welt.
Als im März 1936 der zweite Sohn Erich geboren wird, haben sich die politischen Verhältnisse in Deutschland fundamental verändert: Aus der betont weltoffenen Weimarer Republik ist das von den Nationalsozialisten regierte Dritte Reich geworden, das spätestens seit 1935 im Stechschritt auf den nächsten Weltkrieg losmarschiert. Bevor dieser im September 1939 tatsächlich ausbricht, feiert Kurt im Dezember 1937 mit der Geburt des nächsten Sohnes Werner die dritte Vaterschaft.
Anders als seine Brüder wird Kurt trotz eines zwischen August und Oktober 1939 absolvierten Dienstes in einem Bau-Bataillon nicht dauerhaft zur Wehrmacht eingezogen. Gleichwohl erweckt der aus deutscher Sicht erfolgreich verlaufene Polen-Feldzug in ihm einen Reflex: Sollte es angesichts der gegenüber 1920 völlig veränderten Lage nicht möglich sein, ein weiteres Mal im Osten zu siedeln? Oder vielleicht sogar den verlorenen Hof in Rebkau zurückzubekommen? Der entsprechende Antrag ist schnell gestellt, die Prüfung zieht sich jedoch bis 1942 in die Länge und Kurt nimmt von dieser Idee wieder Abstand. Letztlich zum Glück für ihn und seine Familie, zu der sich bis Kriegsende mit Hartmut (September 1941) und Berta (Dezember 1944) zwei weitere Kinder gesellen – die Folgen einer Rückkehr nach Westpreußen wären 1945 ungleich dramatischer gewesen als 25 Jahre zuvor.
Unmittelbar vor oder nach Bertas Geburt wird Kurt noch zum Volkssturm einberufen. Letztlich übersteht er den Krieg jedoch weitgehend unbeschadet. Neben den wie überall im besetzten Deutschland entbehrungsreichen Nachkriegsjahren auch den durch die Währungsreform von 1948 eingeleiteten Aufschwung der 50er Jahre mitzuerleben, ist ihm allerdings nicht vergönnt. Eine nötig gewordene, im Peter Friedrich Ludwigs Hospital in Oldenburg vorgenommene Leisten-Operation führt zu einer Lungenembolie, die Kurt am 9. Dezember 1949 das Leben kostet. Beerdigt ist er fünf Tage später auf der Ahnenstätte Hilligenloh in Hurrel.