Heinrich Bischoff – Biographie

Heinrich Johann Bischoff wird am 15. Oktober 1891 als zweites Kind von Hermann Christian Bischoff und Johanne Gesine Bischoff auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Rita Wiemer) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Gesine Marie Pöpken und der ältere Bruder von Johann Gerhard Bischoff, Helene Christine Johanne Bischoff, Hermann Johann Bischoff, Johanne Gesine Helene Bischoff, Hermine Gesine Bischoff, Henny Gesine Katharine Bischoff, Anna Gesine Bischoff und Anna Gesine Johanne Bischoff.

Anfang Oktober 1891 lässt sich der amerikanische Schriftsteller Mark Twain für insgesamt fünf Monate in der deutschen Reichshauptstadt Berlin nieder. Begleitet von Ehefrau Olivia und den Töchtern Susy, Clara und Jean bezieht er eine Mietwohnung in der Körnerstraße. Es ist Twains dritte Europa-Reise, und dieses Mal dient sie ihm in erster Linie dazu, Problemen in der Heimat zu entfliehen. So erscheint Twain sein in Hartford im Bundesstaat Connecticut gepflegter Lebensstil auf Dauer zu teuer – zumal eine von ihm maßgeblich finanzierte Erfindung, eine Setzmaschine namens Paige Compositor viel Geld verbrennt, ohne den erhofften Durchbruch zu erzielen.

Twain erlebt Berlin als „Weltstadt in der Pubertät“. Seit der Reichsgründung 1871 hat sich die einst beschauliche Residenzstadt zur modernen Metropole entwickelt, vom prominenten Besucher ehrfürchtig „The Chicago of Europe“ getauft. „Es ist jetzt eine neue Stadt, die neueste, die ich je gesehen habe“, schreibt Twain in einem Essay für die Chicago Daily Tribune. Dass Berlin trotz allem viele Schattenseiten bereithält, erkennt er allerdings schon an seinem Quartier: Es hält nicht im Entferntesten, was der Makler vorher versprochen hat. Schon bald siedelt Twain deshalb mit seiner Familie ins vornehme Hotel Royal um, das ihm standesgemäßer erscheint.

Als auch in Deutschland gern gelesener Autor ist Twain in dieser Zeit häufig zu Gast auf Feierlichkeiten der Berliner Oberschicht. Über eine mit dem preußischen General Maximilian von Versen verheiratete Kusine kommt im Februar 1892 sogar ein gemeinsames Abendessen mit Kaiser Wilhelm II. zustande, das aber angesichts unterschiedlicher Auffassungen in Militär-Angelegenheiten in eher frostiger Atmosphäre verläuft.

Im März 1892 verlässt Twain Berlin Richtung Südfrankreich und kehrt anschließend in die USA zurück. Dort kann er seine drohende finanzielle Pleite nicht abwenden, so dass er 1894 im Alter von fast 60 Jahren noch einmal völlig neu beginnen muss. Mitten auf einer Vortragsreise, die ihm helfen soll, seine Schulden zurückzuzahlen, erreicht ihn im August 1896 in London die Nachricht vom Tod der ältesten Tochter Susy.

Zu diesem Zeitpunkt ist in Hurrel gerade Heinrichs Schwester Helene Christine geboren. Bis 1906 gibt es in seiner Familie keinen einzigen Todesfall – angesichts der hohen Säuglingssterblichkeit jener Epoche bei bis dato acht Kindern eher ungewöhnlich. Die zweitjüngste Schwester Anna Gesine stirbt dann im März 1906 allerdings kurz nach der Geburt, ebenso ihre namenlos gebliebene Zwillingsschwester und die im September 1909 zur Welt gekommene jüngste Schwester Anna Gesine Johanne.

Heinrich zählt zur Gruppe der ersten Hurreler Kinder, die die 1897 gegenüber dem Gasthof von Carl Busch neu erbaute Dorfschule besuchen. Dort gehören neben der nur zwei Jahre älteren, noch im Nachbardorf Lintel eingeschulten Schwester Gesine Marie unter anderem Adele Busch, Georg Rüdebusch, Friedrich Schwarting, Gerhard Schwarting, Adele Wiedau und Friedrich Wilkens zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Heinrichs Schulweg ist trotzdem noch immer verhältnismäßig lang: Der 1819 von seinem Urgroßvater Cord Hinrich Janzen gekaufte Hof liegt rund zweieinhalb Kilometer vom Dorfkern entfernt im Hurreler Sand. Wobei die exakte Lage des 1904 durch einen Brand zerstörten Ur-Hofs heute nicht mehr bekannt ist: Heinrichs aus Edewecht eingeheirateter Vater Hermann Christian errichtet den Betrieb 1905 an der noch heute bestehenden Stelle neu.

Sehr wahrscheinlich im Frühjahr 1906 beendet Heinrich die Volksschule. Ob er danach weiter auf dem elterlichen Hof lebt oder andernorts in Stellung geht, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit rekonstruieren. Um 1910 herum – das Sterbejahr Mark Twains – dürfte er zudem seinen Militärdienst in Oldenburg ableisten. Von da an sind es nur noch wenige Jahre bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, in dessen Tötungsmaschinerie Heinrich vermutlich von Anfang an hineingezogen wird. Über die Umstände seines Todes an der Westfront am 1. Dezember 1916 ist heute nichts mehr bekannt. Der deutsche Heeresbericht meldet für diesen Tag in Nordfrankreich „keine besonderen Ereignisse“. Heinrichs sterbliche Überreste ruhen auf der Kriegsgräberstätte in Achiet-le-Petit (Grab 1085).