Alma Franz – Biographie

Alma Catharine Franz wird am 16. September 1898 als elftes Kind von Friedrich Ernst Wunderlich und Elise Catharine Wunderlich in Abbehauseraltendeich bei Nordenham geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Martha Wilhelmine Otholt, Karl Wunderlich, Emil Wunderlich, Bertha Wunderlich, Erna Addicks, Franz Wunderlich, Henni Helene Wunderlich, Antonie Mönnich, Lina Luise Bielefeld und Ernst Elimar Wunderlich und der ältere Bruder von Otto Wunderlich.

In den Tagen vor Almas Geburt bestimmt die Ermordung der östereichisch-ungarischen Kaiserin Elisabeth die Schlagzeilen der Weltpresse. Die Ehefrau von Kaiser Franz Joseph I. war am 10. September 1898 in Genf einem Attentat des italienischen Anarchisten Luigi Lucheni zum Opfer gefallen. Mehr oder weniger zufällig, denn eigentlich hat es der seit einigen Monaten in der Schweiz lebende Hilfsarbeiter auf Italiens König Umberto I. abgesehen. Für die dafür notwendige Fahrt nach Rom besitzt er jedoch nicht genügend Geld, und auch der nächste Attentatsplan zerschlägt sich kurzfristig: Der französische Adlige Henri Philippe Marie d’Orléans, der eigentlich zur fraglichen Zeit nach Genf reisen wollte, ändert kurzfristig seine Pläne. Am Ende trifft es Elisabeth, weil Lucheni nur eines wichtig ist: eine möglichst prominente Persönlichkeit zu töten. Nachdem er vom Aufenthalt der Kaiserin in Genf erfahren hat, lauert er ihr am Quai du Mont Blanc auf und rammt ihr eine spitz zugeschliffene Feile ins Herz.

Für Aufmerksamkeit bei den Lesern sorgt neben der Tat nicht zuletzt der Umstand, dass Elisabeth – begleitet von der Hofdame Irma Sztáray – scheinbar unbeeindruckt ihren Weg zum Bootsanleger fortsetzt und wie geplant den RaddampferGenève“ besteigt, der sie in den bei Montreux gelegenen Berg-Kurort Caux bringen soll. Kurz darauf bricht sie allerdings zusammen und wird zunächst zurück zum Anleger und danach ins Hotel „Beau Rivage“ gebracht. Dort erlangt Elisabeth zwar noch einmal kurz das Bewusstsein, stirbt aber wenig später an der durch die Attacke erlittenen Herzbeutel-Tamponade.

Einen breiten Raum in den Berichten nehmen auch die Verhaftung des Täters, Hintergründe zu seiner Herkunft, eine erste offizielle Stellungnahme von Kaiser Franz Joseph, die Überführung des Sargs nach Wien und das feierliche Begräbnis am 17. September in der Kapuzinergruft ein, wo Elisabeth seither an der Seite ihres 1889 freiwillig aus dem Leben geschiedenen Sohnes Rudolf ruht. Was nicht in den Zeitungen steht: Die in den Sissi-Filmen der 1950er Jahre verklärte, sich stets als Gefangene höfischer Zwänge fühlende Kaiserin ist selbst seit langem in Todessehnsucht gefangen und hat die Gefahr eines Anschlags bewusst ignoriert. „Nun ist es gekommen, wie sie es immer wünschte, rasch, schmerzlos, ohne ärztliche Beratungen“, bringt es ihre Tochter Marie Valerie auf den Punkt, als die Nachricht von dem Mordanschlag sie erreicht.

Allzu viel Aufmerksamkeit dürften die Berichte über das Attentat von Genf in Almas Elternhaus in Abbehauseraltendeich nicht bekommen. Schließlich steht Mutter Elise Catharine, erst wenige Tage zuvor 42 Jahre alt geworden, kurz vor der Niederkunft. Mag es mittlerweile auch die elfte und somit von einiger Routine begleitete Geburt sein – ein gewisses Risiko besteht in diesem Alter immer, in jenen Zeiten sowieso. Alles geht jedoch gut, und Alma wächst in den folgenden Jahren mit zehn ihrer elf Geschwister auf. Lediglich die 1890 geborene Schwester Henni Helene ist nicht über das Kleinkindalter hinausgekommen und als Zweijährige verstorben.

Bald nach Almas Einschulung, im Juni 1905, stirbt im Alter von 52 Jahren ihr als Müller arbeitender Vater. Sieben der elf überlebenden Kinder sind damals noch nicht volljährig – wie Mutter Elise Catharine mit ihnen über die Runden kommt, lässt sich nur vermuten. Der älteste Bruder Karl arbeitet beim Tod des Vaters mutmaßlich bereits in der Landwirtschaft, während der an dritter Stelle geborene Bruder Emil das Lehrerseminar in Oldenburg besucht und später die Volksschule in Altmoorhausen leitet. Er fällt im September 1917 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Zu diesem Zeitpunkt lebt der 1896 geborene Bruder Ernst Elimar ebenfalls schon nicht mehr, über die genauen Hintergründe seines Todes im Dezember 1914 ist allerdings nichts bekannt.

