Frieda Barkemeyer – Biographie

Frieda Marie Barkemeyer wird am 28. November 1883 als drittes Kind von Johann Rüdebusch und Anna Rüdebusch auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Birgit Ganteföhr) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Diedrich Rüdebusch und Heinrich Rüdebusch und die ältere Schwester von Martha Petermann, Gesine Müller und Georg Hermann Rüdebusch. Darüber hinaus hat sie mit Johann Hermann Wübbenhorst, August Wübbenhorst, Aline Wübbenhorst und Hermann Theodor Wübbenhorst vier Halbgeschwister aus der ersten Ehe ihrer Mutter mit Diedrich Wübbenhorst.

Kurz vor Friedas Geburt erzielt der kanadische Ingenieur Sandford Fleming einen ersten Durchbruch mit seiner Idee, die Welt in 24 gleich große Zeitzonen aufzuteilen. Am 18. November 1883 nämlich greift der Verband der US-Eisenbahngesellschaften diesen Gedanken auf, um endlich Ordnung in die Fahrpläne seiner Mitglieder zu bringen. Bis zu diesem Tag regiert dort angesichts der grundsätzlichen Orientierung der Ortszeiten am Sonnenstand und der Zeitverschiebung bei Überlandfahrten buchstäblich das Chaos: Niemand, der in New York einen Zug besteigt, um zum Beispiel nach Chicago zu fahren, kann auf Anhieb erkennen, wie lange die Fahrt dauert und zu welcher Ortszeit er sein Ziel erreicht. Denn jede Bahngesellschaft benutzt ihre eigene Zeitrechnung.

In der Folge gibt es zumindest auf größeren Bahnhöfen mehrere Uhren mit unterschiedlichen Zeiten – extrem unpraktisch für jene Reisenden, die umsteigen und dabei auch noch die Eisenbahnlinie wechseln müssen. Die Einigung auf vier Zeitzonen, die nach dem Systemwechsel im November 1883 einheitlich für alle Gesellschaften gelten, kommt einem Bericht der Zeitung „Indianapolis Sentinel“ zufolge einer „Revolution“ gleich: „Fünfundfünfzig Millionen Menschen werden geboren, essen, schlafen, heiraten und sterben nach einer Zeit, die nicht die Sonne, sondern die Eisenbahn ihnen vorschreibt.“

Weil die von den Bahngesellschaften 1883 gewählten Zeitzonen bereits mit jenen von Fleming für sein 24-Zonen-Weltmodell vorgesehenen Zonen identisch sind, können die USA und Kanada sie einige Jahre später in staatliche Regelungen überführen. Im Deutschen Reich existiert dagegen auch am Ende des Jahrzehnts noch immer keine einheitliche Zeitrechnung: So gibt es eine im Zugverkehr auch im Großherzogtum Oldenburg geltende Berliner Zeit, die jener in Bayern dem weiter westlich gelegenen Längengrad entsprechend um sieben Minuten voraus ist. Der dort maßgeblichen Münchner Zeit zufolge wiederum ist es in Bayern, wenn die Uhren im Königreich Württemberg 18.00 Uhr anzeigen, bereits 18.23 Uhr. Erst mit dem am 1. April 1893 in Kraft tretenden Gesetz betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeitbestimmung orientiert sich ganz Deutschland an der kurz zuvor definierten Mitteleuropäischen Zeit.

Im April 1893 besucht Frieda bereits seit drei Jahren die gemeinsam mit dem Nachbardorf betriebene Volkschule in Lintel. Dort gehören neben Bruder Heinrich und der gerade eingeschulten Schwester Martha – Heinrichs Zwillingsbruder Johann Diedrich und alle vier älteren Halbgeschwister sind bereits verstorben – unter anderem Meta Katherine Mönnich, Friedrich Lange, Dietrich Schütte, Georg von Seggern und ihr späterer Ehemann Georg Barkemeyer zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Das letzte Schuljahr verbringt Frieda allerdings in Berne, weil sie zu dieser Zeit bereits auf einem Bauernhof in der Wesermarsch arbeitet. Dort wird sie auch konfirmiert.

