Klaus-Uwe Marhold – Rufname Klaus – wird am 19. März 1939 als viertes Kind von Walter Marhold und Hildegard Marhold in Wilhelmshaven geboren. Er ist der jüngere Bruder von Hans-Joachim Marhold, Peter Marhold und Christel Behrend.
Vier Tage vor Klaus‘ Geburt marschiert die Wehrmacht in die Tschecho-Slowakische Republik ein. Eine von langer Hand vorbereitete Aktion, die massiv gegen das Münchner Abkommen verstößt und dadurch das Nazi-Regime unter Adolf Hitler einmal mehr Lügen straft: Letzterer hatte immer wieder betont, der im September 1938 von Großbritannien, Frankreich und Italien ohne Beteiligung der damaligen Tschechoslowakei und der Sowjetunion gebilligte Anschluss des Sudentenlandes an das Deutsche Reich sei die „letzte territoriale Forderung in Europa“. Seine Kehrtwende begründet Hitler mit dem angeblichen „tschechischen Terror-Regime“ gegen Deutsche und Slowaken. Die Wehrmacht-Führung wiederum hatte er intern bereits im Oktober 1938 angewiesen, sich auf die „Erledigung der Rest-Tschechei“ vorzubereiten.
Weil die Slowakei unter dem Hitler-Sympathisanten Jozef Tiso unmittelbar vor dem Einmarsch aus dem gemeinsamen Staat austritt und Hitler mit massiven Luftangriffen auf tschechische Städte droht, sieht Präsident Emil Hácha keine andere Möglichkeit, als sein Land dem „Schutz des Deutschen Reiches“ zu unterstellen. Die Besetzung erfolgt daraufhin kampflos. Noch am Abend des 15. März 1939 trifft Hitler in Prag ein und verbringt die Nacht auf dem Hradschin. Am folgenden Tag proklamiert er das Protektorat Böhmen und Mähren und ernennt den früheren deutschen Außenminister Konstantin von Neurath zum Reichsprotektor. Parallel dazu kommt es zu tausenden Verhaftungen – betroffen sind insbesondere Sozialdemokraten, Kommunisten, linksorientierte Intellektuelle deutsche Emigranten, Juden und hochrangige Offiziere der Tschechoslowakischen Armee.
Mit dem Einmarsch ist die Beschwichtigungspolitik des britischen Premiers Neville Chamberlain endgültig gescheitert. Um einen Krieg zu verhindern, hatte Chamberlain Hitler immer wieder weitreichende Zugeständnisse gemacht. Nun plädiert der Vorsitzende der britischen Konservativen für eine schnellstmögliche Aufrüstung Großbritanniens und führt die allgemeine Wehrpflicht ein. Darüber hinaus schließt er mit Ländern wie Polen, Griechenland, Rumänien und der Türkei Garantieverträge, um ihnen ein ähnliches Schicksal wie der Tschechoslowakei zu ersparen. Dafür ist es allerdings bereits zu spät: Nicht zuletzt durch die Erbeutung der umfangreichen tschechischen Waffen-Arsenale fühlt sich Hitler inzwischen stark genug für den nächsten Schritt, den längst geplanten Überfall auf Polen. Er löst Anfang September 1939 den Zweiten Weltkrieg aus.
Wie kaum anders zu erwarten, haben die sich 1939 überschlagenden Ereignisse massive Auswirkungen auf Klaus‘ Familie. Vater Walter ist, vermutlich bereits seit ihrer Gründung im Juni 1935, Soldat der Kriegsmarine – ein Adressbuch der Stadt Wilhelmshaven aus dem Jahre 1936 weist ihn als Stabsgefreiten mit dem Zusatz „Heizer“ aus. Um diese Tätigkeit aufzunehmen, ist er sehr wahrscheinlich mit Ehefrau Hildegard – beide sind seit September 1934 miteinander verheiratet – eigens in den hohen Norden gezogen, denn seine eigentliche Heimat ist das Ruhrgebiet. Geboren wurde Walter Marhold 1903 in Essen als Sohn eines mutmaßlich vom boomenden Ruhr-Bergbau angezogenen Ostpreußen aus Eydtkuhnen und einer aus dem stark katholisch geprägten Münsterland stammenden Mutter. Wo einst die Wiege von Hildegard Marhold stand, ist nicht überliefert. Aber auch sie ist Erzählungen aus der Familie zufolge tief im katholischen Glauben verankert.
