Wilhelm Karl Heino Stöver – Rufname Heino – wird am 15. Januar 1910 als zweites Kind von Friedrich Georg Stöver und Marie Stöver in Neustadt bei Ovelgönne in der Wesermarsch geboren. Er ist der jüngere Bruder von Frieda Stöver und der ältere Bruder von Erich Stöver, Johanne Strodthoff, Friedrich Edo Stöver, Martha Broers-Krumland, Johannes Helmuth Stöver und Werner Stöver.
In den ersten Wochen des Jahres 1910 gibt es gleich mehrere neue technische Errungenschaften und Rekorde zu bestaunen. In New York etwa werden einige hundert ausgewählte Gäste und Berichterstatter am 13. Januar Zeuge der ersten Musik-Live-Übertragung in der Geschichte des Radios. Möglich macht das aus der Metropolitan Opera gesendete Programm mit Arien von Enrico Caruso und Emmy Destinn eine spezielle Verstärker-Röhre des amerikanischen Erfinders Lee de Forest. Unter dem Namen Triode prägt sie über Jahrzehnte hinweg die Radio-Technik.
Am 15. Januar – also direkt an Heinos Geburtstag – wird zudem im US-Bundesstaat Wyoming der Shoshone Dam vollendet. Mit einer Höhe von 99 Metern ist das Bauwerk die bis dahin höchste Talsperre der Welt. Von sich reden macht auch das zwischen dem 10. und 20. Januar in Los Angeles abgehaltene Luftfahrt-Treffen Dominguez International Air Meet. Dort stellt der Franzose Louis Paulhan in seinem Doppeldecker Farman III mit 1.269 Metern nicht nur einen neuen Höhen-Weltrekord auf, er bleibt auch mit einer Stunde, 49 Minuten und 40 Sekunden länger mit einem Flugzeug in der Luft als jeder andere Mensch vor ihm. Dem Amerikaner Glenn Curtiss wiederum gelingt mit 6,4 Sekunden der schnellste Start, und er erreicht mit 88,5 Stundenkilometern die bis dahin höchste Geschwindigkeit mit einem Passagier an Bord.
Gerade die immer schneller purzelnden Rekorde in der Luftfahrt verdeutlichen jedoch, dass sich der technische Fortschritt nicht nur zivil, sondern auch militärisch nutzen lässt. So machen 1910 vermehrt Gedankenspiele die Runde, künftige Kriege nicht mehr nur zu Lande und auf dem Wasser, sondern auch am Himmel zu führen. Im weiteren Jahresverlauf bezieht die französische Armee in ihre Manöver erstmals Flugzeuge mit ein, auf der Gegenseite loten derweil deutsche Militärs die Möglichkeiten eines Luftschiff-Einsatzes aus.
Als im August 1914 der Erste Weltkrieg losbricht, bleibt es nicht bei den Planspielen. Heino erlebt diesen Krieg, an dem Vater Friedrich Georg mutmaßlich von Beginn an als Teil der Landstreitkräfte teilnimmt, auf dem von seinen Eltern gepachteten Bauernhof in Neustadt. Dort besucht er zunächst auch die Volksschule – bis die Familie kurz vor der Geburt des nur sechs Monate lang lebenden Bruders Johannes Helmuth im Juni 1920 auf einen eigenen Hof in Rastede umzieht. Aus dieser Zeit erhalten ist ein Zeugnis der Volksschule Rastede, das dem damals 14-jährigen Heino „regelmäßigen“ Schulbesuch, „sehr guten“ Fleiß und „gutes“ Betragen bescheinigt.
Bereits im Laufe des Jahres 1924 gibt Heinos Vater den Hof in Rastede wieder auf und zieht mit seiner Familie nach Hurrel. Dort pachtet er von Diedrich Heinemann den ältesten noch bestehenden Hof des Dorfes (heute: Ursula Schlake). In Hurrel besucht Heino noch ein weiteres Jahr die Volksschule und hilft anschließend auf dem elterlichen Betrieb. Als die jüngeren Brüder Erich und Friedrich Edo ihrerseits die Schule verlassen und sich zuhause entsprechend stärker einbringen können, geht Heino im November 1928 bei einem Bauern in Astrup in Stellung.
Nur ein Jahr später kehrt Heino nach Hurrel zurück und arbeitet fortan auf dem Hof von Heinrich Tönjes (heute: Ingo Stöver und Sara Bolte). Dort lernt er Martha Wübbeler aus Kirchkimmen kennen, die am 1. Mai 1932 ihren Dienst als landwirtschaftliche Gehilfin auf dem Tönjes-Hof antritt. Heino und Martha heiraten am 9. August 1935 und beziehen eines der zum Tönjes-Hof gehörenden Heuerhäuser. Drei Monate später kommt Sohn Willy zur Welt. Im April 1937 folgt Tochter Luise, im September 1938 Tochter Frieda. Für die Entscheidung, der zweiten Tochter denselben Rufnamen zu geben wie Heinos älterer Schwester, gibt es einen traurigen Hintergrund: Frieda Stöver stirbt im Juni 1937 kurz vor ihrem 29. Geburtstag bei einem Verkehrsunfall.
Nur zwei Tage nach Friedas Geburt schließt Adolf Hitler, Führer der seit 1933 diktatorisch regierenden Nationalsozialisten, mit den Regierungschefs von Großbritannien, Frankreich und Italien das Münchner Abkommen, das die Tschechoslowakei zum Abtritt des Sudetenlandes an Deutschland zwingt. Zwar feiern die meisten Deutschen ihren Machthaber für diesen diplomatischen Erfolg. Letztlich ist das Abkommen jedoch nur ein weiteres Glied in der Kette jener Ereignisse, die zum Zweiten Weltkrieg führen. Als dieser Anfang September 1939 mit dem Überfall auf Polen beginnt, sehen Martha und Heino gerade der Geburt ihres vierten Kindes Fritz entgegen. Noch vor dessen Ankunft im Januar 1940 erhält Heino seinen Stellungsbefehl und wird zur Grundausbildung nach Verden abkommandiert.
Wo Heino zunächst eingesetzt wird und wie oft er Martha, die im Mai 1941 geborene jüngste Tochter Erika und deren Geschwister noch zu Gesicht bekommt, lässt sich heute nicht mehr exakt rekonstruieren. Am Ende gehört er zu den Hunderttausenden, die noch in den letzten Wochen des Krieges ihr Leben verlieren. Wann und wo genau ihn dieses Schicksal ereilt, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Heinos Spur verliert sich im März 1945 in Lettland, wo er als Angehöriger des Grenadier-Regiments 23 der 11. Infanterie-Division an der Fünften Kurland-Schlacht teilnimmt. Das in dieser Biographie angegebene Todesdatum 27. März markiert das Ende der Kämpfe im Raum Pampaļi, wo Heino sich in späteren Jahren betriebenen Nachforschungen des Deutschen Roten Kreuzes zufolge kurz vor seinem Verschwinden aufgehalten hat, und besitzt rein symbolischen Charakter.
Amtlich für tot erklärt wird Heino am 31. Dezember 1945. Seine persönlichen Daten hat die Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Gedenkbuch des Friedhofes Saldus in der lettischen Gemeinde Novadnieki hinterlegt.