Willi Emil Schütte wird am 3. Februar 1921 als viertes Kind von Diedrich Schütte und Marie Schütte auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Manfred und Heike Köster) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Johann Schütte, Heinrich Schütte und Georg Schütte.
Fünf Tage vor Willis Geburt – Bruder Georg ist bereits seit zwei Jahren tot – endet in Paris eine Konferenz der Siegermächte des Ersten Weltkriegs, auf der es in erster Linie um die vom Verlierer Deutschland zu zahlenden Reparationen geht. Im Raum steht eine Summe von 226 Milliarden Goldmark, die allerdings noch nicht verbindlich ist: Weitere Verhandlungen sind für Anfang März in London angesetzt. Daraufhin kommt es in zahlreichen deutschen Städten zu Massenprotesten. In München etwa lockt die neugegründete NSDAP am 3. Februar auf ihrer ersten Großveranstaltung mehr als 6.000 Menschen in den Circus Krone, wo Hauptredner Adolf Hitler gegen die „Friedensheuchelei“ der Briten und Franzosen agitiert und damit bei seinen Zuhörern Begeisterungsstürme auslöst.
Während die NSDAP in Bayern rasch weiteren Zulauf erhält, löst sich eine Ende März 1921 in Oldenburg gegründete Ortsgruppe mangels Masse rasch wieder auf – um nach der Neugründung 1925 angesichts der sich rapide verschlechternden Lage in der Landwirtschaft umso stärker aufzutrumpfen: Als Hitler am 18. Oktober 1928 zum ersten Mal als Redner in der von Hurrel nur 15 Kilometer entfernten Hauptstadt des Freistaats Oldenburg auftritt, jubeln ihm auch dort die Massen zu.
Zu diesem Zeitpunkt besucht Willi die zweite Klasse der Volksschule Hurrel. Für Politik dürfte er sich damals kaum interessieren – vielleicht aber für ein anderes Ereignis, das in jenem Jahr Schlagzeilen macht: die Rekordfahrt von Fritz von Opel, der das Raketenauto Rak 2 auf der Berliner Avus am 23. Mai 1928 auf 238 Stundenkilometer beschleunigt. Denn angesichts des familiären Hintergrunds dürfte für Willi früh klar sein, dass seine berufliche Zukunft anders als die der meisten Klassenkameraden außerhalb der Landwirtschaft liegt und dass sie irgendetwas mit technischem Gerät zu tun haben wird.
Folgerichtig beginnt Willi nach dem Schulabschluss eine Lehre in der Delmenhorster Autoreparaturwerkstatt Rowedder. Ein Ausbildungsplatz, der ihm logistisch einiges abverlangt: Jeden Morgen fährt er mit dem Fahrrad zunächst von Hurrel zum Bahnhof in Hude, steigt in den Zug nach Delmenhorst und legt vom dortigen Bahnhof die letzten zwei Kilometer zur an der Bremer Straße gelegenen Werkstatt bei Wind und Wetter zu Fuß zurück. Am Abend nimmt er dann den umgekehrten Weg.
Im Mai 1939 – längst hat Hitlers NSDAP in ganz Deutschland die Macht übernommen – wird Willi zum Wehrdienst einberufen. Der nur vier Monate später beginnende Zweite Weltkrieg führt ihn vom Fliegerhorst Adelheide mehr als 1.000 Kilometer ostwärts nach Königsberg, wo er in einem Instandsetzungstrupp Dienst tut. Obwohl fernab der Front, zieht er sich dort eine ihn zeitlebens behindernde Kriegsverletzung zu: Wegen Überbeanspruchung muss er sich an beiden Füßen einen Teil der Fußsohlen amputieren lassen.
In Königsberg wird Willi im August 1944 Zeuge der verheerenden Luftangriffe durch britische Bomber, kann die Stadt aber rechtzeitig vor der Einkesselung durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 verlassen. Das Kriegsende und die sich anschließende Besatzungszeit erlebt er in seinem Elternhaus in Hurrel, wo der älteste Bruder inzwischen die Schmiede des weiter im Betrieb mitarbeitenden Vaters übernommen hat.