Als Angehöriger der Wehrmacht wird Walter Marhold von Beginn an in das Kriegsgeschehen hineingezogen. Klaus bekommt ihn deshalb in seinen ersten Lebensjahren nur selten zu Gesicht. Wie er, seine Mutter und die drei Geschwister diese Zeit angesichts sich häufender feindlicher Luftangriffe und zunehmender Mangelwirtschaft bis zur bedingungslosen Kapitulation Hitler-Deutschlands erleben, lässt sich nur erahnen. Klaus wird davon später wenig erzählen. Einer seiner wenigen Berichte kreist darum, dass er und einige andere Kinder in der im Mai 1945 zu rund 65 Prozent zerstörten Stadt mit Granaten spielen, die sie am Ufer der Innenjade gefunden haben. Ein gefährlicher, aber in den 1940er Jahren für seine Altersgruppe keineswegs ungewöhnlicher Zeitvertreib.
Walter Marhold hat den Krieg lebend überstanden, er arbeitet nach seiner Rückkehr als Elektromechaniker. Klaus besucht derweil die Volksschule und beginnt danach eine Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmacher. Nach dem Lehrabschluss verpflichtet er sich bei der im November 1955 neu aufgestellten Bundeswehr. Irgendwann im Laufe des Jahres 1959 – der genaue Zeitpunkt ist in der Familie nicht mehr bekannt – kommt er nach Oldenburg und rückt in die bis kurz vor ihrer Wiederinbetriebnahme von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten belegte Hindenburg-Kaserne an der Cloppenburger Straße ein.
Eine eigene Wohnung in Oldenburg hat Klaus zu jener Zeit nicht. Nach Dienstschluss hält er sich deshalb bevorzugt in der Nähe der Kaserne auf und lernt dabei Hannelore Pförtner kennen. Hannelores Eltern betreiben in ihrem Haus an der Cloppenburger Straße ein Lebensmittelgeschäft, in dem Hannelore nach dem Abschluss ihrer Lehre zur Einzelhandelskauffrau als Angestellte fest mitarbeitet.
Klaus und Hannelore heiraten am 7. Mai 1960 und beziehen danach eine über dem Lebensmittelladen liegende Dachgeschosswohnung. Im November 1960 kommt Sohn Peter zur Welt, im Januar 1962 Tochter Ursula. Drei Monate später stirbt in Wilhelmshaven Vater Walter. Während Hannelore weiter bei ihren Eltern im Laden aushilft, bereitet sich Klaus im Sommer 1962 auf seine Entlassung aus der Bundeswehr vor – die sich allerdings angesichts der kurz zuvor ausbrechenden Kuba-Krise um fast zwei Monate verzögert. Nächste Station in seinem Berufsleben ist der Frankfurter Kaufhaus-Konzern Hertie, in dessen Oldenburger Filiale Klaus fortan in der Teppich-Abteilung arbeitet. Bis ihn ein Onkel von Hannelore anspricht: Das örtliche Finanzamt suche dringend Mitarbeiter, ob er sich da nicht mal bewerben wolle?
Der Tipp erweist sich als goldrichtig. Obwohl branchenfremd, kann Klaus sofort anfangen und bekommt eine Stelle aus Sachbearbeiter in der Kfz-Steuer-Abteilung. Während seine berufliche Zukunft damit gesichert ist, wird Hannelore nach dem Tod ihrer Eltern – Vater Friedrich stirbt im November 1966, Mutter Annemarie im September 1967 – mehr und mehr bewusst, dass familiengeführte Lebensmittelläden im Zeitalter moderner Supermärkte ein Auslaufmodell sind. Dennoch betreibt sie das geerbte Geschäft mit Klaus‘ Hilfe zunächst noch einige Jahre weiter. In diese Zeit fällt die Geburt der zweiten Tochter Stefanie. Sie lebt allerdings nur einen Tag lang und findet auf der Ahnenstätte Hilligenloh in Hurrel ihre letzte Ruhestätte.
