Hans Karl Georg Witte wird am 23. Oktober 1914 als erstes Kind von Ernst Witte und Mathilde Witte auf dem elterlichen Hof am Grenzweg in Tweelbäke (heute: Heinz und Irmtraud Wefer) geboren. Er ist der ältere Bruder von Erna Wefer und hat mit Karl Witte noch einen älteren Halbbruder aus einer früheren Ehe seines Vaters.
Drei Tage vor Hans‘ Geburt beginnt an der Westfront des noch jungen Ersten Weltkriegs die Erste Flandernschlacht, in deren Verlauf der deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn mehrere zu großen Teilen aus Minderjährigen bestehende Reserve-Korps gegen einen übermächtigen Feind schickt. Eine auch militärisch fragwürdige Operation, aus der später der Mythos von Langemarck entsteht.
Ob Hans‘ Vater zu diesem Zeitpunkt bereits aktiv am Kriegsgeschehen teilnimmt, ist nicht überliefert. Als Angehöriger des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 74 dürfte er jedoch schon im August 1914 eingezogen worden sein, so dass Hans ihn bis November 1918 kaum zu Gesicht bekommt. Bis auf eine leichte, im Herbst 1916 erlittene Verwundung übersteht Ernst Witte den Krieg jedoch körperlich unversehrt.
Voraussichtlich ab Frühjahr 1921 besucht Hans die Volksschule in Tweelbäke. Nach dem Schulabschluss geht er zunächst auf dem Hof Siems in Oberhausen (heute: Wilfried und Elke Siems) in Stellung, bevor er eine landwirtschaftliche Ausbildung beginnt, die ihn Mitte der 30er Jahre auf den Hof von Johann Heinemann nach Hurrel führt. Dort lernt er seine spätere Ehefrau Lily Lange kennen.
Noch bevor Hans und Lily heiraten können, löst der deutsche Überfall auf Polen Anfang September 1939 den Zweiten Weltkrieg aus. Hans erhält einen Stellungsbefehl zur Luftwaffe und dient zunächst in einem Flugabwehr-Regiment in der Nähe von Rosenheim. Drei Monate nach der Hochzeit am 25. September 1942 wird er zum ersten Mal Vater: Lily bringt in Oldenburg Tochter Helga zur Welt.
Wann genau Hans nach Frankreich versetzt wird, ist nicht überliefert. Im Laufe der letzten Kriegsmonate gerät er in französische Gefangenschaft und wird unter anderem im nahe Lyon gelegenen Fort de Feyzin interniert. Erst Anfang 1948 kommt er frei und kehrt nach Hurrel zurück, wo Lily mit Helga auf dem Hof ihres Vaters Georg Lange (heute: Helmut und Linda Braun) auf ihn gewartet hat.
In der Hoffnung, den elterlichen Hof übernehmen zu können, zieht Hans kurz darauf mit seiner Familie nach Tweelbäke. Vater Ernst legt sich jedoch auf Tochter Erna und ihren Ehemann Gustav Wefer als Nachfolger fest. Erster Anlaufpunkt auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist ab Anfang 1949 eine Oberwohnung im Zimmerei-Betrieb von Diedrich Schmidt an der Hurreler Straße (heute: Andreas Linke und Bettina Heinemann-Linke). Kaum eingezogen, kündigt sich Sohn Horst an: Er wird am 24. Juli 1949 geboren.
Beruflich orientiert sich Hans in jenen Monaten neu: Statt zu versuchen, irgendwo anders in der Landwirtschaft Fuß zu fassen, bewirbt er sich bei der Warpsspinnerei in Oldenburg – einem der über viele Jahrzehnte hinweg größten Arbeitgeber der Stadt – und erhält im Hauptwerk an der Stedinger Straße eine Anstellung als Fahrer. Bis zum Beginn der Strukturkrise in der Textilwirtschaft in den 60er Jahren ein sicherer Arbeitsplatz, der es Hans schon 1951 erlaubt, einen später von Adolf Schmerdtmann gekauften Hof am Goehlweg in Hurrel zu pachten und einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb aufzubauen.
Um die täglichen, mit dem Motorrad zurückgelegten Fahrten nach Oldenburg zu verkürzen, kauft Hans 1955 einen kleinen Hof am Helmsweg in Osternburg, dessen renovierungsbedürftiges Wohnhaus zunächst allerdings noch vermietet ist. Im Sommer weidet er dort seine Kühe und melkt sie jeweils morgens und abends auf dem Arbeitsweg. Erst 1961 zieht die Familie nach Osternburg um – schon ohne Tochter Helga, die in Schmede als Haushaltshilfe auf dem Hof Tabken arbeitet.
Als die Warpsspinnerei 1972 ihre Produktion nach Petersfehn verlagert, wechselt Hans zum Oldenburger Holzgroßhandel Bohlen & Sohn, seinem letzten Arbeigeber vor der Rente im Herbst 1979. Schon 1975 tritt Hans einen Teil des Hofgrundstücks an Sohn Horst ab, der darauf mit seiner Frau Ursula ein zweites Wohnhaus errichtet.
Auch als Rentner hält Hans seinen kleinen Betrieb aufrecht, mästet weiter Schweine und verkauft Milch und Eier ab Hof an die teils langjährigen Kunden. Für Freizeitaktivitäten jeglicher Art bleibt da wenig Raum – auch wenn er und Lily nun häufiger als sonst Veranstaltungen des Bürgervereins Tweelbäke besuchen oder mit ehemaligen Hurreler Nachbarn wie Erwin und Sophie Schnell, Erich Vosteen, Johann Diers und Hanna Münstermann sonntägliche Ausflüge unternehmen. Eine Lebensphase, die für Hans abrupt und letztlich zu früh endet: Erst nach mehreren Fehldiagnosen wird bei ihm im Sommer 1991 Lungenkrebs festgestellt; er stirbt nach kurzem Krankhaus-Aufenthalt an seinem 77. Geburtstag. Beerdigt ist er fünf Tage später auf dem Alten Osternburger Friedhof.