Friedrich Wilkens wird am 24. April 1889 als fünftes Kind von Tönjes Hinrich Wilkens und Gesine Wilkens auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Udo und Svetlana Wilkens) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Tönjes, Gesine Schweers, Bernhard Wilkens und Hinrich Wilkens. Darüber hinaus hat er mit Heinrich Wilkens, Johann Heinrich Wilkens und Catharine Grummer drei ältere Halbgeschwister aus den beiden früheren Ehen seines Vaters mit Metta Margareta Wilkens und Gesche Margarete Wilkens.
Am Tag von Friedrichs Geburt – anderen Quellen zufolge am 25. April 1889 – beginnt auf der Bochumer Zeche „Präsident“ der erste organisierte Bergarbeiter-Massenstreik im Ruhrgebiet. Die Arbeiter wehren sich dagegen, dass in der seit 1851 schrittweise privatisierten Branche seit Jahren die Gewinne steigen, sie selbst aber nicht daran teilhaben. Im Gegenteil: Die Beschäftigten müssen für gleichen Lohn immer länger arbeiten und sind zudem zahlreichen Willkür-Akten ausgesetzt, etwa bei der korrekten Zählung der in einer Schicht geschlagenen Kohle. Anfang Mai greift der Ausstand auf andere Zechen und Städte über. Es bildet sich ein zentrales Streik-Komitee, das in einem ersten Schritt Lohnerhöhungen um 15 Prozent und die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden fordert.
Wie nicht anders zu erwarten, lehnen die Zechenbesitzer sämtliche Forderungen ab. Um der Streiks Herr zu werden, fordern sie Militär an, dessen brutales Eingreifen in den folgenden Tagen mehrere Tote und Schwerverletzte fordert. Trotzdem lassen sich die Arbeiter nicht einschüchtern. Von den rund 105.000 Bergleuten im gesamten Ruhrgebiet verweigern in der zweiten Maiwoche bereits fast 90.000 den Dienst.
Nun geschieht etwas Unerwartetes: Als das Streik-Komitee eine Petition an Kaiser Wilhelm II. schickt, erklärt dieser sich gegen den Rat von Reichskanzler Otto von Bismarck bereit, eine Abordnung der Bergleute zu empfangen. Wilhelm, erst seit knapp einem Jahr im Amt, hat die auch in der bürgerlichen Presse sehr kritisch ausfallenden Berichte über die Militäreinsätze im Ruhrgebiet verfolgt und will nicht gleich zu Beginn seiner Regierungszeit soziale Unruhen provozieren oder gar mit einem Blutbad in Verbindung gebracht werden. Tatsächlich gelingt mit dem „Berliner Protokoll“ auf kaiserlichen Druck hin kurz nach dem Treffen eine Einigung, die einen Großteil der erhobenen Forderungen abdeckt.
Manche Zechenbesitzer halten sich jedoch nicht an den erzielten Kompromiss und kommen den Belegschaften in puncto Lohn und Arbeitszeit nur minimal entgegen. Mehr noch: In den folgenden Tagen kursieren vereinzelt Listen mit den Namen von als Rädelsführer geltenden Bergleuten, um diesen künftig eine neue Anstellung zu verwehren. Daraufhin flackern die Streiks wieder auf, bringen aber letztlich nicht den erhofften Durchbruch. Immerhin: Im August 1889 entsteht mit dem „Verband zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen“ die erste Gewerkschaft für Bergarbeiter. Zudem trägt der Streik zum Zerwürfnis zwischen Wilhelm II. und Bismarck und damit zur Abschaffung des seit 1878 geltenden Sozialistengesetzes bei.
