Karl Gustav Barkemeyer wird am 20. Oktober 1912 als zweites Kind von Georg Barkemeyer und Frieda Barkemeyer auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heutige Eigentümerin: Irmgard Wachtendorf) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Erna Heyne und der ältere Bruder von Henny Wilkens.
In den beiden Wochen vor Karls Geburt erklären kurz hintereinander Montenegro, Serbien, Bulgarien und Griechenland dem Osmanischen Reich den Krieg. Gemeinsames Ziel der vier seit Mai 1912 im Balkanbund verbündeten Staaten ist es, dem durch den gerade erst beendeten Italienisch-Türkischen Krieg geschwächten Gegner seine verbliebenen europäischen Provinzen abzuringen und unter sich aufzuteilen. Anfangs stehen sich in diesem später als Erster Balkankrieg bezeichneten Konflikt rund 650.000 Soldaten gegenüber, wobei die Koalitionäre zahlenmäßig klar im Vorteil sind: Die türkische Militärführung fürchtet eine Invasion russischer Streitkräfte über den Kaukasus und schickt erst nach den ersten Niederlagen – unter anderem am 29. Oktober in der Schlacht von Lüleburgaz – Verstärkung aus asiatischen Standorten.
Obwohl sich die Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich in dem Konflikt neutral verhalten, wächst in Europa die Angst vor einer Eskalation des Krieges. Die in der Zweiten Internationalen zusammengeschlossenen Arbeiterparteien des Kontinents berufen deshalb einen außerordentlichen Friedenskongress ein, der am 24. und 25. November in Basel tagt. Zu den zum Frieden mahnenden Rednern gehören unter anderem der französische Sozialisten-Führer Jean Jaurès und die SPD-Politiker August Bebel, Hugo Haase und Clara Zetkin.
Parallel zum Kongress finden überall in Europa Friedensdemonstrationen mit zusammen mehr als 300.000 Teilnehmern statt. Dessen ungeachtet gehen in den europäischen Hauptstädten die Vorbereitungen auf eine mögliche militärische Auseinandersetzung weiter: In Berlin etwa verständigt sich Kaiser Wilhelm II. in einem am 8. Dezember im Stadtschloss abgehaltenen Kriegsrat mit Generalstabs-Chef Helmuth Johannes Ludwig von Moltke und Admiral Alfred von Tirpitz darauf, die Aufrüstung von Heer und Marine noch schneller voranzutreiben als ursprünglich geplant.
Vom knapp zwei Jahre später in den Ersten Weltkrieg mündenden Unheil, das sich im Herbst 1912 um sie herum zusammenbraut, bekommt Karls Familie in Hurrel vermutlich wenig mit. Was angesichts der Umstände seiner Geburt verständlich ist: Ein schon Monate zuvor im Mutterleib verstorbenes Zwillingskind kostet Mutter Frieda beinahe das Leben und lässt Karl an Armen und Beinen verkrüppelt zur Welt kommen. Eine Schule besucht er aufgrund dieser Behinderung nie, obwohl die damalige Volksschule Hurrel nur wenige hundert Meter vom Barkemeyer-Hof entfernt liegt. Einige Jahre lang erhält Karl jedoch im Hause seiner Eltern vom damaligen Schulmeister Alexander Hasselhorn Privatunterricht und lernt so Lesen, Rechnen und ein wenig Schreiben.
Auch wenn Karls Eltern zu jener Zeit wenig anderes übrig bleibt, als ihr Schicksal und das Schicksal ihres Sohnes anzunehmen, so lassen sie doch nach Kriegsende nichts unversucht, Karl im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu einer Besserung zu verhelfen. Die Ärzte empfehlen eine sich über mehrere Monate hinziehende Therapie im St.-Jürgen-Krankenhaus in Bremen, was angesichts der Entfernung jedoch kaum realisierbar erscheint. Durch Zufall trifft Karls Vater dann kurz darauf in Oldenburg seinen Militär-Vorgesetzten Hermann Meyer wieder, der aus Bremen stammt und ganz in der Nähe des Krankenhauses wohnt.
Spontan bietet Hermann Meyer an, Karl und seine Mutter während dieser Zeit bei sich einzuquartieren. Ein Angebot, das Georg und Frieda Barkemeyer dankend annehmen. Letztlich bringt die Behandlung zwar keinen nachhaltigen Erfolg, die Familien Barkemeyer und Meyer bleiben dadurch jedoch über Jahrzehnte in Verbindung. Mit Helmut Falldorf, dem Enkel von Hermann Meyer, verbindet Karl später bis zu dessen Tod im Dezember 1983 eine lebenslange Freundschaft.
Kurz nach Karls 20. Geburtstag kommen die Nationalsozialisten an die Macht. Von deren gegen „unwertes Leben“ gerichteten Euthanasie-Programmen bleibt er zwar verschont, nicht aber vor einem Einberufungsbescheid zur Wehrmacht, der ihn kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erreicht. Um nachzuweisen, dass Karl keinesfalls in der Lage ist, diesem Befehl zu folgen, schicken seine Eltern ein Foto von ihm an die zuständige Behörde. Damit hat sich das Thema erledigt. Eine ganze Reihe von Spielgefährten aus frühen Kindertagen zieht dagegen in den Krieg und kehrt nicht zurück, darunter seine nahezu gleichaltrigen Vettern Georg und Gustav Rüdebusch.
Als einziger Sohn wäre Karl der legitime Erbe des Barkemeyer-Hofes gewesen. Da er dieses Erbe aufgrund seiner Behinderung nicht antreten kann, fällt die Wahl zunächst auf seine jüngere Schwester Henny und deren Ehemann Benno Wilkens. Beide lassen sich nach der Hochzeit im April 1938 auf dem Hof nieder, doch Georg Barkemeyer und sein Schwiegersohn verstehen sich nicht besonders. Schon 1939 kehrt Benno deshalb mit Henny und der im Juli 1938 geborenen Tochter Irmgard auf den elterlichen Hof nach Lintel zurück. Weil bereits sechs Jahre zuvor auch Karls ältere Schwester Erna nach ihrer Heirat mit Adolf Heyne ausgezogen war, verpachtet Georg Barkemeyer den Hof zunächst und vermacht ihn dann per Testament seiner Enkelin Irmgard Wilkens – mit der Auflage, Karl für den Rest seines Lebens zu pflegen. Eine Aufgabe, der Irmgard, die 1953 im Alter von 15 Jahren auf den Barkemeyer-Hof übersiedelt, mehr als 36 Jahre lang gewissenhaft nachkommt.
In den folgenden Jahrzehnten wird Karl Zeuge, wie der Barkemeyer-Hof unter der Regie von Irmgard und ihrem Ehemann Gerold Wachtendorf ab 1961 aus kleinsten Anfängen heraus zu neuem Leben erwacht. Wie auch in den Jahrzehnten zuvor erlebt er diesen Aufschwung von seinem Platz in der Küche aus – die meiste Zeit davon in einem Lehnstuhl, den ursprünglich sein 1963 verstorbener Vater vom Schützenverein Hurrel zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen hat.
Nachdem er 1982 seinen eigenen 70. Geburtstag und fünf Jahre später auch seinen 75. Geburtstag noch bei relativ guter Gesundheit feiern kann, baut Karl ab 1988 körperlich zusehends ab und wird schließlich im Herbst 1989 bettlägerig. Er stirbt am 25. November 1989 und wird fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude im direkt an der Kirche gelegenen Familiengrab beerdigt.