Gesche Margarete Brockshus – Biographie

Gesche Margarete Brockshus wird am 14. August 1818 als erstes Kind von Claus Otte und Hedwig Otte auf dem elterlichen Hof in Neuenkoop geboren. Sie ist die ältere Schwester von Anna Margarete Kläner, Anna Cathrine Janßen, Ahlke Margarete Otte, Johann Hinrich Otte, Ahlke Margarete Otte, Johann Diedrich Otte und Claus Gerhard Otte.

Eine Woche nach Gesche Margaretes Geburt unterzeichnet Badens Großherzog Karl Ludwig Friedrich in Bad Griesbach im Schwarzwald die erste Verfassung seines Landes. Das vom liberalen Staatsminister Carl Friedrich Nebenius entworfene Werk räumt den Bürgern eine Reihe von Grundrechten ein wie die Gleichheit vor dem Gesetz und freie Ausübung der Religion und gilt als eine der fortschrittlichsten Verfassungen ihrer Zeit. Letzteres liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich in weiten Teilen am Code civil orientiert, den Napoleon Bonaparte 1804 in Frankreich eingeführt und ab 1807 über den Rheinbund und spätere Besatzungszonen in viele deutsche Fürstentümer exportiert hat.

Zwar ist die Herrschaft Napoleons über Europa 1815 mit dessen Niederlage in der Schlacht bei Waterloo sang- und klanglos zusammengebrochen. Der abgesetzte Kaiser der Franzosen wurde von den Siegermächten auf die Atlantik-Insel St. Helena verbannt, die Landkarte des Kontinents auf dem Wiener Kongress anschließend neu geordnet. Napoleons an die Ideale der Französischen Revolution angelehnten zivilrechtlichen Ideen wirken jedoch in den Köpfen der Menschen fort und lassen sich von den neuen beziehungsweise alten Machthabern nicht ohne weiteres zurückdrängen. Andere Mitglieder des 1815 neu formierten Deutschen Bundes wie Sachsen-Weimar-Eisenach, Bayern oder Württemberg folgen deshalb fast zeitgleich mit ähnlich liberalen Verfassungen.

Doch es gibt auch eine Gegenbewegung. Sie geht vor allem von den Großmachten Preußen und Österreich aus und manifestiert sich im August 1819 in den Karlsbader Beschlüssen. Dort werden in Reaktion auf die Ermordung des reaktionären Schriftstellers August von Kotzebue durch den der Burschenschafts-Bewegung angehörenden Studenten Karl Ludwig Sand zahlreiche Grundrechte eingeschränkt, insbesondere die Pressefreiheit. Liberale und nationale Ideen gelten im Deutschen Bund fortan als Demagogie und Volksverhetzung, was insbesondere an den Universitäten zu zahlreichen Verhaftungen führt. Burschenschaften werden verboten, die von Friedrich Ludwig Jahn begründeten Turnvereine ebenso.

Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Neuenkoop gehört, existiert 1819 weder eine Universität noch ein Turnverein. Zu verbieten gibt es also nicht viel, und Landesherr Peter I. hat sich bis dato auch nicht genötigt gesehen, eine mit besonderen Freiheitsrechten ausgestattete Verfassung zu erlassen. Die Bevölkerung hat ohnehin andere Sorgen – insbesondere auf den Dörfern, wo sich die Landwirtschaft nach 1816 erst ganz allmählich vom zahlreiche Wetter-Kapriolen bereithaltenden „Jahr ohne Sommer“ erholt.

Gesche Margaretes Vater verfügt als Köter vermutlich über einen vergleichsweise großen Landbesitz, dessen Umfang heute allerdings nicht mehr bekannt ist. Gleichwohl dürfte der Alltag der Familie angesichts von acht Kindern –Gesche Margaretes Geschwister kommen zwischen 1820 und 1833 zur Welt – kaum von großem Überfluss geprägt sein. Ihre 1824 geborene Schwester Ahlke Margrete lebt nur knapp zwei Jahre lang, woraufhin die nächstgeborene Schwester 1827 prompt denselben Namen erhält. Zur damaligen Zeit kein Einzelfall. Alle anderen Geschwister erreichen aber offenbar das Erwachsenenalter, ihr 1826 geborener Bruder Johann Hinrich wandert später nach Haiti aus.

Wo Gesche Margarete nach Schulabschluss und Konfirmation ihren späteren Ehemann Hermann Brockshus aus Hurrel kennenlernt, liegt heute in Dunkeln. Beide heiraten am 2. Oktober 1846 in Hude. Hermann bewirtschaftet einen Hof an der nördlichen Ortsgrenze von Hurrel (heute: Kerstin und Thomas Schwantje), auf dem neben ihm noch seine 68 und 65 Jahre alten Eltern Berend und Catharine Dorothea Brockshus leben. Mit ihnen wohnt Gesche Margarete aber nur kurz unter einem Dach: Ihr Schwiegervater stirbt im Februar 1847, die Schwiegermutter im Juli 1851. Dazwischen bringt Gesche Margarete zwei Söhne zur Welt: Hermann Junior (März 1848) und Johann Hinrich (Oktober 1849).

Als der Abschied von Schwiegermutter Catharine Dorothea naht, ist Gesche Margarete gerade zum dritten Mal schwanger. Von Ihrer Tochter Gesine Margarete wird sie am Silvestertag 1851 entbunden. Darüber, ob es sich um eine besonders schwierige Geburt handelt, lässt sich nur spekulieren. In jedem Fall nimmt das Leben auf dem Brockshus-Hof danach nicht mehr seinen gewohnten Gang: Gesche Margarete stirbt am 8. Juli 1852 – nur eine Woche nach ihrem Bruder Johann Hinrich in Cap-Haïtien – und wird fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Aegidius-Kirche in Berne beerdigt.