Gerhard Friedrich Heinemann – Biographie

Gerhard Friedrich Adolf Heinemann wird am 19. März 1873 als sechstes Kind von Johann Hinrich Heinemann und Christine Heinemann auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Ursula Schlake) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Heinemann, Meta Gesine Heinemann, Mathilde Gesine Heinemann, Diedrich Heinemann und Magdalene Sparke und der ältere Bruder von Frieda Looschen und Johanne Osterloh.

Zwei Wochen nach Gerhards Geburt erhöhen die Brauereigaststätten in Frankfurt den Preis für einen halben Liter Bier von vier auf viereinhalb Kreuzer. Ein Anstieg von immerhin 12,5 Prozent, der überdies ganz praktische Probleme heraufbeschwört: Es gibt in der nach dem Deutschen Krieg 1866 von Preußen annektierten Stadt kein Geldstück im Wert von einem halben Kreuzer. Die Wirte kassieren deshalb für das erste Bier fünf Kreuzer und stellen dazu eine Art Gutschein aus, der beim Kauf des nächsten Bieres eingelöst werden kann.

Weil vier Kreuzer in der damals reichlich komplizierten Währungsordnung einem Batzen entsprechen, kommt den Frankfurtern quasi über Nacht ihr gewohntes „Batzenbier“ abhanden. Trotzdem nehmen sie die Preiserhöhung zunächst klaglos hin. Bis zum 21. April 1873: An diesem traditionell arbeitsfreien Tag endet die Frankfurter Frühjahrsmesse (heute: Dippemess). Es wird viel getrunken, bis sich gegen vier Uhr nachmittags auf dem Festplatz etwa 100 unzufriedene Zecher zusammentun und mit der Parole „Mir wolle Batzebier“ durch die Innenstadt ziehen. Bis zum frühen Abend schließen sich dem Protestzug weitere Demonstranten an. Schon bald gehen in Gaststätten, die am neuen Preis festhalten, Gläser und Mobiliar zu Bruch, vereinzelt rollen alkoholisierte Randalierer auch Bierfässer auf die Straße und kippen sie dort aus.

Die Polizei, die in der damals rund 100.000 Einwohner zählenden Stadt nur wenig mehr als 50 Beamten in Bereitschaft hält, wird von den Ereignissen gänzlich überrollt und muss sich unter Steinwürfen in ihr Reviergebäude zurückziehen. Allerdings gelingt es, ein vor der Stadt lagerndes preußisches InfanterieRegiment zu alarmieren. Dessen Soldaten rücken am späten Abend gegen die Randalierer vor und schießen, als sich die Lage nicht beruhigen lässt, wahllos in die Menge. Am Ende fordert der als „Frankfurter Bierkrawall“ in die Geschichte eingehende Aufruhr mehr als 20 Todesopfer, darunter eine unbeteiligte Passantin und ein Kind.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Streit um das Grundnahrungsmittel Bier gewalttätige Zusammenstöße zwischen Bevölkerung und Obrigkeit provoziert – und im erst 1871 gegründeten Deutschen Reich auch nicht das letzte Mal. So kommt es 1881 in Göttingen zur drei Tage andauernden „Bier-Revolution“, als Studenten gegen eine von der Stadt neu eingeführte Sperrstunde protestieren. Am Ende nimmt das zu Hilfe geholte Militär rund 300 Personen fest, ernsthaft verletzt wird den Überlieferungen zufolge aber niemand.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Gerhard bereits die von seinem Elternhaus rund zwei Kilometer entfernt liegende Volksschule im Nachbardorf Lintel, wo unter anderem Diedrich Albers, Annchen Barkemeyer, Johann Diedrich Haverkamp, Hinrich Schweers, Johann Hinrich von Seggern, Johann Wachtendorf, Anna Wilkens und Gesine Wilkens zu seinen Mitschülern gehören. In den ersten Jahren begleiten ihn auch noch seine älteren Geschwister Diedrich und Magdalene auf dem Schulweg, später dann die jüngeren Schwestern Frieda und Johanne. Der älteste Bruder Johann hat die Schule bereits 1875 oder 1876 verlassen, die beiden anderen Schwestern sind bereits vor Gerhards Geburt verstorben. Im Oktober 1882 stirbt auch Gerhards unter Magenkrebs leidender Vater.

Angesichts des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts dürfte für Gerhard relativ früh feststehen, dass er eines Tages den elterlichen Betrieb fortführen wird. Dabei handelt es sich um den ältesten und mit einer Fläche von rund 70 Hektar drittgrößten Hof des Dorfes, in dessen Bewirtschaftung neben den einzelnen Familienmitgliedern sicher noch diverse Bedienstete eingebunden sind. Indes, zur geplanten Übergabe kommt es nicht: Gerhard stirbt am 29. Juli 1891 in Alter von nur 18 Jahren an einer im Kirchenbuch nicht näher bezeichneten Herzkrankheit und wird fünf Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.