Johann Berend Tönjes – Biographie

Johann Berend Tönjes wird am 8. Oktober 1807 als erstes Kind von Berend Tönjes und Anna Sophie Elisabeth Tönjes auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Heiko Pflug) geboren. Er ist der ältere Bruder von Hinrich Tönjes, Johann Hinrich Tönjes, Berend Tönjes, Johann Tönjes, Gerd Hinrich Tönjes, Anna Sophia Tönjes, Catharina Margarete Tönjes und Anna Sophia Tönjes. Zwei weitere, am 25. Dezember 1824 zur Welt gekommene Schwestern sind noch am selben Tag verstorben und somit namenlos geblieben.

Eine Woche vor Johann Berends Geburt tritt der Nassauer Freiherr Karl vom und zum Stein seinen Dienst als Leitender Minister von Preußens König Friedrich Wilhelm III. an. Eine Berufung, die aus der Not heraus geboren ist: Nach der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 hat Preußen den Vierten Koalitionskrieg gegen Frankreich verloren und muss im von Napoleon Bonaparte diktierten Frieden von Tilsit hohen Tributzahlungen und Gebietsverlusten zustimmen. Die einzige Chance, sein Land mittelfristig wieder im Kreis der europäischen Großmächte zu etablieren, sieht Friedrich Wilhelm in einer weitreichenden Erneuerung des Staatswesens – die Stein schon in einer früheren Amtszeit erfolglos angemahnt hat.

Im zweiten Anlauf verliert der neue alte Minister denn auch keine Zeit. Bereits am 9. Oktober 1807 legt er mit dem Oktober-Edikt den Grundstein für die später nach ihm und Mitstreiter Karl August von Hardenberg benannten Reformen, die Preußens Verwaltung, Militär und Schulwesen quasi von oben herab modernisieren. Dazu gehört unter anderem der in Frankreich erst durch eine blutige Revolution erzwungene Bruch mit den feudalen Strukturen des Mittelalters: Die über Jahrhunderte hinweg bestehende Leibeigenschaft der preußischen Bauern wird aufgehoben, ebenso die Pflicht, bei einer Heirat die Erlaubnis des Grundherrn einzuholen. Durch den Wegfall des Zunftzwangs können zudem fortan auch Stadtbewohner ihren Beruf frei wählen.

Mit seinen Reformen will Stein die Bürger stärker an den Staat binden – in der Hoffnung, auch über die Grenzen Preußens hinaus ein deutsches Nationalgefühl zu entwickeln und so die napoleonische Fremdherrschaft abzuschütteln. Eine Intention, die nicht lange verborgen bleibt: Im Dezember 1808 ächtet Napoleon Stein als Feind Frankreichs und des Rheinbundes und zwingt ihn damit ins Exil nach Prag und später nach St. Petersburg.

In Hurrel erlebt Johann Berend weder Steins Flucht mit noch Napoleons Sturz im Sechsten Koalitionskrieg: Er stirbt bereits am 5. Februar 1808 und wird sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.