Hinrich von Seggern wird am 8. Oktober 1829 als drittes Kind von Johann Hinrich von Seggern und Gesche Margarethe von Seggern auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Erwin und Christa Haverkamp) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Catharine Brandt und Gerhard von Seggern und der ältere Bruder von Johann Heinrich von Seggern, Anna Gesina von Seggern, Margareta Stolle und Beta Stolle. Ein weiterer, im Dezember 1832 geborener Bruder ist noch am selben Tag namenlos verstorben.
Zwei Tage vor Hinrichs Geburt stellen sich in der Nähe von Liverpool die Konstrukteure von fünf Lokomotiven einem Wettbewerb, der als „Rennen von Rainhill“ in die Geschichte eingeht. Ausgeschrieben hat ihn die Eisenbahn-Gesellschaft Liverpool and Manchester Railway (L&MR): Sie betreibt die neu gebaute Linie, die vom Hafen in Liverpool in die rund 50 Kilometer entfernte Industrie-Metropole Manchester führt und deren Textilfabriken künftig mit aus den USA importierter Baumwolle versorgen soll. Noch fehlt dazu allerdings das geeignete Gerät, denn die bisher verfügbaren Zugmaschinen sind von einer derart langen Strecke mit einem Höhenunterschied von 60 Metern überfordert.
Gleichzeitig dient der Wettbewerb dazu, die in der Bevölkerung noch weit verbreitete Skepsis gegenüber dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn zu zerstreuen. Schließlich will die L&MR auf der Strecke – der weltweit ersten mit durchgehend zweigleisigem Betrieb – künftig auch Passagiere befördern. Tatsächlich ist das Interesse an jenem 6. Oktober 1829 groß: Schätzungsweise 15.000 Schaulustige bevölkern das Testgelände, als die Tauglichkeitsprüfungen beginnen. Um die Juroren zu überzeugen, müssen die Lokomotiven unter anderem 20-mal das Dreifache ihres eigenen Gewichts zwischen den knapp 2,5 Kilometer auseinanderliegenden Haltepunkten hin und her ziehen und dabei eine Geschwindigkeit von mindestens 16 Stundenkilometern erreichen.
Insgesamt dauern die Tests neun Tage. Am Ende erfüllt nur eine Lok alle Anforderungen: die von George und Robert Stephenson gebaute „Rocket“. Vater und Sohn – ersterer ist Chef-Ingenieur der L&MR – erhalten daraufhin den Auftrag, acht Dampflokomotiven dieses Typs an die Betreiber-Gesellschaft zu liefern. Offiziell freigegeben wird die neue Strecke am 15. September 1830. Ein Datum, das zugleich mit dem ersten Eisenbahn-Unfall der Geschichte verbunden ist, der einen Passagier das Leben kostet: Der ehemalige britische Handelsminister William Huskisson wird im Rahmen der Eröffnungs-Feier von einer Lokomotive überrollt und stirbt nur wenige Stunden später.
Der tragische Zwischenfall kann den Siegeszug der Eisenbahn nicht aufhalten. In Deutschland rollen ab dem 8. Dezember 1835 regelmäßig Züge zwischen Nürnberg und Fürth hin und her, die dabei zum Einsatz kommende Lokomotive „Adler“ stammt ebenfalls aus der Fabrik von George und Robert Stephenson. Weitere Strecken folgen rasch. Im relativ dünn besiedelten Großherzogtum Oldenburg, zu dem Hinrichs Heimatdorf Hurrel gehört, bleiben jedoch noch mehr als drei Jahrzehnte lang Pferdekutschen das einzige öffentliche Verkehrsmittel.
Hinrich wächst mit fünf Geschwistern – der jüngere Bruder Johann Heinrich stirbt 1835 zwei Monate vor Indienststellung der „Adler“ im Alter von anderthalb Jahren – auf dem elterlichen Hof auf. Ab Frühjahr 1836 besucht er die mit dem Nachbardorf betriebene Volksschule in Lintel, wo aus Hurrel unter anderem Gerhard Schweers und Tönjes Hinrich Wilkens zu seinen gleichaltrigen Mitschülern gehören. Vermutlich steht relativ früh fest, dass Hinrich als jüngster der überlebenden Söhne eines Tages den von-Seggern-Hof weiterführen soll. Ob er nach Schulabschluss und Konfirmation zunächst trotzdem noch auf einem anderen Hof in Stellung geht, ist heute in der Familie nicht mehr bekannt.
Seine künftige, 13 Jahre jüngere Ehefrau Anna Witte kennt Hinrich von Kindesbeinen an: Sie ist auf einem Hof in unmittelbarer Nachbarschaft aufgewachsen (heute: Ewald und Adda Haverkamp). Als Hinrich und Anna im Mai 1874 – sechs Wochen nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Tochter Meta – heiraten, sind Annas Eltern Tönjes Hinrich und Anna Catharine Witte allerdings bereits verstorben. Wer den Witte-Hof zu diesem Zeitpunkt bewirtschaftet, liegt heute im Dunkeln. Nach der Hochzeit legen Anna, die seit 1872 als Grunderbin eingetragen ist, und Hinrich beide Höfe zusammen und bearbeiten die Ländereien vom größeren von-Seggern-Hof aus.
In den folgenden Jahren kommen mit Johann Hinrich (Januar 1876), Annchen (Oktober 1878) und Georg (Januar 1883) drei weitere Kinder zur Welt. Anfangs lebt noch Hinrichs Vater Johann Hinrich mit auf dem Hof, er stirbt im September 1881 im Alter von 86 Jahren. Ein so hohes Alter zu erreichen ist Hinrich nicht vergönnt: Wie zuvor seine Schwestern Margareta (September 1873), Anna Catharine (März 1885) und Beta (Juni 1890) sowie mutmaßlich auch der erstgeborene Sohn Johann Hinrich (Dezember 1895) erliegt er am 22. Februar 1899 der in jenen Jahren in Hurrel grassierenden Volksseuche Tuberkulose. Beerdigt ist Hinrich sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.