Hermann Röben – Biographie

Hermann Röben wird am 2. Dezember 1920 als einziges Kind von Wilhelm Hermann Röben und Charlotte Friederike Johanne Bundfuss in Oldenburg geboren. Er ist der ältere Halbruder von Käthe von Deetzen.

Am Tag von Hermanns Geburt beendet der Vertrag von Alexandropol den Türkisch-Armenischen Krieg. In dem zweieinhalb Monate zuvor ausgebrochenen Konflikt hatte die im Mai 1918 gegründete Demokratische Republik Armenien versucht, die aus dem Vertrag von Sèvres abgeleiteten Ansprüche auf von Armeniern bewohnte Gebiete innerhalb des sich seit Ende des Ersten Weltkriegs in Auflösung befindenden Osmanischen Reiches durchzusetzen. Letztlich ohne Erfolg, denn die von Mustafa Kemal Pascha befehligten Truppen der Türkischen Nationalversammlung erweisen sich militärisch als klar überlegen und zwingen die Armenier ihrerseits zu erheblichen territorialen Zugeständnissen. Indes, soweit kommt es nicht: Bevor das armenische Parlament den aufgezwungenen Friedensvertrag ratifizieren kann, marschiert die Rote Armee der im Russischen Bürgerkrieg siegreichen Bolschewiki in der armenischen Hauptstadt Eriwan ein und verhilft der kurz zuvor ausgerufenen Armenischen Sozialistischen Sowjetrepublik zum Durchbruch.

Ganz so dramatisch geht es 1920 in der auf den Trümmern des Deutschen Kaiserreichs errichteten Weimarer Republik nicht zu. Dennoch erschüttern praktisch fast das ganze Jahr hindurch politische Unruhen das Land – angefangen vom Blutbad vor dem Berliner Reichstag im Januar über den Kapp-Putsch und den Ruhr-Aufstand im März bis hin zum Zweiten Polnischen Aufstand in Oberschlesien im August. Im Dezember offenbart dann die Vereinigung der von der SPD abgespaltenen USPD mit der KPD, dass der seit Jahren größer werdende Riss durch die deutsche Sozialdemokratie nicht mehr zu kitten ist.

All die beschriebenen Ereignisse dürften für Hermanns Eltern spätestens von dem Moment an zweitrangig sein, an dem sich die Schwangerschaft seiner aus Bremen stammenden Mutter bestätigt. Denn beide haben offenbar keine Ambitionen, zu heiraten geschweige denn eine Familie zu gründen. Hermann kommt folglich unehelich zur Welt und bleibt – für die damalige Zeit eher ungewöhnlich – in der Obhut des Vaters. An diese frühe Phase seines Lebens auf dem Bauernhof der Großeltern in Großenmeer bei Ovelgönne dürfte Hermann allerdings kaum Erinnerungen haben, denn schon im Jahr darauf steht Wilhelm Hermann Röben mit Martha Ahlers aus dem Nachbardorf Salzendeich vor dem Traualtar. Mit Vater, Stiefmutter und der im Februar 1922 geborenen Halbschwester Käthe wächst Hermann fortan in Großenmeer auf, wo sein Vater im Straßenbau arbeitet. Dort besucht er auch die Volksschule.

Über die ersten Jahre nach Hermanns Konfirmation und Schulabschluss ist heute in der Familie lediglich bekannt, dass er hauptsächlich in der Landwirtschaft arbeitet. Mit einiger Sicherheit gerät er jedoch bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 in die Fänge der von den seit 1933 diktatorisch regierenden Nationalsozialisten aufgebauten Zwangs-Organisationen Reichsarbeitsdienst und Wehrmacht. Von dort aus führt sein Weg mehr oder weniger direkt in die Kriegsmarine.

Zwischen ihm und seiner künftigen Ehefrau Mariechen Gröne funkt es Hermanns eigenen Schilderungen zufolge bei einem gemeinsamen Kinobesuch – wann genau, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Dasselbe gilt für Hermanns Einsatzorte in dem aus deutscher Sicht mit jedem Jahr aussichtsloser werdenden Weltkrieg. Der Heirat am 24. Februar 1945 in Hude folgt nur zweieinhalb Monate später die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht, die Hermann anders als noch kurz vor Kriegsende gefallene und mit Hurrel verbundene Kameraden wie Gerhard Wachtendorf, Heinrich Meyer, Heino Rüdebusch, Wilhelm Tuschar, Heino Drieling, Heino Stöver, Bernhard Deharde, Johann Lange und Heino Pape unversehrt übersteht.

