Bernhard Haverkamp – Biographie

Bernhard Haverkamp wird am 25. Dezember 1844 als elftes Kind von Gerd Hinrich Haverkamp und Gesche Haverkamp auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Eike und Nathalie Haverkamp) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Tönjes Hinrich Haverkamp, Johann Haverkamp, Beta Haverkamp, Metta Haverkamp, Beta Mönnich, Heinrich Haverkamp, Tönjes Hinrich Haverkamp, Röbe Haverkamp, Gerhard Haverkamp und Paul Friedrich August Haverkamp und der ältere Bruder von Gesine Meyer, Gerhard Haverkamp und Nicolaus Friedrich Peter Haverkamp.

Fünf Tage vor Bernhards Geburt beginnt vor dem Gerichtshof in Esslingen die Hauptverhandlung gegen Christiane Ruthardt. Die 40-jährige Witwe steht in Verdacht, im Frühjahr 1944 ihren Ehemann mit Arsen ermordet zu haben. Ruthardt ist geständig und schildert bereitwillig die Hintergründe der Tat: Kurz nach der Hochzeit im Juli 1839 habe sich ihr Mann in die Idee verrannt, ein genialer Erfinder zu sein und ein Perpetuum mobile bauen zu können. Dabei habe er nicht nur die von ihr in die Beziehung mitgebrachte Aussteuer in Höhe von 400 Gulden aufgebraucht, sondern auch einen stetig wachsenden Schuldenberg angehäuft. Weil dies nach württembergischem Recht nicht als Scheidungsgrund gelte, habe sie für sich und ihren kleinen Sohn das Gift als einzigen Ausweg gesehen.

Für die Richter sind diese Umstände kein Grund, Milde walten zu lassen. Sie verurteilen Ruthardt zum Tod durch Enthauptung. Das von ihr angerufene Obertribunal in Stuttgart bestätigt den Schuldspruch am 7. Juni 1845. Am 27. Juni 1845 wird er auf der Feuerbacher Heide öffentlich vollstreckt. Danach transportiert ein Fuhrmann Ruthardts Leichnam in die Anatomie nach Tübingen, wo der Sarg mehrere Stunden lang unbeaufsichtigt im Hof stehen bleibt. Schaulustige öffnen daraufhin den Deckel, schneiden der Toten Haare ab und werfen mit ihrem Kopf umher – ein Vorfall, der als „Affäre Ruthardt“ in die Geschichte eingeht und unmittelbar nach Bekanntwerden eine umfassende Diskussion über den Umgang mit Anatomie-Leichen auslöst.

Dass diese Diskussion 1845 bis in Bernhards Geburtsort Hurrel reicht, ist eher unwahrscheinlich. In seiner Familie dürfte in jenem Jahr vor allem die Sorge vorherrschen, dass auch ihr jüngster Spross nicht über das Säuglingsalter hinauskommt. Anders als die vermutlich allesamt oder überwiegend an Tuberkulose verstorbenen Geschwisterkinder Tönjes Hinrich, Beta, Metta, Gerhard und Paul Friedrich August lernt Bernhard jedoch laufen und besucht wahrscheinlich ab Frühjahr 1851 die Volksschule im Nachbardorf Lintel. Allerdings nur für kurze Zeit: Bernhards Lebensweg endet am 29. November 1852, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude eine Todesursache nennt. Beerdigt ist er fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.