Georg Lange wird am 18. August 1895 als fünftes Kind von Johann Lange und Marie Lange auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Helmut und Linda Braun) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Friedrich Lange, Katharine Claußen und Johann Lange und der ältere Bruder von Wilhelm Lange, August Lange und Martha Parisius. Eine weitere, namenlos gebliebene Schwester stirbt 1893 bereits am Tag ihrer Geburt.
Im Deutschen Reich steht der August 1895 ganz im Zeichen des 25. Jahrestags der Schlacht von Sedan. In der am 1. und 2. September 1870 geführten Schlacht war es den von Helmuth von Moltke befehligten deutschen Truppen gelungen, neben Frankreichs Kaiser Napoléon III. auch mehr als 100.000 französische Soldaten gefangen zu nehmen. Sie gilt deshalb als entscheidendes Ereignis im Deutsch-Französischen Krieg und als Wegbereiter der Reichsgründung im Januar 1871. Seit 1873 wird dementsprechend der Sedantag mit Militärparaden sowie diversen Festveranstaltungen an Schulen und Universitäten begangen. Lag dabei unter Kaiser Wilhelm I. der Termin immer um den 2. September herum, so finden die zentralen Feiern seit Beginn der 90er Jahre meist schon Mitte August statt: Damit will Nach-Nachfolger Wilhelm II. die Erinnerung an weitere Wegmarken des Krieges wachhalten, insbesondere an die Schlacht bei Gravelotte am 18. August 1870.
Am 18. August 1895 nimmt Wilhelm II. in Berlin nicht nur eine mit viel Pomp zelebrierte Militärparade ab, er legt auf der Spree-Insel auch den Grundstein für ein Prestige-Projekt: das Wilhelm I. gewidmete Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. Dafür ist in den Monaten zuvor gegenüber dem Berliner Schloss eigens eine ganze Häuserzeile abgerissen worden. Bis zum 100. Geburtstag des 1888 verstorbenen Monarchen am 22. März 1897 soll dort aus Granit und Bronze ein Reiter-Monument in der Höhe eines vierstöckigen Gebäudes entstehen. Mit der Bemerkung, der „unvergessliche Kaiser“ habe vor 25 Jahren Deutschlands Söhne „im Kampf um des Vaterlands Ehre und Freiheit zu entscheidendem Sieg“ geführt, stellt der feierlich verlesene Text der Grundstein-Urkunde einmal mehr den Bezug zu den Ereignissen des Spätsommers 1870 her.
Der für die zahlreichen Feiern betriebene Aufwand stößt nicht überall im Reich auf Begeisterung. So ruft die sozialdemokratische Zeitung „Vorwärts“ ihre Leser dazu auf, Veranstaltungen zum Sedantag fernzubleiben und dem „mordspatriotischen Geheul“ den von Karl Marx geprägten Kampfruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“ entgegenzuhalten. Was in Bürgertum und Adel ebenso reflexhafte Reaktionen hervorruft und Wilhelm II. in der Folge sogar über eine Neuauflage des 1890 ausgelaufenen Sozialistengesetzes schwadronieren lässt.
Letzteres eine Forderung, mit der er bei Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst kein offenes Ohr findet. Ohnehin scheint der Sedan-Kult mit dem 25-jährigen Jubiläum seinen Zenit überschritten zu haben – in den folgenden Jahren fallen die Feierlichkeiten wieder etwas bescheidener aus. Ob dies auch für die Volksschule Hurrel gilt, die Georg wahrscheinlich ab 1902 besucht, liegt heute mangels entsprechender Dokumente oder Zeitzeugen im Dunkeln. Dass er und in etwa gleichaltrige Mitschüler wie Johann Haverkamp, Carl Schwarting, Henni Schwarting, Georg Sparke, Bertha Tönjes, Heinrich Tönjes oder Theodor Wieting Wilhelm I. von ihren Lehrern Georg Bernhard Schelling, Johann Logemann und Heino Schierenbeck in all dieser Zeit eher als strahlenden Feldherrn denn als „mordspatriotischen Heuler“ präsentiert bekommen, versteht sich allerdings von selbst.