Die nächsten Stationen als Magd und Dienstmädchen sind ein Bürgerhaushalt im Dobbenviertel in Oldenburg und – zurück in Hurrel – der Nachbarhof von Johann Heinemann (heute: Günter und Renate Heinemann). Auch auf dem elterlichen Hof ist Frieda zu dieser Zeit gefordert: Kurz nacheinander sterben Vater Johann (Oktober 1906), der jüngere Bruder Georg Hermann (März 1907) und Friedas ebenfalls im Haushalt lebende Großmutter Anna Clauss (Dezember 1909).

Nach ihrer Hochzeit mit Georg Barkemeyer im Mai 1910 zieht Frieda auf den nahegelegenen Barkemeyer-Hof (heutige Eigentümerin: Irmgard Wachtendorf). Dort kommen in kurzen Abständen die Kinder Erna (Februar 1911), Karl (Oktober 1912) und Henny (April 1914) zur Welt. Dabei kostet Karls Geburt Frieda beinahe das Leben: Ein bereits als Fötus verstorbenes Zwillingskind führt zu einer Schwangerschaftsvergiftung und einer schweren Behinderung des überlebenden Säuglings.

Der Erste Weltkrieg hält für die junge Familie neue Prüfungen bereit: Georg wird schon bald nach Ausbruch im August 1914 einberufen und kehrt erst bei Kriegsende im November 1918 zurück. Während dieser Zeit trägt Frieda nicht nur für drei kleine Kinder die Verantwortung, sondern auch für die Weiterführung des rund 20 Hektar großen Hofes. Doch obwohl sich ihr Umfeld in den folgenden Jahren trotz Hyperinflation und aufziehender Weltwirtschaftskrise zusehends normalisiert – die Zukunftsängste bleiben. Durch den Aufstieg der Nationalsozialisten, in deren Augen Menschen wie Karl ein „unwertes“ Leben führen, erhalten sie sogar neue Nahrung. Kurz nach deren Machtübernahme folgt im August 1933 ein weiterer Schicksalsschlag: Friedas Bruder Heinrich stirbt im Alter von nur 50 Jahren, ausgerechnet am Tag der Hochzeit ihrer ältesten Tochter Erna mit Adolf Heyne.

Die Hoffnung, dass ihre jüngere Tochter Henny und deren Mann Benno Wilkens den Hof weiterführen, zerschlägt sich sehr schnell. Im Frühjahr 1939 beschließen Georg und Frieda deshalb, den Betrieb zu verpachten. Der ein halbes Jahr später mit dem Überfall auf Polen beginnende Zweite Weltkrieg reißt in der Familie weitere Lücken: Alle drei Söhne von Friedas Bruder Heinrich, Georg, Gustav und Heino Rüdebusch, erleben dessen Ende im Mai 1945 nicht. Drei Jahre später muss Frieda dann mitansehen, wie die Währungsreform vom Juni 1948 den größten Teil des nach dem Verkauf des Viehbestands auf Bankkonten geparkten Kapitals vernichtet.

Trotz aller Schwierigkeiten gelingt der Neustart: Friedas Enkelin Irmgard Wilkens kommt im Alter von 15 Jahren auf den Hof, führt ihn ab 1961 mit ihrem Ehemann Gerold Wachtendorf weiter und übernimmt zudem die Pflege von Karl. Obwohl mit Urenkel Gerd Wachtendorf ein weiteres Sorgenkind hinzukommt und Frieda zwei Jahre später auch Ehemann Georg verliert, verläuft deshalb ihr letztes Lebensjahrzehnt in einigermaßen ruhigen Bahnen. Bereichert wird es unter anderem durch regelmäßige Treffen mit ihren beiden Schwestern Martha und Gesine, bevor sie schließlich am 13. Oktober 1973 an Altersschwäche stirbt – wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag und auf den Tag genau 67 Jahre nach dem Tod ihres Vaters Johann Rüdebusch. Beerdigt ist Frieda vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.