Mit einem Küchenschrank im Gepäck, der anschließend im Hause Röben noch viele Jahre lang seinen Dienst tut, steht Hermann irgendwann im Mai 1945 wieder in Großenmeer vor der Tür. Dort überrascht ihn wahrscheinlich Mariechen mit der Neuigkeit, dass er bald Vater werden wird. Sechs Monate später kommt Tochter Hilde zur Welt. Mit ihr und Mariechen zieht Hermann ins benachbarte Barghorn, wo er seine Familie in den schwierigen Jahren der Nachkriegszeit unter anderem als Hausschlachter und mit im Wesentlichen für den Eigenbedarf betriebener Landwirtschaft über Wasser hält. Im Januar 1948 wird schließlich die zweite Tochter Waltraut geboren.

Nach der im Juni 1948 vollzogenen Währungsreform und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland elf Monate später geht es erstmals seit langer Zeit wieder ein Stück weit aufwärts. Dennoch behalten Hermann und Mariechen das Jahr 1949 bis an ihr Lebensende in denkbar schlechter Erinnerung: An einem warmen Sommertag jenes Jahres nämlich ertrinkt Waltraut unter äußerst unglücklichen Umständen in einem Moorgraben. Ein Schock, der erst ganz allmählich weicht. Hinzu kommt, dass die dritte, im Oktober 1951 geborene Tochter Änne unter akutem Asthma leidet.

Die Ärzte empfehlen eine Luftveränderung – und tatsächlich scheint es Änne immer dann besser zu gehen, wenn sie sich bei Hermanns Schwiegereltern Friedrich und Martha Gröne im Reiherholz bei Hude aufhält. Bei der Suche nach einer neuen Heimstatt in der Nähe werden Hermann und Mariechen in Hurrel fündig, wo an der Hurreler Straße ein von Heinrich von Kempen erbautes und seit 1950 von Hans und Aline Ladmann bewohntes Haus (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert) zum Verkauf steht. Dort ziehen beide mit den Kindern am 1. November 1954 ein.

Der Umzug erfüllt den gewünschten Zweck. Auch mit der Nachbarschaft hat es die Familie gut getroffen, wie sich recht schnell zeigt. Somit geht es für Hermann nur noch darum, am neuen Wohnort eine lohnende Beschäftigung zu finden. Da er dabei jedoch ähnlich flexibel und vielseitig agiert wie zuvor schon in der Wesermarsch, stellt ihn diese Aufgabe kaum vor nennenswerte Probleme. Er arbeitet weiter als Hausschlachter, fährt LKW – unter anderem für Hermann Heinemann in Hude und Holz Michael in Oldenburg – und bietet zeitweise auch als Schädlingsbekämpfer seine Dienste an. Im Sommer 1968 greift er dann eine bereits in den frühen 50er Jahren mit seinem Vater in Form eines aus Holz gezimmerten Würstchenstandes verwirklichte Geschäftsidee wieder auf und eröffnet an der Parkstraße in Hude eine Imbissstube (heute: Ernst Scheitz GmbH).

Der mit einer kurzen, krankheitsbedingten Unterbrechung mehr als 13 Jahre lange geführte Betrieb erweist sich als einträgliches Geschäft. Das von Hermann und Mariechen freilich auch ganzen Einsatz erfordert: Beide arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung und müssen von den Töchtern des Öfteren daran erinnert werden, hin und wieder auch mal frei zu nehmen und neue Energie zu tanken. Mehr als einige Kurz-Urlaube in den Schwarzwald, nach Bayern oder Österreich sind jedoch in dieser Zeit nicht drin. Ab und zu schafft Hermann es immerhin, seinem Hobby, der Angelei, nachzugehen oder an Veranstaltungen des Schützenvereins Hurrel teilzunehmen.

Nach Aufgabe des Geschäfts Anfang 1982 bleibt für diese Hobbys und das Reisen mehr Zeit. Gesundheitlich geht es Hermann jedoch ab Ende der 80er Jahre deutlich schlechter. Am Ende hat er vor allem ein großes Ziel vor Augen: im Februar 1995 mit Mariechen noch das Fest der Goldenen Hochzeit zu feiern. Dies ist ihm vergönnt. Hermann stirbt am 21. Juli 1995 nach kurzem Aufenthalt im Klinikum Delmenhorst und wird fünf Tage später auf der Ahnenstätte Hilligenloh in Hurrel beerdigt.