Diedrich Schweers wird am 17. Juni 1914 als fünftes Kind von Hinrich Schweers und Gesine Schweers auf dem elterlichen Hof an der Pirschstraße in Hurrel (heute: Ingo und Edo Schweers) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Harms, Berta Möhlenbrock, Johann Schweers und Frieda Schweers.
Der Juni 1914 bleibt wohl bis in alle Ewigkeit verbunden mit dem tödlichen Attentat auf den österreichisch-ungarischen Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie in Sarajevo, das fünf Wochen später den Ersten Weltkrieg auslöst. Dadurch geraten andere Ereignisse dieses Monats leicht in Vergessenheit, auch wenn sie zum Teil bis heute nachwirken. Beispielsweise der 6. Kongress des Internationalen Olympischen Komitees in Paris: Zur Eröffnung präsentiert dort IOC-Präsident Pierre de Coubertin am 14. Juni erstmals öffentlich das von ihm entworfene Logo der Olympischen Ringe – bis heute unverändert das Markenzeichen der Olympischen Spiele.
Der Kongress tagt bis zum 23. Juni, ein wesentliches Thema sind die Vorbereitungen auf die für 1916 geplanten Sommerspiele von Berlin. Dabei muss Coubertin gleich mehrere Abstimmungsniederlagen hinnehmen. Unter anderem unterliegt er mit seiner Position, dass in der Nationen-Wertung die von Männern errungenen Medaillen weiter einen höheren Wert haben sollen als jene von Frauen. Letztere sind zwar schon seit 1900 – ebenfalls gegen Coubertins Willen – bei Olympia zugelassen, allerdings nur für wenige Sportarten wie Segeln oder Tennis. In Berlin sollen erstmals Wettbewerbe im Turnen hinzukommen.
Am 17. Juni – also an Diedrichs Geburtstag – eröffnet Kaiser Wilhelm II. in Niederfinow den „Großschifffahrtsweg Berlin–Stettin“ und tauft ihn auf den Namen Hohenzollern-Kanal. Der neue Wasserweg verbindet die Reichshauptstadt mit der Ostsee und bietet auch größeren Schiffen mit bis zu 600 Bruttoregistertonnen Platz. Zwei weitere, durch seine Anwesenheit aufgewertete Termine sind ebenfalls ganz nach dem Geschmack des marinebegeisterten Regenten: Am 20. Juni wohnt Wilhelm in Hamburg dem Stapellauf der „Bismarck“ bei, dem damals mit mehr als 56. 000 Bruttoregistertonnen größten Passagierschiff der Welt. Danach reist er zur „Kieler Woche“ weiter und gibt den in den Jahren zuvor aufwändig ausgebauten Kaiser-Wilhelm-Kanal wieder für den Schiffsverkehr frei.
Einem anderen Ereignis in jenen noch unbeschwerten Frühsommertagen des Jahres 1914 widmet Wilhelm dagegen mit ziemlicher Sicherheit keinen besonderen Gedanken: In Wien stirbt am 21. Juni Bertha von Suttner, Friedensnobelpreisträgerin von 1905 und Autorin des Anti-Kriegsromans „Die Waffen nieder“. An ihre mahnenden Worte fühlt sich nach der Ermordung von Franz Ferdinand kaum jemand der handelnden Politiker und Monarchen in der dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni folgenden Juli-Krise gebunden. Der Ton wird von Tag zu Tag aggressiver, und als nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien erst Russland und dann auch Frankreich und Deutschland mobilmachen, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.
Notgedrungen nimmt auf deutscher Seite auch Diedrichs Vater am Weltkrieg teil. Dabei kommt Hinrich Schweers im März 1916 an der Ostfront durch einen nicht näher überlieferten Unglücksfall ums Leben. Wie Diedrich, seine Mutter und die älteren Schwestern Anna und Berta – die beiden anderen Geschwister sind bereits kurz nach ihrer Geburt verstorben – durch die schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahre kommen, lässt sich nur vermuten. Auch wenn zumindest nach Kriegsende ein Teil der täglichen Arbeit auf dem damals rund 20 Hektar großen Schweers-Hof wieder von Knechten und Mägden erledigt wird, dürfte Diedrich von frühen Kindesbeinen an in die Bewirtschaftung eingebunden sein.
Sehr wahrscheinlich ab Frühjahr 1921 besucht Diedrich die gegenüber der Gastwirtschaft von Carl Busch (heute: Hajo und Dagmar Mehrings) gelegene Hurreler Volksschule. Dort gehören unter anderem Henny Albers, Henny Barkemeyer, Johann Heinemann, Johann Lange, Hanna Mönnich, Arthur Pape, Gustav Rüdebusch, Adolf Sparke, Adele Stolle, Friedel Timmermann, Georg Wieting und Henny Wilkens zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern, in späteren Jahren auch Enno von Kempen und Friedrich Stöver. Da er als jüngster und einziger noch lebender Sohn frühzeitig als Erbe des elterlichen Hofes feststeht, bereitet Diedrich sich in den Jahren nach Konfirmation und Schulentlassung auf die spätere Übernahme vor.
Am 18. Juli 1935 – ein Mittwoch, an dem die von den Nationalsozialisten gleichgeschaltete deutsche Presse in großen Schlagzeilen den zehnten Jahrestag des Erscheinens von Adolf Hitlers Programmschrift „Mein Kampf“ feiert – heiratet Diedrich seine frühere Schulkameradin Adele Stolle. Drei Monate nach der Hochzeit kommt Tochter Lisa zur Welt.
Im November 1937 stirbt Diedrichs Mutter Gesine. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Diedrich auf einem zweimonatigen Lehrgang des 16. Infanterie-Regiments in Oldenburg. Wahrscheinlich hat er dort zuvor auch seinen Wehrdienst geleistet – als 1914 geborener Deutscher gehört Diedrich jenem Jahrgang an, der im Herbst 1935 nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht als erster eingezogen wird.
Ähnlich wie bei Diedrichs Geburt 36 Jahre zuvor wird im Hause Schweers bei der Ankunft von Lisas Bruder Ingo im März 1940 die Freude über einen Sohn überlagert von der zweiten großen Tragödie des 20. Jahrhunderts. Der Unterschied zu 1914: Dieses Mal steht der mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnende Weltkrieg nicht erst noch vor der Tür, er tobt bereits seit mehr als sechs Monaten durch Europa. Und nur kurz nach Ingos Geburt findet sich Diedrich wie damals sein Vater mitten darin wieder.
Dabei hat Diedrich zunächst noch Glück: Er wird nach der Operation Weserübung in Norwegen stationiert, wo nach dem Abzug britischer Truppen und der Kapitulation der norwegischen Regierung im Juni 1940 relative Ruhe herrscht. Während dieser Zeit kommt Diedrich mehrmals auf Urlaub nach Hause, hat aber bei einer dieser kurzen Visiten den Versetzungsbefehl an die Ostfront im Gepäck: Seit dem 22. Juni 1941 befindet sich Deutschland auch mit dem einstigen Bündnispartner Sowjetunion im Krieg.
Unter welchen Umständen Diedrich drei Jahre später auf dem Rückzug vor der Roten Armee ums Leben kommt und wo er begraben ist, wird anders als bei seinem Vater nie geklärt. Offiziell gilt Diedrich seit dem 24. Juli 1944 als vermisst, 20 Jahre später lässt Ehefrau Adele ihn amtlich für tot erklären.