Gretchen Sparke – Biographie

Gretchen Diederike Sparke wird am 23. Oktober 1920 als erstes Kind von Georg Johann Drieling und Anna Gesine Drieling in Grüppenbühren geboren. Sie ist die ältere Schwester von Hanna Dörgeloh und Martha Drieling.

Zwei Tage nach Gretchens Geburt stirbt im Brixton-Gefängnis in London der irische Schriftsteller und Politiker Terence MacSwiney. Der Bürgermeister der Stadt Cork war am 12. August im Irischen Unabhängigkeitskrieg wegen Besitzes aufrührerischer Schriften und eines Schlüssels zur Nachrichten-Kodierung festgenommen und zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Zusammen mit neun Mitgefangenen war MacSwiney daraufhin in einen Hungerstreik getreten, den er wie schon zuvor zwei Leidensgenossen nicht überlebt.

Der von den übrigen Häftlingen fortgeführte Hungerstreik sorgt weltweit für Aufmerksamkeit. Neben Papst Benedikt XV. und dem irischstämmigen New Yorker Bürgermeister John Francis Hylan setzen sich auch andere bedeutende Persönlichkeiten für eine Freilassung der Streikenden ein, allerdings ohne Erfolg. Erst nach 94 Tagen geben die Häftlinge auf Wunsch des Sinn-Féin-Gründers Arthur Griffith auf. Zusammen mit Michael Collins handelt Griffith 1921 den Anglo-Irischen Vertrag aus, der Irland in eine unabhängige Republik im Süden und eine weiter zu Großbritannien gehörende Nord-Provinz teilt. Ein Kompromiss, der direkt in den Irischen Bürgerkrieg mündet und über viele Jahrzehnte hinweg für massiven Unfrieden sorgt.

Auch auf dem europäischen Kontinent toben 1920 und 1921 erbitterte Kämpfe um staatliche Zugehörigkeiten. Zum Beispiel in Oberschlesien, das sowohl Weltkriegs-Verlierer Deutschland als auch die neu entstandene Republik Polen für sich reklamieren. Drei Tage vor Gretchens erstem Geburtstag spricht der Völkerbund große Teile der Region Polen zu – obwohl sich zuvor in einer Volksabstimmung fast 60 Prozent der Bevölkerung für einen Verbleib im Deutschen Reich ausgesprochen hatten. Fünf Tage später tritt deshalb Reichskanzler Joseph Wirth zurück, bildet aber bereits am 26. Oktober 1921 eine neue Regierung – die insgesamt sechste seit Ausrufung der Weimarer Republik im November 1918. Bis zum Höhepunkt der deutschen Hyperinflation im November 1923 sollen noch vier weitere Regierungen hinzukommen.

Von den wirtschaftlichen Umwälzungen jener Zeit ist garantiert auch Gretchens Familie betroffen – in welchem Umfang, lässt sich heute allerdings nicht mehr mit Gewissheit sagen. Ihr Vater arbeitet in Grüppenbühren als selbstständiger Maurer und bewirtschaftet nebenbei eine kleine Hofstelle, auf der Gretchen zusammen mit ihren Geschwistern aufwächst. Nach Abschluss der Volksschule besucht sie die Hauswirtschaftsschule in Delmenhorst und arbeitet dann als Küchenhilfe in der Sonnenheilstätte Stenum.

Ihren künftigen Ehemann Adolf Sparke aus Hurrel lernt Gretchen im Herbst 1940 auf der Hochzeit ihres Vetters Heinrich Haverkamp mit Adele Sparke kennen. Beide sind Beisteher, Adolf als Bruder der Braut. Ein romantischer Rahmen – der jedoch kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass die Zeiten im Vergleich zu den frühen 20er Jahren noch ein Stück weit turbulenter geworden sind: Seit mehr als einem Jahr tobt in Europa der von den Nationalsozialisten mit dem Überfall auf Polen entfesselte Zweite Weltkrieg, und im Dezember 1940 wird auch Adolf zur Wehrmacht einberufen.

Wie oft Gretchen und Adolf sich in den folgenden zwei Jahren sehen, ist nicht überliefert. Adolf wird nach der Grundausbildung in Hamburg-Osdorf zunächst bei der Flugabwehr in Bremen eingesetzt, dort ergibt sich sicher die eine oder andere Gelegenheit. Ab Ende 1942 ist es damit jedoch vorbei: Adolf nimmt am Tunesien-Feldzug teil, wo ihn am 7. Mai 1943 amerikanische Truppen gefangen nehmen und in die USA verschiffen. Erst im Frühjahr 1947 kehrt er auf den elterlichen Hof nach Hurrel zurück.

Nach der Hochzeit am 14. Mai 1948 kündigt Gretchen ihre Arbeit in Stenum und zieht auf den Sparke-Hof. Dort nimmt sie den Platz von Adolfs Mutter Mathilde ein, die den knapp 50 Hektar großen Betrieb – einen der größten und ältesten des Dorfes – bis kurz vor ihrem Tod im Juli 1946 geführt und dann verpachtet hat. Als Gretchen im April 1949 hochschwanger der Geburt des ersten Sohnes Heiko entgegensieht, brennt ein unmittelbar neben dem Hof gelegenes Heuerhaus bis auf die Grundmauern nieder. Dessen Mieter Johann Drieling zieht daraufhin mit Ehefrau Alma zu seiner Tochter Bertha Paradies nach Tweelbäke.

Nach der Geburt des zweiten Sohnes Gerold im Februar 1951 widmen sich Gretchen und Adolf ganz dem weiteren Ausbau und der Modernisierung des Hofes: Sie vergrößern die Scheune, bauen einen neuen Schweinestall und einen Maschinenschuppen. Als sie im Mai 1973 ihre Silberhochzeit feiern, ist der Betrieb bestens aufgestellt für eine spätere Übergabe an einen der beiden Söhne. Diese erlebt Gretchen nicht mehr mit: Sie erkrankt kurz nach der Silberhochzeit an Krebs, dem sie am 28. November 1975 – wenige Wochen nach ihrem 55. Geburtstag – erliegt. Beerdigt ist sie vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.