Anna Mathilde Wieting – Biographie

Anna Mathilde Wieting wird am 18. Mai 1898 als drittes Kind von Gerhard Wieting und Beta Wieting auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Edo und Klaus-Peter Wieting) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Hinrich Wieting und Theodor Wieting und hat mit Heinrich Wieting, Martha Kruse, Diedrich Wieting und Georg Wieting vier jüngere Halbgeschwister aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit Anna Bödeker.

Drei Wochen vor Anna Mathildes Geburt beginnt mit der Schlacht in der Bucht von Manila die heiße Phase des Spanisch-Amerikanischen Krieges. Dabei haben die völlig veralteten Schiffe der Verteidiger gegen die angreifenden Amerikaner nicht die geringste Chance, nach nur sechs Stunden muss sich die spanische Flotte ergeben. Ein Bild, das sich bis Mitte August 1898 an nahezu allen Kampfschauplätzen wiederholt. Am Ende muss Spanien kapitulieren und verliert mit den Philippinen, Kuba, Guam und Puerto Rico seine letzten bedeutenden überseeischen Kolonien. Während Kuba anschließend weitgehend Souveränität genießt, geraten die anderen Gebiete unter Herrschaft der USA.

Eine Entwicklung, die das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. gerne verhindert hätte. Denn dessen führende Militärstrategen – allen voran Otto von Diederichs, Chef des Ostasien-Geschwaders – hätten die Philippinen liebend gern selbst in Besitz genommen, um von dort aus eine deutsche Südsee-Kolonie zu etablieren. Deshalb beliefert die Kaiserliche Marine Spanien mit Waffen, und beinahe kommt es im Juni 1898 vor Manila sogar zu einem deutsch-amerikanischen Seegefecht. Erst als sich die deutschen Schiffe nach einer deutlichen Warnung des US-Oberbefehlshabers George Dewey zurückziehen, entspannt sich dieser als Manila-Zwischenfall in die Geschichtsbücher eingegangene Konflikt.

Als Spanien die im Vertrag von Paris diktierten Friedensbedingungen der USA am 19. März 1899 formal anerkennt, ist Anna Mathilde bereits Halbwaise: Mutter Beta erliegt am 29. Dezember 1898 der in Hurrel seit Jahrzehnten grassierenden Volksseuche Tuberkulose. Vater Gerhard, plötzlich mit drei kleinen Kindern auf sich allein gestellt, gibt Anna Mathilde daraufhin allem Anschein nach zunächst in die Obhut seiner Eltern Johann Hinrich und Anna Maria Wieting in Steinkimmen – und belässt sie wohl auch auf deren Hof (heute: Lutz Wieting), als er im Mai 1901 in zweiter Ehe Anna Catharine Bödeker aus Nuttel heiratet. Denn dort stirbt Anna Mathilde am 31. Oktober 1904 an einer Hirnhautentzündung, die möglicherweise als tuberkulöse Meningitis auf die Erkrankung der Mutter zurückgeht. Beerdigt ist Anna Mathilde vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.