Gisela Wiemken – Biographie

Gisela Wiemken wird am 29. April 1936 als siebtes Kind von Johann Drieling und Alma Drieling in Hurrel geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Herbert Drieling, Gustav Drieling, Heino Drieling, Anita Kähler, Bertha Paradies und Hans Drieling.

Zwei Wochen vor Giselas Geburt erklärt Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten die Zusammenfassung aller deutschen Sportverbände im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen für abgeschlossen. Ein letzter Mosaikstein in der Gleichschaltungs-Politik der Nationalsozialisten, die bereits kurz nach der Machtübernahme im Januar 1933 mit der Zerschlagung der Gewerkschaften und anderer zuvor vom Staat unabhängiger Verbände begonnen hat. An ihre Stelle getreten sind strikt am Führerprinzip ausgerichtete NS-Organisationen wie die Deutsche Arbeitsfront, der Reichsnährstand oder die Reichsgruppe Industrie. Nicht zu vergessen das Jungvolk und die Hitlerjugend: Angesichts des Verbots sämtlicher konkurrierender Verbände sind die Nachwuchs-Organisationen der NSDAP im Frühjahr 1936 längst von der Partei- zur Staatsjugend geworden, der sich kaum jemand der Angesprochenen entziehen kann.

Letzteres gilt auch für Giselas älteren Geschwister, die in ihrem Schulalltag tagtäglich mit den menschenverachtenden Erziehungsidealen der NS-Führung konfrontiert sind. Warum die deutsche Jugend nach dem Willen der Machthaber „flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ zu sein habe, bekommt als erstes Familienmitglied Giselas 15 Jahre älterer Bruder Herbert zu spüren: Er wird bereits kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 zur Wehrmacht eingezogen. Noch vor Giselas erstem Schultag in der Volksschule Hurrel folgt Bruder Gustav, im Sommer 1943 schließlich auch Bruder Heino. Die beiden letzteren gehören am Ende zu den Millionen Opfern des Krieges, der erst im Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands endet.

Die folgenden Jahre sind für Gisela wie für ihre in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen Eva Hobbie, Lore Mehrings, Luise Stöver, Lisa Schweers, Gerda Vosteen, Hilde Vosteen, Elfriede Wachtendorf und Helga Wilkens geprägt von den Entbehrungen der unmittelbaren Nachkriegszeit – die lediglich dadurch abgemildert werden, dass Vater Johann durch seine bald nach Kriegsende wieder aufgenommene Arbeit auf der Ziegelei in Munderloh über ein zwar nicht eben üppiges, aber doch einigermaßen gesichertes Einkommen verfügt.

Gerade als es nach der Währungsreform wirtschaftlich wieder etwas aufwärts geht, brennt im Frühjahr 1949 unter heute nicht mehr nachvollziehbaren Umständen das von Johann und Alma Drieling Anfang der 30er Jahre gepachtete, zum Hof von Adolf Sparke (heute: Gerold und Annegret Sparke) gehörende Heuerhaus nieder. Gisela findet daraufhin mit den Eltern Unterschlupf auf dem Hof ihrer Schwester Bertha Paradies am Alten Damm in Tweelbäke. Damit verbunden ist ein Wechsel auf die Volksschule Tweelbäke am Borchersweg, wo Gisela ihre Schulzeit zu Ende bringt.

Ob Gisela nach Schulabschluss und Konfirmation irgendwo in Stellung geht oder ob sie zunächst weiter auf dem Paradies-Hof mitarbeitet, ist in der Familie nicht mehr bekannt – ebenso wenig, wo sie ihren künftigen Ehemann Helmut Hillie kennenlernt. Die beiden heiraten im April 1954, vier Monate vor der Geburt des gemeinsamen Sohnes Jürgen. Die Ehe hält jedoch nicht lange, schon nach rund einem Jahr verbleiben Gisela und Jürgen allein im Haushalt der Eltern in Tweelbäke. Als Johann und Alma Drieling bald darauf eine eigene Wohnung in Neuenwege mieten, ziehen Tochter und Enkelsohn auch dort mit ein. Finanziell trägt Gisela in dieser Zeit zum Haushaltseinkommen bei, indem sie regelmäßig in einem nahegelegenen Hähnchenzucht-Betrieb aushilft.

Auf einem Ernteball lernt Gisela einige Jahre später Georg Wiemken aus Hatterwüsting kennen. Dieser wird nach der im Januar 1960 gefeierten Hochzeit nicht nur Jürgens Stiefvater, es folgen mit Angela (Mai 1960) und Edo (April 1965) auch zwei weitere Kinder. Fortan wohnt Gisela mit ihrer Familie auf dem Hof der Schwiegereltern an der Dorfstraße in Hatterwüsting, der aber keine ausreichende Lebensgrundlage bietet: Hauptberuflich arbeitet Georg deshalb beim Eisenwarengroßhandel Logemann in Oldenburg.

Als im Juli 1970 an ihrem 78. Geburtstag Mutter Alma stirbt, deutet nichts darauf hin, dass auch Gisela nur noch wenige Jahre zu leben hat. Sie erkrankt Anfang 1976, ohne dass die behandelnden Ärzte zunächst der Ursache ihrer Beschwerden – einem Knochensplitter in der Speiseröhre – auf die Spur kommen. Nachdem sich ihr Zustand nicht bessert, wird Gisela in ein Oldenburger Krankenhaus eingeliefert, wo sie schließlich am 2. Juni 1976 stirbt. Beerdigt ist sie wenige Tage später auf dem Friedhof in Sandkrug.