Karl Hinrich Hermann Timmermann wird am 6. November 1906 als siebtes Kind von Diedrich Timmermann und Katharine Timmermann in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha von Kempen, Adolf Timmermann, Heinrich Timmermann, Johann Timmermann, Bertha von Kempen und Karl Diedrich Timmermann und der ältere Bruder von Hanna Hagestedt, Georg Timmermann und Friedel Timmermann.
Zehn Tage nach Karls Geburt verhaftet ein New Yorker Polizist den italienischen Star-Tenor Enrico Caruso. Er soll im Affenhaus des Central Park Zoos einer ihm unbekannten jungen Frau „an die Hüfte“ gefasst haben, was der Beschuldigte energisch bestreitet. Ein gefundenes Fressen für die Boulevard-Presse, die in den folgenden Tagen in immer neuen Variationen über den Fall berichtet und bis zur Hauptverhandlung am 21. November 1906 eine reißerische Schlagzeile nach der anderen produziert.
Die Stimmung im völlig überfüllten Gerichtssaal ist aufgeheizt: Zahlreiche italienischstämmige Amerikaner, die Caruso als Opfer dunkler Machenschaften sehen, sitzen dort anderen Zuschauern gegenüber, die ganz unverhohlen ihre Abneigung gegen diese in den vergangenen Jahren stark gewachsene Immigrantengruppe zur Schau tragen. Die Verhandlung selbst wiederum gerät laut den Recherchen des Opern-Fachautors Christian Springer schon bald zur Farce und nährt den Verdacht, dass Caruso ganz gezielt in Misskredit gebracht werden soll. So hat das angebliche Opfer nach dem Vorfall eine falsche Adresse hinterlassen und bleibt zunächst unauffindbar. Auch die Aussagen des beteiligten Polizeibeamten sind mehr als zweifelhaft – will er doch Caruso bereits bei einer früheren sexuellen Belästigung beobachtet haben, ohne eingeschritten zu sein. Für die genannte Tatzeit hat Caruso jedoch ein Alibi.
Völlig grotesk wird es, als sich im Publikum unvermittelt eine andere Frau erhebt und den Tenor beschuldigt, sich ihr drei Jahre zuvor während einer Aufführung in der Metropolitan Opera unsittlich genähert zu haben. Eine sehr unwahrscheinliche Behauptung, da Caruso Opernaufführungen so gut wie nie als Zuschauer besucht. Trotz dieser Ungereimtheiten verurteilt der Richter den prominenten Angeklagten zur Mindeststrafe von 10 US-Dollar.
Später stellt sich Springer zufolge durch Nachforschungen einer Zeitung heraus, dass der Polizist und die ihm persönlich gut bekannte Frau aus dem Central Park ganz offensichtlich gemeinsame Sache gemacht und schon über einen längeren Zeitraum hinweg Zoo-Besucher mit unwahren Anschuldigungen konfrontiert haben. Dennoch verzichtet Caruso auf eine Berufung, um nicht noch mehr negative Presse auf sich zu ziehen. Die Furcht, dass der Vorfall seiner Karriere geschadet haben könnte, weicht spätestens am 28. November 1906, als der Sänger zum ersten Mal nach der Gerichtsverhandlung wieder auf der Opernbühne steht: Das Publikum empfängt ihn mit stehenden Ovationen.
Wo genau in Hurrel Karl an diesem für Enrico Caruso denkwürdigen Abend in seiner Wiege liegt, lässt sich heute nicht mehr rekonstruieren – sehr wahrscheinlich lebt die Familie in einem der damals im Dorf noch zahlreich vorhandenen Heuerhäuser. Vater Diedrich stammt aus Kirchkimmen, Mutter Katharine aus Nordenholzermoor. Vor Karl sind zwischen Februar 1895 und Dezember 1904 auch die älteren Geschwister in Hurrel geboren.
