Marie Lange – Biographie

Marie Christine Lange wird am 16. Februar 1860 als erstes Kind von Johann Diedrich Reineke und Cathrine Reineke in Stickgras bei Delmenhorst geboren. Sie ist die ältere Schwester von Johann Heinrich Reineke, Mathilde Gesine Harms und Johann Ludwig Reineke.

Zwei Wochen nach Maries Geburt legt am anderen Ende der Welt ein bis dato vergleichsweise unbekannter Provinzpolitiker aus Illinois den Grundstein für einen Siegeszug, der ihn knapp ein Jahr später als 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus führen soll: Abraham Lincoln. Eine vielbeachtete Rede am Cooper-Union-College in New York zur Sklavenfrage und ein am selben Tag geschossenes, schon bald enorme mediale Wirkung entfaltendes Foto helfen dem Republikaner Lincoln, sich gegen mehrere parteiinterne Wettbewerber und am Ende auch gegen die beiden Kandidaten der Demokratischen Partei, Stephen Douglas und John Breckinridge, durchzusetzen. Ein Erfolg, der nach der Wahl zur Abspaltung von insgesamt elf Südstaaten und schließlich im April 1861 zum Amerikanischen Bürgerkrieg führt.

Für Einigung statt für Spaltung steht eine zweite historische Persönlichkeit, die im Jahr 1860 von sich reden macht: Mit seinen zwischen Anfang Mai und Ende Oktober errungenen militärischen Erfolgen gegen die Bourbonen trägt der italienische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi entscheidend dazu bei, aus den teilweise seit vielen Jahrhunderten unter Fremdherrschaft stehenden Regionen des Landes einen Nationalstaat zu formen. Den Ausschlag gibt dabei seine Unterstützung für Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont, der im März 1861 zum König von Italien ausgerufen wird.

Als Viktor Emanuel II. nach seinem Einmarsch in den Kirchenstaat im September 1870 ganz Italien regiert und wenig später Deutschland mit Wilhelm I. einen Kaiser erhält, wohnt Marie mit ihrer Familie bereits in Sandhatten. Dort wird am 26. September 1869 Schwester Mathilde Gesine geboren, eine Woche vor dem Tod des sechs Jahre alten Bruders Johann Heinrich. Der jüngere Bruder Johann Diedrich kommt im Mai 1872 als letztes Geschwisterkind hinzu.

Womit genau Maries Vater den Lebensunterhalt für seine Familie bestreitet, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei sagen. In den Kirchenbüchern wird er mal als Heuermann, dann wieder als Kaufmann und Gastwirt bezeichnet. Gut möglich, dass er neben einem kleinen Hof eine Schankwirtschaft betrieben und darüber hinaus auch mit Getränken und anderen Waren gehandelt hat.

Weitere Informationen aus Maries Kinder- und Jugendzeit sind weder in der Familie noch in amtlichen Dokumenten überliefert. Festgehalten im Trau-Buch der Kirchengemeinde Hatten ist allerdings ihre Hochzeit mit Johann Lange aus Döhlen, den sie am 10. November 1883 heiratet. Danach ziehen beide nach Hurrel, wo im Dezember 1885 Sohn Friedrich zur Welt kommt. Sehr wahrscheinlich bereits auf jenem Hof, als dessen Eigentümer 1885 noch Heinrich Theodor Schütte eingetragen ist (heute: Helmut und Linda Braun). Erst zwei Jahre später kaufen Johann und Marie den vermutlich zuvor nur gepachteten Betrieb.

Neben der Arbeit auf dem Hof kümmert sich Marie in den nächsten beiden Jahrzehnten in erster Linie um die stetig wachsende Familie: Dazu gehören neben Friedrich bald auch Katharine (Juli 1888), Johann Junior (März 1891), Georg (August 1895), Wilhelm (März 1898), August (Oktober 1900) und Martha (November 1904). Insgesamt bringt Marie sogar acht Kinder zur Welt, eine im Oktober 1893 geborene Tochter stirbt jedoch namenlos.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 muss für Marie ein traumatisches Erlebnis sein – alle fünf Söhne ziehen ins Feld. Ob sie freiwillig gehen oder dienstverpflichtet sind, ist nicht überliefert. Zu Maries Erleichterung kehren jedoch alle Ende 1918 wieder zurück. Spätestens ab diesem Zeitpunkt steht wahrscheinlich fest, dass entgegen des in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrechts eines Tages der mittlere Sohn Georg den Hof übernehmen wird.

In den 20er Jahren arbeiten Marie und Johann weiter im nun zunehmend eigenverantwortlich von Georg und seiner Ehefrau Anna geführten Betrieb mit. Dabei sind beide wichtige Kontaktpersonen für die 1921 und 1925 geborenen und auf dem Hof aufwachsenden Enkelkinder Lily und Wilma, deren Betreuung Marie in den ersten Lebensjahren des Öfteren übernimmt. Unmittelbar nach Johanns Tod im Januar 1933 lassen jedoch auch bei Marie mehr und mehr die Kräfte nach: Sie stirbt am 25. Juli 1933 im Alter von 73 Jahren und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.