Anna Margareta Knabe – Biographie

Anna Margareta Knabe wird am 28. Januar 1821 als erstes Kind von Gottlieb Wilhelm Ellinghusen und Mette Catharine Ellinghusen auf dem elterlichen Hof in Hurrel geboren. Sie ist die ältere Schwester von Sophia Knabe, Gesine Holthusen, Hinrich Wilhelm Ellinghusen und Catharine Haverkamp.

Zwei Wochen vor Anna Margaretas Geburt veröffentlicht der kurz zuvor in den württembergischen Landtag gewählte Wirtschafts-Theoretiker Friedrich List die „Reutlinger Petition“. Dabei handelt es sich um eine Klageschrift gegen den verkrusteten und an überbordender Bürokratie erstickenden Beamtenstaat, in die List neben eigenen Beobachtungen auch zahlreiche Beschwerden von Bürgern seiner Heimatstadt Reutlingen einfließen lässt. Demnach leide Württemberg wie viele andere deutsche Kleinstaaten an „Grundgebrechen“, welche „das Mark des Landes verzehren und die bürgerliche Freiheit vernichten“. Zur Abhilfe fordert List in einem 40 Punkte umfassenden Reform-Programm unter anderem die Trennung von Verwaltung und Rechtsprechung, eine größere Mitsprache der Bürger und eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung.

Derart herbe Kritik aus dem Volk sind die Regierenden zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht gewohnt – und sie nehmen sie meistens persönlich übel. Württembergs reformerischen Ideen gegenüber vergleichsweise aufgeschlossener König Wilhelm I. macht da keine Ausnahme. Er nötigt den Landtag in Stuttgart, am 24. Februar 1821 Lists Mandat und damit dessen Immunität aufzuheben. Wegen „Staatsverbrechen“ folgt im April 1822 eine Verurteilung zu zehn Monaten Festungshaft, der sich List zunächst durch Flucht zu entziehen versucht. Weil er im Exil in Baden, Frankreich und der Schweiz beruflich nicht Fuß fassen kann, kehrt er 1824 nach Württemberg zurück und tritt seine Haft in der Festung Hohenasperg an. Unter der Bedingung, in die USA auszuwandern, wird er Anfang 1825 nach fünf Monaten begnadigt und entlassen.

In den USA betätigt sich List zunächst als Farmer. Ab 1826 gibt er in Reading im Bundesstaat Pennsylvania eine deutschsprachige Zeitung heraus. Später beteiligt er sich an einem Kohle-Bergwerk und gründet mit mehreren Partnern eine Eisenbahngesellschaft, wodurch er zu einigem Wohlstand gelangt. Im Präsidentschafts-Wahlkampf von 1828 unterstützt er den demokratischen Bewerber Andrew Jackson. Nach der erfolgreichen Wahl zeigt sich Jackson dankbar und beruft List, nachdem er ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen hat, zum US-Konsul im Großherzogtum Baden. Dadurch erneut mit diplomatischer Immunität ausgestattet, kann List 1833 in die Heimat zurückkehren.

Weil ihn die ehrenamtliche Tätigkeit als Konsul nicht auslastet, wird List auch in Deutschland unternehmerisch tätig. Da er neben der Überwindung der innerdeutschen Zollschranken den Eisenbahnbau als wichtigstes Werkzeug ansieht, um die wirtschaftliche Rückständigkeit des Landes zu überwinden, engagiert er sich wie schon in den USA vornehmlich in diesem Bereich und bereitet durch seine Planungen der im April 1839 fertiggestellten ersten deutschen Fernbahn-Strecke von Leipzig nach Dresden den Weg.

Zu diesem Zeitpunkt hat Anna Margareta in Hurrel gerade die im Nachbardorf Lintel angesiedelte Volksschule beendet – und ist nach dem Tod von Mutter Mette Catharine im Dezember 1838 zur Halbwaise geworden. Ob sie danach weiter auf dem heute nicht mehr bestehenden, an der Hurreler Straße gelegenen elterlichen Hof (Eigentümerin des in unmittelbarer Nähe errichteten Neubaus: Inge Molde) lebt oder irgendwo anders in Stellung geht, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Wahrscheinlich ist jedoch letzteres, denn ihr künftiger, in Neerstedt geborener Ehemann Eberhard Knabe stammt nicht aus der Gemeinde Hude und scheint dort zu jener Zeit auch nicht seinen Lebensmittelpunkt zu haben: Zu seiner Person überliefert ist mit Catharina Maria Becker eine uneheliche, im Dezember 1843 geborene Tochter in Holzhausen.

Anna Margareta und Eberhard heiraten am 30. August 1844 in Hude. Bereits am 3. November wird in Neerstedt – vermutlich im Haus von Eberhards als Heuerleute arbeitenden Eltern – die gemeinsame Tochter Anna Sophia geboren. Dabei scheint es schwerwiegende Komplikationen zu geben, denn Anna Margareta stirbt laut Kirchenbuch-Eintrag nur einen Tag darauf im Wochenbett. Beerdigt ist sie am 8. November 1844 auf dem Friedhof der St. Firminus-Kirche in Dötlingen.