Catharine Heinemann – Biographie

Catharine Heinemann wird am 23. März 1862 als erstes Kind von Gerhard Heinrich Harfst und Anna Catharina Harfst auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Günter und Renate Heinemann) geboren. Sie ist die ältere Schwester von Hermann Heinrich Harfst.

Im März 1862 steuert ein seit längerem schwelender Konflikt im Preußischen Abgeordnetenhaus auf den vorläufigen Höhepunkt zu. Dabei geht es um eine von König Wilhelm I. geplante Heeresreform: Sie soll die Zahl der unter Waffen stehenden Soldaten von 150.000 auf 200.000 Mann erhöhen. Nach Ansicht des Monarchen und seines Kriegsministers Albrecht von Roon ist dies nötig, um mit den anderen kontinentaleuropäischen Großmächten Frankreich, Österreich und Russland gleichzuziehen.

Tatsächlich verharrt die Truppenstärke Preußens seit Jahrzehnten auf dem gleichen Niveau wie zu Ende der Napoleonischen Kriege 1815 – obwohl sich die Zahl der Einwohner seither verdoppelt hat. Wilhelm schlägt deshalb vor, statt bisher 40.000 jährlich 65.000 Rekruten einzuziehen und deren Dienstzeit auf drei Jahre zu verlängern. Das Abgeordnetenhaus beharrt jedoch auf der alten Dienstzeit von zwei Jahren und will die für die Reform zunächst nur vorläufig bewilligten Gelder von 9 auf 2 Millionen Taler verringern. Besonders unnachgiebig in dieser Frage tritt die Deutsche Fortschrittspartei auf. Als sich Wilhelm nicht durchsetzen kann, löst er am 11. März 1862 das erst im Dezember 1861 gewählte Parlament auf und setzt eine provisorische, deutlich konservativere Regierung ein.

Da die Fortschrittspartei aus den am 6. Mai abgehaltenen Neuwahlen als klarer Sieger hervorgeht, ändert sich an der Patt-Situation anders als vom König erhofft nichts. Die Verhandlungen ziehen sich den ganzen Sommer über hin, kommen aber letztlich zu keinem Ergebnis. Im September 1862 steht Wilhelm deshalb kurz davor, zugunsten seines Sohnes Friedrich Wilhelm abzudanken. Dann jedoch folgt er dem Rat von Kriegsminister Roon und ernennt Otto von Bismarck zum neuen Ministerpräsidenten. Dieser löst den Konflikt mittels der in die Geschichtsbücher eingegangenen Lückentheorie: Die preußische Verfassung biete keine Handhabe für ein solches Patt, also gelte in diesem besonderen Fall der Wille des Königs. Basta.

Dass Bismarck sich damit im Parlament und insbesondere bei den eher liberal gesinnten Abgeordneten keine Freunde macht, versteht sich von selbst. Durch den Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und den Preußisch-Österreichischen Krieg zwei Jahre später tritt der Konflikt jedoch erst einmal in den Hintergrund. Nach dem Sieg gegen Österreich gelingt es Bismarck, die Verfassungskrise mit dem am 3. September1866 vom Abgeordnetenhaus angenommenen Indemnitätsgesetz zu beenden. Die nach dem Deutsch-Französischen Krieg vollzogene Gründung des Deutschen Reichs im Januar 1871 nimmt dann seinen innenpolitischen Gegnern für längere Zeit den Wind aus den Segeln.

Zu diesem Zeitpunkt besucht Catharine bereits seit drei Jahren die Volksschule im Nachbardorf Lintel, wo aus Hurrel unter anderem Georg Hartmann, Johann Heinemann, Johann Schwarting, Martin Hermann Schwarting, Heinrich Tönjes, Sophie Tönjes, Anna Adeline Wiedau und Heinrich Wilkens zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülern gehören. In ihrer schulfreien Zeit wird sie darüber hinaus wahrscheinlich mehr oder weniger stark in die Bewirtschaftung des an der Ortstraße gelegenen Hofes ihrer Eltern eingebunden sein – ohne sich freilich großartige Hoffnungen darauf machen zu können, diesen eines Tages zu übernehmen. Zum einen gilt in der Gemeinde Hude das Jüngstenrecht, zum anderen sind Söhne in der Erbfolge bevorzugt. In dieser Frage läuft also alles auf ihren 1868 geborenen Bruder Hermann Heinrich zu.

Doch es kommt anders. Hermann Heinrich Harfst stirbt im November 1873 an einer besonderen Form des Scharlachs, dem Scharlachfriesel. Catharine ist plötzlich Einzelkind, und obwohl sich ihre 1838 geborene Mutter durchaus noch im gebärfähigen Alter befindet, bleibt es dabei. Deshalb dürfte Catharine ihre weitere Lebensplanung sehr schnell den veränderten Rahmenbedingungen anpassen und auch nach Schulentlassung und Konfirmation weiter auf dem elterlichen Betrieb mitarbeiten. Den ihr Vater 1885 noch einmal vergrößert: Kurz nach Catharines Hochzeit mit ihrem Schulkameraden Johann Heinemann im November 1884 kauft er von Tönjes Hinrich Pralle einen kleineren, am Sandersfelder Weg gelegenen Hof (heute: Hans Heinemann) hinzu.

Aus Catharines Ehe gehen drei Kinder hervor: ein am 1. März 1886 unmittelbar nach der Geburt namenlos verstorbener Sohn, der zweite Sohn Gerhard (geboren im Juni 1887) und Tochter Mathilde (April 1889). Letztere fällt allerdings nur ein Jahr später ebenso der Volksseuche Tuberkulose zum Opfer wie am Ende Catharine selbst. Sie stirbt am 2. Februar 1891 im Alter von nur 28 Jahren und wird vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.