Sophie Helene Louise Pannenborg wird am 1. März 1873 als erstes Kind von Carl Friedrich Blomendahl und Mathilde Blomendahl in Cloppenburg geboren. Sie ist die ältere Schwester von Hinrich Blomendahl und Diedrich Bernhard Johann Blomendahl.
Am Tag von Sophies Geburt sichert sich der in Ilion im US-Bundesstaat New York ansässige Waffen- und Nähmaschinen-Hersteller Remington Arms die Serienproduktions-Rechte für eine neuartige Schreibmaschine. Entwickelt wurde sie von Christopher Latham Sholes und Carlos Glidden, die ihre 1868 patentierte Erfindung seither relativ erfolglos als „Sholes and Glidden typewriter“ zu vermarkten versuchen. Als ihnen das Geld ausgeht, vermittelt ein dritter Teilhaber – James Densmore – über einen befreundeten Geschäftsmann den Kontakt zu Remington. Während Densmore sich für eine prozentuale Beteiligung am Umsatz entscheidet, lässt sich der ursprüngliche Ideengeber Sholes auszahlen: Nach fünfjähriger, kostspieliger Tüftelarbeit hat er angesichts der nach wie vor vorhandenen Schwächen seines Prototyps den Glauben an eine erfolgreiche Vermarktung verloren.
Zunächst scheint Sholes Recht zu behalten. Obwohl bis zum offiziellen Verkaufsstart der „Remington No. 1“ getauften Maschine am 1. Juli 1874 diverse, meist von Densmore angeregte technische Verbesserungen greifen, finden in den ersten sechs Monaten gerade einmal 400 Exemplare einen Abnehmer. Nicht unbedingt verwunderlich, denn auch das neueste Modell – vom Prinzip her durchaus vergleichbar mit den später millionenfach eingesetzten Schreibmaschinen moderner Prägung – kämpft noch mit diversen Kinderkrankheiten. Es ermöglicht beispielsweise nach wie vor nur Texte in Großbuchstaben, zudem sieht der Schreibende nicht, was er gerade tippt. Viele Unternehmen winken deshalb dankend ab. Für Privatpersonen wiederum ist die „Remington No. 1“ mit einem Verkaufspreis von 125 US-Dollar kaum erschwinglich.
Die Hoffnungen, die Remington und Densmore 1876 in die erstmals in den USA stattfindende Weltausstellung setzen, erfüllen sich ebenfalls nicht. Auf der Centennial Exhibition in Philadelphia stiehlt das von Alexander Graham Bell präsentierte Telefon der Schreibmaschine die Schau. Doch wie unzählige Erfindungen davor und danach kommt auch diese zwar langsam, aber am Ende gewaltig: Schon bald nach der Etablierung des Zehn-Finger-Systems in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre gehören das Nachfolge-Modell „Remington No. 2“ – dieses Mal mit Groß- und Kleinschreibung – oder ein vergleichbares Konkurrenzprodukt zur Standard-Ausstattung fast aller Schreibbüros in den USA. Während sich Densmore dadurch endgültig aller Geldsorgen entledigt, ist von Sholes folgendes Zitat überliefert: „Ich habe mich mein ganzes Leben hindurch bemüht, kein Millionär zu werden. Ich glaube, das ist mir ganz großartig gelungen.“
Lange vor dem Durchbruch der mit ihrem Geburtstag verbundenen Schreibmaschine verlässt Sophie mit den Eltern Cloppenburg: Bereits der nachfolgende Bruder Hinrich kommt im Juni 1877 in Hiddigwarden bei Berne zur Welt. Dort ist 38 Jahre zuvor auch Mutter Mathilde geboren. Vater Carl Friedrich – sein Familienname geht zurück auf die Burg Blomendal im Bremer Stadtteil Blumenthal – stammt aus dem benachbarten Harmenhausen. Was die Eltern nach Cloppenburg verschlagen hatte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, Informationen aus der Familie zufolge arbeitete Carl Friedrich Blomendahl dort als Bäckermeister. Ein Beruf, den er vermutlich auch in der alten Heimat weiter ausübt.
Über Sophies Kinder- und Jugendzeit in Hiddigwarden ist nichts weiter überliefert. Doch auch nach Schulabschluss und Konfirmation bleibt sie offenbar zunächst in der südlichen Wesermarsch ansässig und lernt bald darauf ihren künftigen Ehemann Lucas Pannenborg kennen. Lucas stammt ursprünglich aus dem ostfriesischen Grenzgebiet zu den Niederlanden, eine Schwester und seine seit 1893 verwitwete Mutter Ida Christina leben jedoch inzwischen in Lemwerder.
