Harm Tönjes wird am 19. September 1798 als fünftes Kind von Johann Peter Ernst Tönjes und Anna Maria Tönjes in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Margarete Tönjes, Christoph Tönjes, Gesche Margarete Wragge und Metje Margarete Foiß.
In den Wochen um Harms Geburt zeichnet sich ab, dass der Anfang Juli 1798 begonnene Ägypten-Feldzug von Napoleon Bonaparte zum Scheitern verurteilt ist. Beeindruckt von Napoleons Erfolgen im Italien-Feldzug – er führt im Ersten Koalitionskrieg zum Sieg über Österreich – hatte Frankreichs seit 1795 amtierende Revolutions-Regierung ihm den Auftrag erteilt, sich im Nordosten Afrikas dem einzig noch verbliebenen Kriegsgegner Großbritannien in den Weg zu stellen und dessen Handel mit Indien zu stören. Ein Vorhaben, das im August 1798 mit der vom britischen General Horatio Nelson gewonnenen Seeschlacht bei Abukir den ersten empfindlichen Dämpfer erhält. Danach sind Napoleons Truppen von ihren Nachschubwegen abgeschnitten und beim weiteren Vormarsch weitgehend auf sich allein gestellt.
Zwar gelingt es Napoleon relativ rasch, die ägyptische Hauptstadt Kairo zu erobern. Dort wird er jedoch anders als zwei Jahre zuvor im österreichisch beherrschten Norditalien von einem großen Teil der Bevölkerung nicht als Befreier gesehen, sondern als Besatzer. Auch das Osmanische Reich, zu dem Ägypten seit 1517 gehört, begreift den Feldzug nicht in erster Linie als gegen Großbritannien gerichtet, sondern gegen sich selbst, und antwortet darauf am 9. September 1798 mit einer Kriegserklärung an Frankreich. Kurz darauf brechen in Kairo Unruhen aus, bei denen Schätzungen zufolge mindestens 2.000 Ägypter und rund 300 Franzosen ihr Leben verlieren.
Um dem sich nach der Kriegserklärung formierenden osmanischen Heer zuvorzukommen, verlässt Napoleon am 10. Februar 1799 Kairo und marschiert mit 14.000 Soldaten in Richtung Syrien. Nach anfänglichen Erfolgen gerät der Vormarsch vor den Toren der mit britischer Hilfe zur Festung ausgebauten Stadt Akkon zum Stehen. Mehr als zwei Monate lange lässt Napoleon Akkon belagern, muss aber Mitte Mai 1799 angesichts anhaltend hoher Verluste in den eigenen Reihen den Rückzug antreten. Mit seiner dezimierten Truppe wieder in Kairo eingetroffen, übergibt Napoleon knapp vier Wochen später den Oberbefehl an General Jean-Baptiste Kléber und kehrt nach Frankreich zurück.
Trotz der misslichen Lage der von ihm zurückgelassenen Ägypten-Armee wird Napoleon bei seiner Ankunft in Paris wie ein Held empfangen. Geschickt nutzt er die nach Ausbruch des Zweiten Koalitionskriegs grassierende Unzufriedenheit des Volkes mit der Regierung und schwingt sich nach dem Staatsstreich vom 9. November 1799 als Erster Konsul faktisch zum Alleinherrscher auf. Der Abschaffung der Republik folgen im Mai 1804 die Verfassung des Ersten Kaiserreichs und im Dezember 1804 die Kaiserkrönung Napoleons. Im Dritten, Vierten und Fünften Koalitionskrieg dehnt Napoleon dann bis 1809 seine Herrschaft über weite Teile Westeuropas aus.
Vom französischen Expansionsdrang ist auch Harms Heimat betroffen. Zwar kann Oldenburgs Prinzregent Peter Friedrich Ludwig eine Besetzung seines Territoriums durch den im Oktober 1808 erfolgten Beitritt zum Rheinbund zunächst noch verhindern. Um die Kontinentalsperre gegen Großbritannien durchzusetzen, lässt Napoleon seine Truppen im Dezember 1810 dennoch in Oldenburg einmarschieren. Während Peter Friedrich Ludwig daraufhin nach St. Petersburg ins Exil geht, werden zahlreiche wehrfähige Oldenburger in der Folge gezwungen, am 1812 beginnenden Russland-Feldzug teilzunehmen.
Aus Harms Familie ist davon zum Glück niemand direkt betroffen. Sie hat Hurrel, wo ein zum heutigen Hof von Udo und Svetlana Wilkens gehörendes Heuerhaus ihr Zuhause war, vermutlich bereits um die Jahrhundertwende herum verlassen und bewirtschaftet danach in Sandtange einen eigenen, von Johann Peter Ernst Tönjes neu begründeten Hof. Dort arbeitet Harm – 1812 frisch konfirmiert und aus der Schule entlassen – in den folgenden Jahren sehr wahrscheinlich unter der Regie des Vaters mit und erlebt als mutmaßlicher Grunderbe die mit der Völkerschlacht bei Leipzig eingeleitete Befreiung von der Franzosen-Herrschaft, die auf dem Wiener Kongress beschlossene Neuordnung Europas und das durch massive Ernteausfälle gekennzeichnete, auf den Ausbruch des Vulkans Tambora im fernen Indonesien zurückgehende „Jahr ohne Sommer“.
Zwar wird das zum Großherzogtum erhobene Oldenburg in jener schwierigen Zeit nicht wie andere Regionen Europas von Pest oder Typhus heimgesucht. Die Sterberate ist gleichwohl hoch, und zu den Opfern von heute vergleichsweise harmlosen oder durch Impfung beherrschbaren Erkrankungen zählen neben Säuglingen und Alten auch viele in der Blüte ihres Lebens stehende Menschen. Zu ihnen gehört letztlich auch Harm: Er stirbt am Silvestertag des Jahres 1818, als Todesursache nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Hatten „Friesel“. Eine damals übliche Bezeichnung für eine mit Fieber einhergehende Entzündung im Körper – welcher Art diese auch immer sein mag. Beerdigt ist Harm sechs Tage nach seinem Tod auf dem Friedhof der St.-Ansgari-Kirche in Kirchhatten.