Diedrich Heinemann – Biographie

Hermann Diedrich Heinemann – Rufname Diedrich – wird am 17. August 1868 als fünftes Kind von Johann Hinrich Heinemann und Christine Heinemann auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Ursula Schlake) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Louise Piening, Johann Heinemann, Meta Gesine Heinemann und Mathilde Gesine Heinemann und der ältere Bruder von Magdalene Sparke, Gerhard Friedrich Heinemann, Frieda Looschen und Johanna Christine Osterloh.

Im Sommer 1868 tobt in der 1867 begründeten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn – genauer gesagt im Landesteil Cisleithanien – ein Machtkampf zwischen Kaiser Franz Joseph I. und der katholischen Kirche. In den am 25. Mai erlassenen Maigesetzen hatte Franz Josephs Ministerpräsident Karl von Auersperg das bislang kirchlich beaufsichtigte Schulwesen unter die Leitung des Staates gestellt und darüber hinaus die sogenannte Not-Zivilehe eingeführt: Diese kann vollzogen werden, wenn wie bei Partnern unterschiedlicher Konfession lediglich kirchliche, aber keine staatlichen Gründe gegen die Eheschließung sprechen. Ferner hat neuerdings jeder Bürger ab 14 Jahren das Recht, seine Religion frei zu wählen und gegebenenfalls auch aus der Kirche auszutreten.

Für den in Rom residierenden Papst Pius IX. selbstverständlich ein Affront: Er verteufelt die neuen Regelungen als „verabscheuungswürdige Gesetze, die heftig verurteilt und zurückgewiesen werden müssen“. In einem Hirtenbrief ruft daraufhin der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier am 7. September 1868 zum Widerstand auf und gerät dadurch prompt mit dem Strafgesetz in Konflikt. Er wird im Juli 1869 wegen „des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe“ zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt, aber vom Kaiser begnadigt, weil sich große Teile der katholischen Bevölkerung mit ihm solidarisieren. Zu einer Rücknahme der umstrittenen Gesetze kommt es allerdings nicht.

Ein ganz ähnlicher Machtkampf entspinnt sich zwei Jahre später im Deutschen Reich, als Reichskanzler Otto von Bismarck den Einfluss der Kirchen zurückzudrängen versucht. In den Schulen gelingt ihm dies nur teilweise: Zwar stellt Preußen, der mit Abstand größte Teilstaat des 1871 neu gegründeten Reiches, im März 1872 alle Bildungseinrichtungen unter staatliche Aufsicht. In anderen Fürstentümern gelten jedoch weiter abweichende Regelungen. So auch im Großherzogtum Oldenburg: Dort bleibt die Stelle des Oberschulrats bis 1918 traditionell mit einem Pfarrer besetzt.

Entsprechend groß dürfte der kirchliche Einfluss auf die Volksschule in Lintel sein, die Diedrich vermutlich ab Frühjahr 1875 mit seinen Geschwistern und anderen in etwa gleichalten Hurreler Kindern wie Heinrich Brockshus, Bernhard Haverkamp, Gesine Schweers, Meta Schweers und Catharine Wilkens besucht. Wobei sich die Zahl seiner Geschwister zu jenem Zeitpunkt bereits reduziert hat: Die älteren Schwestern Meta Gesine und Mathilde Gesine sind 1873 und 1867 im Alter von neun beziehungsweise anderthalb Jahren verstorben. Mit dem 1861 geborenen Bruder Johann teilt Diedrich überdies maximal zwei Jahre den gemeinsamen Schulweg, und die jüngeren Schwestern Friederike und Johanna werden erst nach seiner Schulentlassung eingeschult.

Wie Diedrichs weiterer Lebensweg verlaufen wird, lässt sich unmittelbar nach Konfirmation und Schulabschluss noch nicht absehen. Erbe des elterlichen Hofes – dem ältesten und mit rund 70 Hektar Landfläche drittgrößten Betrieb im Dorf – ist gemäß Jüngstenrecht sein Bruder Gerhard Friedrich. Da Vater Johann Hinrich im Oktober 1882 im Alter von nur 51 Jahren an Magenkrebs stirbt, dürfte Diedrich aber fortan neben Mutter Christine und dem älteren Bruder Johann in die Bewirtschaftung wesentlich mit eingebunden sein. Als dann Gerhard Friedrich im Juli 1891 wenige Monate nach seinem 18. Geburtstag einem Herzleiden erliegt, steht er als Hof-Nachfolger bereit.

Bei welcher Gelegenheit sich Diedrich und seine künftige Ehefrau Anna Sosath näherkommen, ist in der Familie nicht überliefert. Beide lassen sich damit allerdings Zeit – bei der Trauung am 30. Juni 1899 ist Diedrich 30 und Anna bereits 32 Jahre alt. Anna stammt aus Sandersfeld, wo zunächst ihr Vater Friedrich und dann bis zu seinem Tode im Februar 1899 ihr Bruder Bernhard Diedrich den gleichnamigen Gasthof (heute: Haus Sandersfeld) geführt hat.

Im Mai 1900 wird Diedrich Vater von Zwillingen. Von den beiden Söhnen überlebt allerdings nur Johann, Friedrich stirbt bereits zwei Tage nach der Geburt. Bis August 1906 kommen mit Friedrich August (September 1901), Louise Christine Sophie (Oktober 1902), Diedrich Georg (September 1904) und Henny noch vier weitere Kinder zur Welt, von denen bis auf Louise Christine – sie stirbt im Oktober 1903 an Brechdurchfall – alle das Erwachsenenalter erreichen. Sie aufwachsen zu sehen, ist Diedrich nur wenige Jahre vergönnt: Er stirbt am 13. Januar 1908 im Alter von nur 39 Jahren, wie sein jüngerer Bruder Gerhard Friedrich an einem Herzleiden. Beerdigt ist Diedrich vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.