Zumindest der erzwungene Rücktritt Bismarcks dürfte 1890 auch in Hurrel Thema gewesen sein, wo Friedrich in den folgenden Jahren mit seinen Eltern und Geschwistern aufwächst. Ab Frühjahr 1895 besucht er zunächst zwei Jahre lang die zu jener Zeit gemeinsam mit dem Nachbardorf betriebene Volksschule in Lintel – den eigenen, am 26. Juni 1960 zu Papier gebrachten Erinnerungen zufolge war sein erster Schultag der 8. Mai 1895. Als Hurrel 1897 gegenüber der Gastwirtschaft von Carl Busch ein eigenes Schulgebäude erhält, halbiert sich sein täglich zu Fuß zurückzulegender Schulweg auf rund einen Kilometer.
Wie es in der damals von Georg Bernhard Schelling geleiteten Hurreler Volksschule zugeht, beschreibt Friedrich in seinen Erinnerungen recht detailliert: „Der Unterricht begann mit einem Lied aus dem Gesangbuch mit anschließendem Gebet. Dann Schreiben, Rechnen und so weiter. Von 12.00 Uhr bis 13 Uhr Pause! Der Unterricht begann und endete am Nachmittag mit einem Gebet. Schulschluss um 16 Uhr! Jede Woche hatten wir eine Bibelstunde. Während meiner achtjährigen Schulzeit gingen wir in den Wintermonaten jeden Freitagvormittag zum Konfirmandenunterricht in die Pastorei nach Hude. Wir waren insgesamt 111 Konfirmanden.“ Zu seinem Konfirmations-Jahrgang gehören unter anderem Frieda Busch, Gesine Rüdebusch und Heinrich Schwarting aus Hurrel sowie Mathilde Albers aus Sandersfeld und Gesine Heyne aus Altmoorhausen.
Nach Konfirmation und Schulabschluss arbeitet Friedrich zunächst bei seinen Eltern und später als Knecht bei verschiedenen Bauern in der näheren Umgebung. Wann in ihm der Entschluss reift, Deutschland den Rücken zu kehren und in die USA auszuwandern, ist nicht genau überliefert. Es steht aber zu vermuten, dass er dazu durch das Beispiel seiner Geschwister Johann Heinrich und Anna ermuntert wird, die diesen Weg bereits einige Jahre vor ihm gegangen sind.
Exakt belegt ist der Tag seiner Abreise: Recherchen der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde zufolge schifft sich Friedrich am 2. September 1911 in Bremerhaven auf dem Passagierdampfer „George Washington“ ein, der acht Tage später in New York anlegt. Von dort geht es am 14. September weiter nach Pender in Nebraska, wo Schwester Anna mit ihrem ebenfalls aus Hurrel stammenden Ehemann Heinrich Tönjes eine Farm betreibt. Dort arbeitet Friedrich knapp fünf Jahre lang, bevor er 1916 die erste selbst bewirtschaftete Farm pachtet. In Europa tobt derweil der Erste Weltkrieg, an dem Friedrich bei einem Verbleib in Deutschland mit ziemlicher Sicherheit hätte teilnehmen müssen.
Am 22. Juni 1924 heiratet Friedrich Helene Gloystein aus Wardenburg, die seit ihrer Einwanderung im Oktober 1922 bei ihrem Onkel Heinrich Barelmann in Wisner lebt, einen rund 30 Kilometer von Pender entfernt liegenden Nachbarort. Im Jahr darauf kommt Tochter Aleatha zur Welt, im März 1929 dann Sohn Eldor Henry. Wiederum ein Jahr später kaufen Friedrich und Helene eine fünf Meilen südlich und dreieinhalb Meilen westlich von Pender gelegene Farm, die sie rund 30 Jahre bis zu ihrem Ruhestand bewirtschaften. Wie schwierig dabei der Anfang in den Jahren der Großen Depression ist, schildert Tochter Aleatha sehr anschaulich in ihren Erinnerungen.
Friedrich stirbt am 3. Februar 1978 im Alter von 88 Jahren in Pender – zwölf Jahre nach Helene und ohne die alte Heimat noch einmal wiedergesehen zu haben. Seine letzte Ruhestätte findet er neben seiner Ehefrau auf dem St. Mark‘s Lutheran Cemetery in Pender.