Zwar geht es in den ersten Jahren nach dem Krieg – insbesondere im Hungerwinter 1946/47 – in erster Linie ums Überleben. Daneben ist jedoch auch der Nachholbedarf an Unterhaltung und Zerstreuung immens. Auf einem der damals in Hurrel und den umliegenden Dörfern bereits wieder regelmäßig abgehaltenen Tanzabende lernt Willi seine künftige Ehefrau Marga Lüschen aus Kirchhatten kennen. Kurz vor der Hochzeit im November 1949 bekommt er dann die Gelegenheit, in Huntlosen eine ursprünglich als Schmiede genutzte Werkstatt zu übernehmen. Nach dem Umzug repariert Willi dort neben den erst ganz allmählich auf den Dörfern im Landkreis Oldenburg Einzug haltenden Automobilen vor allem Motorräder und Fahrräder. Darüber hinaus verkauft er Shell-Benzin und bietet sich mit seinem VW-Käfer als Mietwagenfahrer an.
Nach einer Fehlgeburt bringt Marga im November 1951 Sohn Heiko zur Welt. In den Jahren danach kränkelt sie auffallend häufig – wofür nach längerem Rätselraten ihr im Wünschelrutenlaufen geübter Onkel Johann Tietjen eine mögliche Erklärung findet: Im von der Familie bewohnten Haus verlaufen gleich mehrere Wasseradern. Daraufhin gibt Willi den Standort Huntlosen auf und kauft in Hude von Johann Potthast ein Geschäftshaus an der Parkstraße, in dessen hinterem Bereich Letzterer zuvor eine Klempner-Werkstatt betrieben hat (heute: Fahrzeughaus Heiko Schütte). Bei Marga wirkt der im Herbst 1955 vollzogene Umzug Wunder – ihre Beschwerden verschwinden, und im März 1957 macht der zweite Sohn Ingo die Familie komplett.
Ein Großteil des neuen Besitzes ist noch fremdvermietet, so dass der Neustart in Hude auf engstem Raum erfolgt. Nach und nach gibt es jedoch mehr Platz, so dass Willi den Betrieb – wieder mit Shell-Tankstelle – Stück für Stück vergrößern kann. Neben der Reparatur von Autos und Fahrrädern bietet er zeitweise auch Neufahrzeuge von DKW an, bevor dort Mitte der 60er Jahre Volkswagen die Mehrheit übernimmt und die Fusion mit NSU vorantreibt.
Bald nach der 1974 in der Gaststätte „To’n drögen Schinken“ gefeierten Silberhochzeit steigt Sohn Heiko als Angestellter ins Geschäft ein. Um für ihn, dessen Frau Waltraud und den 1979 geborenen Sohn Torsten Wohnraum zu schaffen, ziehen Willi und Marga 1982 nach Kirchhatten in das Haus von Margas mittlerweile verstorbenen Eltern. Dort widmet sich Willi neben der täglichen Arbeit im Geschäft seinem größten Hobby, dem Umgang mit Holz: Er vertäfelt nahezu alle Räume im neuen Zuhause selbst und richtet sich zudem eine eigene Werkstatt mit Dreh- und Hobelbank ein. Daneben ist er weiter im Schützenverein Hurrel aktiv, dem er seit den frühen 50er Jahren die Treue hält.
Im August 1987 erliegt Marga Schütte nach einer Routine-Operation im Klinikum Oldenburg in Kreyenbrück völlig überraschend einer Lungenembolie. Für Willi der Anlass, sich komplett aus der eigenen Firma zurückzuziehen und das Geschäft auf Sohn Heiko zu übertragen. Die letzten Jahre verbringt er mit seiner neuen Lebensgefährtin Grete Harms in Kirchhatten, wo er schließlich am 7. Januar 1995 an Herzversagen stirbt. Beerdigt ist Willi vier Tage später auf dem Neuen Friedhof in Hatten.