Johann Meyer genannt Schumacher – Biographie

Heinrich Johann Hinrich Christoph Meyer genannt Schumacher – Rufname Johann – wird am 1. Oktober 1890 als zweites Kind von Hinrich Heinrich Adolf Meyer genannt Schumacher und Christine Katharine Friederike Meyer genannt Schumacher in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Rudolf Meyer genannt Schumacher und der ältere Bruder von Heinrich Meyer genannt Schumacher, Herbert Meyer genannt Schumacher, Friedrich Meyer genannt Schumacher und Hermann Diedrich Adolf Meyer genannt Schumacher. Zudem gibt es noch eine unmittelbar nach ihrer Geburt am 7. Februar 1899 verstorbene Schwester, die deshalb namenlos geblieben ist.

Für die deutsche Sozialdemokratie ist Johanns Geburtstag ein bedeutender Tag: Am 1. Oktober 1890 fällt das zwölf Jahre zuvor vom damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck initiierte und mehrfach verlängerte Sozialistengesetz. Bis dahin war der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) und ihr nahestehenden Organisationen wie Gewerkschaften jede politische Betätigung verboten – eine Reaktion auf zwei erfolglos verlaufene Attentate gegen Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1878. Eine von Bismarck unterstellte direkte Verbindung der Attentäter Max Hödel und Karl Eduard Nobiling zur SAP ließ sich jedoch nie zweifelsfrei nachweisen.

Verstöße gegen das Gesetz wurden mit Geld- und Haftstrafen geahndet. Einzelpersonen konnten jedoch sehr wohl politisch aktiv werden und zu Wahlen antreten. Dies kam der SAP zugute, die angesichts der staatlichen Repressalien von einer enormen Solidarisierung innerhalb der Arbeiterschaft profitierte. Entfielen bei der Reichstagswahl von 1881 erst 312.000 Stimmen auf SAP-Kandidaten, so waren es 1887 bereits 763.000 und bei der Reichstagswahl vom 20. Februar 1890 sogar 1.427.000 Stimmen. Schon unmittelbar vor dieser Wahl hatte der Reichstag eine nochmalige Verlängerung des zum 1. Oktober auslaufenden Sozialistengesetzes endgültig abgelehnt. Im März 1890 schließlich entlässt Kaiser Wilhelm II. Bismarck im Streit um strengere Arbeitsschutzgesetze. Mitte Oktober 1890 nennt sich die SAP dann in SPD um. Bei den Reichstagswahlen im Juni 1893 steigert die nun wieder legale Partei ihr Ergebnis um weitere 25 Prozent auf 1.787.000 Stimmen.

Ob es gegen Ende des 19. Jahrhunderts im fast ausschließlich bäuerlich geprägten Hurrel bereits SPD-Wähler gibt, darüber lässt sich nur spekulieren. Im gesamten Großherzogtum Oldenburg kommt die Partei bei der Reichstagswahl von 1893 immerhin auf einen Anteil von 19,7 Prozent, und außer vielen Mitarbeitern von Glashütte und Warpsspinnerei in Osternburg wird mit Sicherheit auch der eine oder andere Landarbeiter für sie gestimmt haben. Zur letztgenannten Gruppe scheint Johanns Familie zu gehören – auch wenn die Grenzen zum Heuerlingswesen zu jener Zeit fließend sind.

Wo genau in Hurrel Johann seine ersten Lebensjahre verbringt, liegt heute mangels eigenen Grundbesitzes der Eltern im Dunkeln. Vielleicht im Hurreler Sand, denn dort bewirtschaftet Johanns Großvater Johann Hinrich Janzen einen kleinen Hof (heutige Eigentümerin: Rita Wiemer). Zeitweise wohnt die Familie danach auch in Hude und in Dingstede. Vater Hinrich Heinrich Adolf stammt ursprünglich aus Hohenböken und verdankt seinen ungewöhnlichen Nachnamen nicht etwa seinem Beruf, sondern dem Umstand, dass der eigene Vater ein unehelicher Sohn der einst in Wildeshausen lebenden Witwe Friederike Schumacher geborene Meyer ist.

Als Johanns Vater im September 1909 an einer Lungenentzündung stirbt, verdient er selbst seinen Lebensunterhalt wahrscheinlich schon als Forstarbeiter. Diesen Beruf übt Johann zumindest bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 aus, zu dem außer ihm mit Ausnahme des erst 14-jährigen Hermann Diedrich Adolf auch alle seine Brüder einberufen werden. Zurück kehrt keiner von ihnen. Johann fällt am 18. Juni 1916 als vorletzter im Nordwesten der Ukraine unter heute nicht mehr näher bekannten Umständen. Als Unteroffizier in der 11. Armee des Oldenburger Infanterieregiments 91 dürfte er auf deutscher Seite an der Abwehr der am 4. Juni gestarteten Brussilow-Offensive beteiligt sein. Der im Kirchenbuch der Gemeinde Hude genannte Todesort Woronezyn – wo seither vermutlich auch Johanns sterbliche Überreste ruhen – taucht in jenen Wochen in den von den Behörden geführten Verlustlisten des Öfteren auf. Exakt lokalisieren lässt er sich auf aktuellen Karten aber leider nicht.