Catharine Schwarting – Biographie

Catharine Gesine Schwarting wird am 8. Mai 1856 als neuntes Kind von Hinrich Tönjes und Anna Sophie Tönjes auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Ingo Stöver und Sara Bolte) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Heinrich Tönjes, Johann Tönjes, Bernhard Tönjes, Meta Barkemeyer, Diedrich Tönjes, Hinrich Tönjes Junior, Hermann Tönjes und Anna Sophia Tönjes und die ältere Schwester von Sophie Wilkens.

Im Mai 1856 nimmt in den USA der seit Jahren schwelende Streit um die Sklaverei noch einmal deutlich an Schärfe zu. Auslöser sind bürgerkriegsähnliche Zustände im Kansas-Territorium, die sich am Kansas-Nebraska Act entzünden: Dieses im Mai 1854 von Präsident Franklin Pierce unterzeichnete Gesetz sieht vor, dass die Bewohner des Gebiets in freier Wahl darüber bestimmen dürfen, ob sie die vor allem in den südlichen Bundesstaaten weit verbreitete Sklaverei zulassen oder nicht. Ein krasser Widerspruch zum 1820 mühsam erzielten Missouri-Kompromiss, demzufolge mit Ausnahme Missouris alle nördlich des 36. Breitengrads liegenden Staaten sklavenfrei bleiben müssen.

Um sich für die bevorstehende Abstimmung in Stellung zu bringen, siedeln beide Seiten Befürworter ihrer jeweiligen Position in Kansas an. Als Hochburg der Sklaverei-Gegner gilt die 1854 von der New England Emigrant Aid Company gegründete Stadt Lawrence. Sie wird in der letzten Maiwoche 1856 von Sklaverei-Befürwortern belagert und teilweise geplündert. Es kommt zu mehreren Vergeltungsaktionen, fast 30 Menschen sterben.

Auch in der Hauptstadt Washington kochen die Emotionen hoch. Am 20. Mai greift Senator Charles Sumner aus Massachusetts in einer im Kongress gehaltenen Rede die Verhältnisse in den Südstaaten scharf an. Daraufhin prügelt ihn zwei Tage später Preston Brooks, ein aus South Carolina stammendes Mitglied des Repräsentantenhauses, mit einem Spazierstock halbtot. Eine Aktion, die im Norden als „Barbarei“ verurteilt wird, für die Brooks aber in der Heimat viel Anerkennung erfährt. Schon zu diesem Zeitpunkt ist absehbar, dass der Bruch zwischen den beiden Landesteilen wohl nicht mehr zu kitten ist – die USA steuern unaufhaltsam auf den Sezessionskrieg zu.

Als der Krieg am 12. April 1861 mit dem Angriff auf Fort Sumter tatsächlich beginnt, ist Catharine in Hurrel seit sechs Wochen Halbwaise: Vater Tönjes Hinrich ist Anfang März im Alter von 52 Jahren gestorben. Mit der Geburt der jüngsten Tochter Sophie Mathilde wird er Ende Juli posthum noch einmal Vater.

Nach dem Tod des Ehemanns führt Anna Sophie Tönjes den 1846 von ihrem Vater Johann Hinrich Schütte übernommenen Hof auf dem Hesterort alleine fort. Parallel dazu wird Catharines ältester Bruder Johann Hinrich, der zu diesem Zeitpunkt kurz vor seinem 23. Geburtstag steht und in Vielstedt lebt, zum Mit-Vormund über die noch nicht volljährigen Geschwister bestellt. Dass Catharine unter diesen Umständen schon früh in die oft beschwerliche Tagesarbeit auf Hof und Feld eingespannt ist, darf als gesichert gelten.

Ihren späteren, ebenfalls in Hurrel aufgewachsenen Ehemann Johann Schwarting lernt Catharine bereits in der Volksschule in Lintel kennen. Nach der Heirat am 18. Juni 1889 zieht sie auf den Hof ihres seit 1888 verwitweten Schwiegervaters Gerhard Schwarting am Drengort (heute: Gerd und Ute Schwarting). Dort bringt Catharine zwischen Januar 1890 und September 1895 die Kinder Gerhard, Heinrich, Gustav und Adele zur Welt.

Die folgenden Jahre halten für Catharine und Johann gleich mehrere Schicksalsschläge bereit. Der erste trifft sie 1898, als auf dem Schwarting-Hof ein Feuer ausbricht und einen großen Teil der vorhandenen Gebäude in Schutt und Asche legt. Beide beginnen sofort mit dem Wiederaufbau, den auch Schwiegervater Gerhard – zum Zeitpunkt des Brandes 78 Jahre alt – noch miterlebt. Er stirbt im Juni 1904. Ihm folgt knapp zwei Jahre später der im Mai 1891 behindert auf die Welt gekommene Sohn Heinrich, der zum Zeitpunkt seines Todes im Gertrudenheim in Oldenburg lebt.

In der Frage, welcher der überlebenden Söhne später einmal den Hof erben soll, fällt die Wahl entgegen des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts auf Gerhard. Gustav beginnt eine kaufmännische Ausbildung beim Bremer Kaffeeröster Carl Ronning. Letztlich kommt jedoch, bedingt durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914, auch in diesem Punkt alles anders: Gerhard fällt im Frühling des letzten Kriegsjahres, während Gustav Ende 1918 lediglich leicht verwundet von der Front in die Heimat zurückkehrt und der neuen Situation geschuldet kurzerhand auf Landwirtschaft umsattelt.

Ihren Ruhestand – im Mai 1923 heiratet Gustav Anni Düser aus Altmoorhausen und übernimmt die Federführung auf dem Hof – kann Catharine nur relativ kurze Zeit genießen. Sie stirbt am 27. Januar 1925 kurz nach der Geburt ihres Enkelkindes Heino im Alter von 68 Jahren an einer Rippenfellentzündung. Beerdigt ist sie vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.