Schon im nächsten oder übernächsten Jahr zieht die Familie nach Nordenholz, wo Karls jüngere Geschwister Hanna (März 2009) und Georg (Juli 2010) zur Welt kommen. Nach dem frühen Tod von Georg im August 2012 kauft Diedrich Timmermann dann von Tönjes Hinrich Schwarting einen 1793 von Jacob Brockshus begründeten, rund sieben Hektar großen Hof am nordöstlichen Rand von Hurrel (heute: Kerstin und Thomas Schwantje).
Sehr wahrscheinlich ab 1913 besucht Karl die örtliche Volksschule, wo er zunächst von Heino Schierenbeck und ab 1914 von Georg Adolf Meyer unterrichtet wird. Zu seinen in etwa gleichalten Klassenkameraden, die wie er schon bald nach der Einschulung den Ausbruch des Ersten Weltkriegs miterleben, gehören unter anderem Heinrich Janzen, Heinrich Pannenborg, Adolf Schmerdtmann, Johann Schütte, Bernhard Spreen, Georg Wieting und Hinrich Wilkens.
Karls Schulentlassung fällt in die Jahre vor der großen Hyperinflation, in denen es für die abgehenden Kinder eines Bauernhofes eher die Ausnahme als die Regel ist, einen regulären Beruf zu erlernen – geschweige denn überhaupt einen Broterwerb zu finden. Nachdem er zunächst bei einem Bauern in der Umgebung in Stellung geht, hält Karl sich danach mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser. Schließlich findet er in der 1918 gegründeten Ziegelei von Friedrich Knabe in Kirchkimmen eine Anstellung, auf der bereits seine Brüder Adolf und Johann beschäftigt sind. Auch privat verbringen die drei Brüder viel Zeit miteinander, unter anderem als aktive Mitglieder des Schützenvereins Hurrel.
Bald darauf findet Karl auch sein privates Glück. Es liegt nicht weit entfernt: Im März 1931 heiratet er Adele Düßmann, die Tochter seines Nachbarn Diedrich Düßmann. In dessen Haus, das dem Hof seines Vaters direkt gegenüber liegt, zieht das junge Paar nach der Hochzeit ein. Im Februar 1932 – elf Monate vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten – kommt Tochter Gertrud zur Welt. Als im September 1935 Sohn Dieter folgt, sitzen die neuen Machthaber längst fest im Sattel und haben unmittelbar zuvor mit den Nürnberger Gesetzen die nächste Phase der Judenverfolgung eingeleitet. Auch außenpolitisch wird der Ton nach dem im März 1935 verfügten Aufbau der Wehrmacht immer aggressiver.
In den folgenden Jahren arbeitet Karl weiter auf der Ziegelei. Im Sommer 1939 wird dann der Titel des Schützenkönigs, den er beim traditionellen Dorf-Schützenfest sicher nicht ohne Stolz erringt, schnell zur Nebensache: Nur wenige Wochen später beginnt mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Karl wird zum Bodenpersonal der Luftwaffe eingezogen und zunächst nach Frankreich abkommandiert. Es folgen Einsätze in Polen und Russland, wo es ihn bis auf die Krim verschlägt.
Der ab 1943 einsetzende Rückzug der Wehrmacht endet für Karl in Ostpreußen, wo er kurz vor Ende des Krieges noch verwundet wird. Die Kapitulation Deutschlands erlebt er deshalb auf einem Lazarettschiff in Dänemark. Nach der Genesung und kurzer Kriegsgefangenschaft durch die Alliierten wird er im August 1945 nach Hause entlassen.
Gleich nach seiner Rückkehr nimmt Karl die Arbeit in der Ziegelei wieder auf. Die jahrelangen Strapazen des Krieges haben ihn jedoch physisch wie psychisch gezeichnet und zudem ein bereits seit seiner Jugend bestehendes Nierenleiden verschlimmert. Eine Besserung stellt sich nicht mehr ein: Karl stirbt am 1. August 1949 im Alter von nur 42 Jahren und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beigesetzt.