Sophie und Lucas heiraten am 27. April 1900 in Berne, rund ein Jahr nach dem Tod von Ida Christina Pannenborg. Der Geburt der ersten Tochter Mathilde folgen mit Ida (Oktober 1902), Heinrich (März 1905), Henni (Oktober 1906) und Talka (November 1908) noch vier weitere Kinder. Die Familie scheint in dieser Zeit mindestens einmal den Wohnort zu wechseln, denn Heinrich kommt in der Nähe von Lesum zur Welt, Henni in Wehrder bei Elsfleth. Dazwischen liegen aber nur etwas mehr als 20 Kilometer – und natürlich die Weser.
Im Laufe des Jahres 1909 verlässt Sophie die Wesermarsch und zieht mit Lucas und den Kindern nach Hurrel. Schon ein Jahr später kauft Lucas einen zunächst vom Eigentümer Diedrich Logemann nur gepachteten Hof am Hesterort (heute: Constanze Jung). Noch vor der Geburt des sechsten und letzten Kindes Lucretia lassen sich auch Sophies Eltern in Hurrel nieder und unterstützen Tochter und Schwiegersohn nach Kräften bei der Bewirtschaftung ihres neuen Besitzes.
Erzählungen von Sophies Tochter Henni zufolge gefällt es der Familie in Hurrel ausgesprochen gut, alle lieben die Natur und die nahegelegene Dingsteder Heide mit ihren Schafen. Doch leider hält die Idylle nur wenige Jahre an. Vom im August 1914 ausbrechenden Ersten Weltkrieg ist Sophie, die weder Ehemann noch Sohn an die Front ziehen lassen muss, zwar nur indirekt betroffen. Wenige Wochen vor dem letztlich die deutsche Niederlage besiegelnden Kriegseintritt der USA im April 1917 sterben dann jedoch innerhalb von nur neun Tagen ihre Eltern. Noch im selben Jahr wird Lucas Pannenborg lungenkrank und muss schließlich 1918 schweren Herzens die Landwirtschaft aufgeben.
Nach dem Verkauf des Hofes an Karl Friedrich Sichelschmidt siedeln Sophie und Lucas mit den Kindern nach Neuenwege bei Varel über und betreiben eine Gastwirtschaft (später: Kaffeehaus „Zum Herrenneuen“). Doch auch das Leben als Gastwirt ist Lucas‘ Gesundheit nicht förderlich, er stirbt im Oktober 1919 im Alter von nur 45 Jahren.
Wie lange Sophie die Gastwirtschaft noch alleine weiterführt, ist nicht überliefert. Im Laufe der von Hyperinflation und Weltwirtschafskrise geprägten 20er Jahre verlassen die älteren Kinder nach und nach das Haus: Mathilde geht nach Hamburg und wird Krankenschwester, Ida bewirtschaftet mit ihrem Ehemann Martin Kohlrenken einen Bauernhof in Obenstrohe, Henni lernt Köchin im Bahnhofshotel Varel und zieht später nach Wilhelmshaven. Auch Sohn Heinrich heiratet, wird aber schon 1935 Witwer und hat zwei kleine Töchter zu versorgen – eine Aufgabe, für die er Sophies Hilfe in den folgenden Jahren dankend in Anspruch nimmt.
Neben Mathilde, die einer sich bei ihrer Arbeit im Krankenhaus zugezogenen Infektion erliegt, verliert Sophie noch eine zweite ihrer fünf Töchter früh: Lucretia, inzwischen im holsteinischen Reinfeld verheiratet, stirbt in den Wirren des Zweiten Weltkriegs an einer nicht näher überlieferten Krankheit. Ihr verwitweter Ehemann Robert Fischer heiratet daraufhin nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft Sophies zweitjüngste Tochter Talka. Auch Heinrich Pannenborg heiratet nach dem Krieg noch ein zweites Mal. Mit Ehefrau Charlotte zieht er nach Sage bei Großenkneten, wo er fortan als Lehrer an der örtlichen Hauptschule arbeitet. In seinem Haushalt verbringt Sophie später ihren Ruhestand und sieht die Enkel Aenne, Gerd und Klaus aufwachsen.
Ein ganz besonderes Ereignis für Sophie ist 1954 der Besuch ihres nach Nebraska ausgewanderten Bruders Hinrich in der alten Heimat. Nur ein Jahr darauf erreicht sie allerdings kurz vor Weihnachten die traurige Nachricht, dass Hinrich in Hooper nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist.
Mit Heinrichs Familie zieht Sophie in den 60er Jahren noch von Sage nach Ahlhorn. Dort stirbt sie am 20. November 1971, knapp vier Monate vor ihrem 99. Geburtstag. Das macht sie den bisherigen Recherchen zufolge zur bis dato ältesten Frau, die je in Hurrel gelebt hat. Beerdigt ist Sophie drei Tage später auf dem Friedhof der Auferstehungskirche in Varel.