Wann sich genau entscheidet, dass Georg einmal den 1887 von seinem Vater Johann gekauften Lange-Hof übernehmen soll, ist nicht überliefert. Gemäß dem in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrecht wäre sein Bruder August erbberechtigt gewesen. Dieser entscheidet sich jedoch für eine Laufbahn als Lehrer. Auch Wilhelm, der zweitjüngste Sohn, verzichtet oder kommt aus anderen Gründen nicht zum Zuge.
Den Ersten Weltkrieg, an dem er vermutlich von Beginn an als Soldat teilnimmt, übersteht Georg unbeschadet, so dass er sich ab 1919 ganz der Landwirtschaft widmen kann. Im darauffolgenden Jahr heiratet er Anna Vosteen aus Steinkimmen, am 6. April 1921 kommt Tochter Lily zur Welt. Auch das zweite Kind ist eine Tochter – am 4. November 1925 macht Wilma die junge Familie komplett.
Als Vater Johann 1933 stirbt, führt Georg mit Anna den Hof weiter und bringt ihn ohne nennenswerte Einschränkungen durch die Nazi-Diktatur und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs. Zwar müssen – anders als auf vielen anderen Hurreler Höfen – im Hause Lange keine Söhne an die Front. Opfer in der Familie gibt es aber gleichwohl, denn neben Georgs jüngerem Bruder August kehrt auch Johann Lange, in der Nachbarschaft wohnender Sohn des ältesten Bruders Friedrich, nicht mehr nach Hause zurück. Kurz vor Ende des Krieges wird auch Georg noch einberufen und der an der Ahnenstätte Hilligenloh stationierten Flugabwehr zugeteilt.
Nach der Kapitulation im Mai 1945 ist Georg einer der Ansprechpartner der alliierten Besatzer im Dorf und hilft in dieser Funktion unter anderem mit, die Unterbringung der zahlreichen Vertriebenen aus den Ostgebieten zu organisieren. Einer dieser Vertriebenen – der zunächst im Nachbardorf Hemmelsberg untergekommene Artur Braun aus Hinterpommern – wird im November 1947 sein Schwiegersohn. Zur Hochzeit von Artur und Wilma Braun reist auch Arturs in Stoltenhagen bei Rügen gestrandeter Vater Reinhard an und beschließt angesichts der wenig verheißungsvollen Zukunftsaussichten in der sowjetischen Besatzungszone kurzerhand, in Hurrel zu bleiben.
Zwar bleibt der Hof nach Wilmas Heirat formell in Georgs Besitz, doch bereits in den Jahren vor seinem 65. Geburtstag im August 1960 gibt er Stück für Stück Verantwortung an seinen in der Landwirtschaft sehr versierten Schwiegersohn ab. Der Geburt der Enkelkinder Egon und Helmut folgt 1957 der Bau eines neuen Wohnhauses, bei dem auch Georg, Anna und Reinhard mit anpacken.
Als 1969 der Bau eines neuen Schweinestalls ansteht, geht es Anna und Reinhard, mit dem sich Georg all die Jahre über sehr gut verstanden hat, gesundheitlich schon deutlich schlechter. Anna stirbt noch im Dezember desselben Jahres, Reinhard zwei Monate später. Georg dagegen zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen und erlebt 1972 auch den Bau des nötig gewordenen zweiten Schweinestalls mit. Auf dem Hof bleiben seine Hilfe und sein Geschick weiter gefragt – insbesondere, wenn es im Sommer darum geht, Erntewagen zu beladen oder Strohmieten zu packen. Sein plötzlicher Tod am 1. Juli 1973, dem eine zunächst beherrschbar erscheinende Lungenentzündung vorausgeht, kommt deshalb für die Familie überraschend. Beerdigt ist Georg drei Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.