Else Feder – Biographie

Else Friederike Marie Feder wird am 24. November 1920 als drittes Kind von Heinrich Johann Brinkmann und Ida Brinkmann in Goldenstedt geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Käthe Köbbemann und Heinrich Brinkmann und die ältere Schwester von Walter Brinkmann, Wilhelm Brinkmann, Otto Brinkmann, Etha Schlamann, Olly Schützek, Hella Nordbruch und Günter Brinkmann.

In der Woche vor Elses Geburt treten im Reformationssaal in Genf die Delegierten des Völkerbunds zu ihrer ersten Sitzung zusammen – im Vorfeld freudig begrüßt von tausenden Schaulustigen. Die Gründung der Organisation im Januar 1920 geht zurück auf eine Initiative des damaligen US-Präsidenten Woodrow Wilson, der dadurch nach dem verheerenden Ersten Weltkrieg künftige Konflikte bereits im Keim zu entschärfen hofft. So soll der Völkerbund einerseits zwischen im Streit liegenden Staaten vermitteln, andererseits aber auch abschrecken: Laut Satzung gilt ein kriegerischer Angriff auf ein Mitgliedsland als Angriff gegen die gesamte Gemeinschaft, dem ohne vorherigen Beschluss eines Gremiums sofort eine militärische Antwort folgen kann.

Zu den mehr als 40 Gründungsmitgliedern gehören vornehmlich die Sieger des Weltkriegs, aber auch neutral gebliebene Staaten wie Argentinien, Dänemark oder Schweden. Die unterlegenen Mittelmächte, zu denen neben Deutschland und Österreich unter anderem Bulgarien und das Osmanische Reich gehören, bleiben zunächst außen vor – ebenso wie das vom Bürgerkrieg zerrissene Russland, das seit 1917 von den Bolschewiki regiert wird. Und auch die USA sind in Genf nicht dabei: Aus Verärgerung über diverse außenpolitische Alleingänge des Demokraten Wilson hatte der republikanisch dominierte US-Senat im November 1919 einen Beitritt abgelehnt. Eine Entscheidung, von der der Anfang November 1920 gewählte neue Präsident Warren Harding keinesfalls abzurücken gedenkt.

Kein optimaler Start also für die neue Staatengemeinschaft, die in den ersten Jahren ihres Bestehens dennoch einige Erfolge für sich verbuchen kann. So schlichtet der Völkerbund 1921 den Streit zwischen Finnland und Schweden um die Åland-Inseln und löst vier Jahre später auch einen Grenzkonflikt zwischen Griechenland und Bulgarien. Nachdem die Vorbehalte gegen Österreich und Bulgarien bereits 1920 ausgeräumt sind, darf im September 1926 auch Deutschland beitreten – eine direkte Folge der von Außenminister Gustav Stresemann drei Jahre zuvor angestoßenen Verständigungspolitik.

Else wächst derweil auf dem elterlichen Hof in Varenesch auf und besucht ab 1927 die örtliche Volksschule. Nach ihrer Schulzeit und der Konfirmation in der Martin-Luther-Kirche in Goldenstedt im April 1935 absolviert sie eine haus- und landwirtschaftliche Ausbildung auf dem Lehrbetrieb Bosse in Bremen-Oberneuland, wohin es einige Jahre später auch ihre jüngere Schwester Etha zieht. Anschließend besucht Else die landwirtschaftliche Fachschule für Mädchen in Vechta.

Bereits zwei Jahre vor Elses Konfirmation übernehmen in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht, die aktive Mitgliedschaft im Bund Deutscher Mädel wird daraufhin für sie zur Pflicht. Daneben engagiert sich Else aber auch im Turnverein Goldenstedt. Dort nimmt sie an vielen Veranstaltungen und Wettkämpfen teil, die sie bis nach Leipzig und sogar nach Königsberg führen.

Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lernt Else ihren künftigen Ehemann Heinrich Feder kennen, den Vetter einer guten Schulfreundin. Da Heinrich zu dieser Zeit seinen Wehrdienst ableistet, geht es für ihn im September 1939 direkt an die Front – zunächst nach Frankreich, später dann auf den Balkan. Wie gefährdet ihr privates Glück dadurch ist, wird Else spätestens im dritten Kriegsjahr bewusst: Im März 1942 fällt ihr gleichnamiger Bruder Heinrich in Russland. Heinrich Feder wird derweil von Griechenland aus ebenfalls nach Russland abkommandiert und dort verwundet, glücklicherweise nur leicht. Die beiden heiraten während eines Heimaturlaubs im Juli 1943 – vier Monate vor der Nachricht, dass auch Elses jüngerer Bruder Wilhelm nicht mehr nach Hause zurückkehren wird.

Zu den wenigen Lichtblicken in dieser traurigen Zeit gehören die Geburt der gemeinsamen Tochter Almuth im März 1945, das Kriegsende zwei Monate später und die Gewissheit, dass Heinrich zu diesem Zeitpunkt trotz einer erneuten Verwundung wohlauf ist. Bis Heinrich aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wird, wohnt Else mit Almuth bei ihren Eltern in Varenesch, anschließend ziehen alle drei auf den Hof von Heinrichs Bruder Johann Feder nach Goldenstedt-Heide.

Bei ihrem Schwager gibt es Arbeit genug, doch einen eigenen Betrieb zu führen steht auf der Prioritäten-Liste von Else und Heinrich von Anfang an ganz oben. Fündig werden sie im Sommer 1950 im 40 Kilometer entfernten Hurrel, wo Friedel Timmermann eine knapp acht Hektar große Hofstelle zum öffentlichen Verkauf anbietet. Heinrich erhält den Zuschlag, kann aber mit Else und Almuth erst drei Jahre später übersiedeln: Bis dahin wird der Hof noch von der Familie des bisherigen Besitzers und den Pächtern Friedrich und Alma Wemken bewohnt.

Die folgenden Jahre sind Else und Heinrich vollauf damit beschäftigt, ihren Besitz zu vergrößern und zu modernisieren. Freizeit bleibt da kaum. Dennoch legt Else großen Wert darauf, nicht nur den Kontakt zu ihren 1960 und 1961 verstorbenen Eltern und den sieben verbliebenen Geschwistern aufrechtzuerhalten, sondern auch am neuen Wohnort in nachbarschaftliche Aktivitäten eingebunden zu sein.

Drei Jahre nach der im Juli 1968 gefeierten Silberhochzeit erkennen Else und Heinrich, dass ein 13-Hektar-Hof auf Dauer kaum Chancen hat, den sich anbahnenden Strukturwandel in der Landwirtschaft zu meistern – zumal Tochter Almuth mittlerweile auf dem Hof ihres Ehemannes Reinhard Pannemann in Sage-Haast lebt und somit für eine spätere Übernahme nicht in Frage kommt. Durch die anschließende Verpachtung gewinnt Else mehr Zeit, sich dem eigenen Garten und ihrem Hobby Handarbeiten zu widmen. Auf diversen Bus-Touren bereist sie darüber hinaus mit Heinrich Urlaubsorte in Süddeutschland, der Schweiz und Italien. Mit dem Hurreler Kegelclub „Zur fröhlichen Runde“ sind Else und ihre direkten Nachbarinnen Anni Meyer, Mariechen Röben und Martha Wachtendorf ebenfalls häufig unterwegs.

Zu ihrer Goldenen Hochzeit im Juli 1993 können Else und Heinrich einen ganz besonderen Gast begrüßen: Oberkirchenrat a.D. Heinrich Höpken, der das Paar 50 Jahre zuvor getraut hat. Es ist die letzte große gemeinsame Feier, am 10. Januar 1994 stirbt Heinrich den plötzlichen Herztod. Als sie selbst im September 2004 einen leichten Herzinfarkt erleidet, verkauft Else Haus und Hofgrundstück an ihre langjährigen Untermieter Kerstin und Thomas Schwantje. Kurz darauf zieht sie in eine Anlage für betreutes Wohnen nach Sandkrug, wo sie noch einige schöne Jahre verbringt.

Else stirbt am 1. Oktober 2014 nach dreiwöchigem Krankenhausaufenthalt  an Altersschwäche. Beerdigt ist sie sieben Tage nach ihrem Tod auf dem Friedhof der St.-Marien-Kirche in Großenkneten.