Wo Alma in jenen schicksalsschweren Jahren wohnt und arbeitet, liegt heute ebenfalls im Dunkeln. Dasselbe gilt für die kompletten 1920er Jahre mit ihren politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen vom Kapp-Putsch über die durch den verlorenen Krieg bedingte Hyperinflation bis hin zur Weltwirtschaftskrise. Zu Beginn des nächsten, von der Machtübernahme der Nationalsozialisten geprägten Jahrzehnts ist Alma sehr wahrscheinlich bereits mit Otto Franz aus Hurrel liiert. Der Kontakt kommt über Johanne Wunderlich zustande, eine Tochter von Almas Bruder Emil. Sie heiratet im November 1931 Ottos älteren Bruder Kurt und bewirtschaftet fortan mit ihm im Hurreler Sand den heutigen Hof von Rita Wiemer.

Alma und Otto heiraten am 2. Juli 1934. Ihr Zuhause wird ein ganz in der Nähe errichtetes, von Otto ursprünglich als Schweinestall vorgesehenes Hofgebäude (heute: Ute Franz). Dort wachsen die gemeinsamen Kinder Robert (geboren im März 1936) und Ewald (Juli 1938) auf. Während Alma sich um die kleine Landwirtschaft kümmert, arbeitet Otto auf der Ziegelei in Rethorn. Viel Zeit, den anfangs nur rund drei Hektar großen Betrieb weiterzuentwickeln und endlich auch den geplanten Bau eines richtigen Wohnhauses in Angriff zu nehmen, bleibt da nicht.

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 wirft diese Pläne dann endgültig über den Haufen. Otto Franz wird wie auch seine Brüder Erwin, Rudolf und Arno zur Wehrmacht eingezogen, wo er sich mit Tuberkulose infiziert und viel Zeit in Lazaretten verbringt. In dieser Zeit ist Alma alleine für den Hof verantwortlich, erhält allerdings regelmäßig Hilfe von Nichte Johanne und Schwager Kurt. Im Dezember 1943 stirbt in der alten Heimat in der Wesermarsch Mutter Elise Catharine.

Noch vor der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 wird Ehemann Otto als kriegsuntauglich nach Hause entlassen. In den Wirren der ersten Nachkriegsmonate bricht bei ihm die zunächst ausgeheilt geglaubte Tuberkulose wieder aus, er stirbt im September 1946. Zwei Wochen nach ihrem 48. Geburtstag ist Alma Witwe – ein Schicksal, das sie in der näheren Nachbarschaft mit Anna Hobbie, Anni Meyer, Martha Wachtendorf und von 1949 an auch mit ihrer Nichte Johanne Franz sowie mit Adele Timmermann teilt.

In den folgenden Jahren hält Alma mit ihren heranwachsenden Söhnen die Landwirtschaft am Laufen – wohlwissend, dass der Betrieb zu klein ist, um einem von ihnen ein sicheres Auskommen zu gewährleisten. Robert findet nach der landwirtschaftlich ausgerichteten Berufsschule Arbeit als Kraftfahrer und heiratet im November 1957 Elfriede Tenz aus Delmenhorst. Das junge Paar wohnt zunächst in der Delmestadt, zieht dann aber weiter nach Bremen, wo Robert eine Stelle bei der Bremer Straßenbahn AG annimmt. Ewald wiederum arbeitet in Hude und betreibt den Hof als Nebenerwerb weiter. Als er im November 1960 Elfriede Haak aus Berne heiratet, bekommt Alma eine Schwiegertochter ins Haus.

Der Geburt von Almas erstem Enkel – Roberts Sohn Hartmut – im Mai 1958 folgen mit Rosemarie (August 1959), Ute (November 1962), Michael (Dezember 1965), Heike (Juni 1966) und Ingrid (November 1973) fünf weitere Enkelkinder. Bis Anfang der 70er Jahre reist Alma regelmäßig einmal im Jahr nach Wanne-Eickel ins Ruhrgebiet, wohin Waltraudt Mizgajski, die Schwester ihrer in Bremen lebenden Schwiegertochter, nach der Hochzeit gezogen ist. Deren Sohn Hans-Peter Mizgajski kauft 1971 am Oldenburger Weg die ehemalige Tischler-Werkstatt von Heinrich Witte (heute: Joachim und Hilke Klingbeil) und wird dadurch für einige Jahre zu Almas Nachbar.

Zu diesem Zeitpunkt ist Alma gesundheitlich bereits angeschlagen und kämpft unter anderem mit Herzproblemen. Sie stirbt am 27. Juni 1976 und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.