Nur wenige hundert Meter von der Ahnenstätte entfernt hat Klaus bereits 1968 ein heute Timo und Svenja Brinkmann gehörendes Haus gekauft. Um die beiden Kinder nicht aus ihrem schulischen Umfeld herauszureißen, erfolgt der Umzug dorthin allerdings erst zu den Sommerferien des Jahres 1972. In der Nachbarschaft finden Peter und Ursula dann genauso schnell Anschluss wie Klaus und Hannelore. Das lindert ein wenig das Unglück, das die Familie knapp zwei Jahre später ereilt: Am Nachmittag des 28. Februar 1974 bricht im Dachstuhl des erst 1957 erbauten Hauses ein Feuer aus und macht es über Monate hinweg unbewohnbar. Klaus, Hannelore und Ursula kommen daraufhin bei Hinrich und Hilda Helms unter, Peter findet vorübergehend bei Erwin und Wilma Wiemer Aufnahme.
Gute Beziehungen pflegt Klaus nicht nur zu den direkten Nachbarn im Hurreler Sand, sondern auch zu den etwas weiter entfernten Grundbesitzern an der Hurreler Straße. Einer von ihnen, Hermann Röben, führt ihn an die Soldatenkameradschaft in Hude heran, die unter anderem regelmäßige Schießwettbewerbe veranstaltet. Dort verbringt Klaus fortan einen Teil seiner Freizeit und knüpft dabei viele neue Bekanntschaften. Auch im Huder Kaninchenzucht-Verein I 104 wird er Mitglied und übernimmt zeitweise sogar das Amt des 2. Vorsitzenden. Ein Hobby aus Kinder- und Jugendtagen, das Halten von Zierfischen in einem Aquarium, nimmt Klaus dagegen nach dem Wiedereinzug ins renovierte Heim nicht wieder auf.
Während es Tochter Ursula nach der Ausbildung zur Bürokauffrau nach Berlin verschlägt, bleibt Sohn Peter in der näheren Umgebung. Nach seiner Hochzeit mit Christiane Kollmann aus Sandhatten und der Geburt der gemeinsamen Tochter Kira im März 2003 beginnt für Klaus und Hannelore ein neuer Lebensabschnitt – den beide sehr genießen. Insbesondere wenn es darum geht, seiner Enkelin die Schönheit der Natur im Hurreler Sand nahezubringen, kann Klaus von der Großvater-Rolle nicht genug bekommen. Und obwohl eigentlich ein hartnäckiger Urlaubsmuffel, lässt er sich nach Kiras Einschulung ohne Schwierigkeiten für gemeinsame Ferien-Freizeiten auf Langeoog gewinnen.
Gesundheitlich kämpft Klaus bereits seit Ende der 1990er Jahre mit Problemen. Einen leichten, kurz vor Eintritt in die Altersteilzeit erlittenen Herzinfarkt nimmt er womöglich nicht ernst genug. Diesem Warnschuss folgt 2005 ein Schlaganfall, der zwar keine größeren Schäden hinterlässt, ihn aber fortan in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Das Haus verlässt Klaus deshalb – abgesehen von den Kurz-Urlauben auf Langeoog mit Hannelore, Peter, Christiane und Kira und den regelmäßig zu Ostern unternommenen Berlin-Fahrten zu Tochter Ursula und deren Ehemann Uwe – nur noch selten. Für Zerstreuung sorgt unter anderem ein zwischenzeitlich abgeschlossenes Sky-Abonnement, das ihn von Fußball über Skispringen bis hin zu Tennis mit Sport-Ereignissen aller Art versorgt.
Trotz der beschriebenen Einschränkungen kann Klaus den 80. Geburtstag im März 2019 und auch den 81. Geburtstag noch bei einigermaßen zufriedenstellender Gesundheit feiern. Vor diesem Hintergrund trifft sein Tod nur einen Tag nach dem 81. Geburtstag die Familie völlig überraschend: Am Morgen des 20. März 2020 erleidet Klaus einen schweren Herzinfarkt, sofort alarmierte Rettungskräfte können ihm nicht mehr helfen. Beerdigt ist Klaus acht Tage später auf der Ahnenstätte Hilligenloh, unter den damals gültigen Bestimmungen der kurz zuvor von den Behörden zur „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ erklärten Corona-Pandemie.