Sophie Wilhelmine Meyer wird am 26. Dezember 1905 als zweites Kind von Diedrich Albers und Bertha Albers geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Alma Harms und die ältere Schwester von Gesine Mathilde Albers, Aline Ladmannn, Bertha Johanne Abel, Henny Tuschar, Heinrich Albers und Johann Albers.
Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1905 legt der preußische Generalstabschef Alfred von Schlieffen in Berlin den später nach ihm benannten Schlieffen-Plan vor. Darin fordert er im Falle eines Zwei-Fronten-Krieges mit Frankreich und Russland, den Kampf im Osten zunächst nur hinhaltend zu führen und alle Kräfte auf einen schnellen Sieg gegen Frankreich zu konzentrieren. Dafür will Schlieffen auch eine Verletzung der Neutralität Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande in Kauf nehmen, denn er hält die französischen Befestigungen an der gemeinsamen Grenze für zu stark, um sie rasch genug überwinden und gen Paris marschieren zu können.
Während es in Berlin noch bei Gedankenspielen bleibt, herrschen in Russland schon seit Monaten kriegsähnliche Zustände. Das ganze Jahr 1905 hindurch gibt es Streiks und Unruhen, die Zar Nikolaus II. brutal niederschlagen lässt. Am Petersburger Blutsonntag im Januar etwa sterben annähernd 1.000 Demonstranten, als Soldaten gezielt in die Menge schießen, mehr als 2.000 weitere werden verletzt. In Moskau schaukelt sich am 23. Dezember ein drei Tage zuvor ausgerufener Generalstreik zu einem bewaffneten Aufstand hoch – mit dem klaren Ziel, den Zaren zu stürzen. Bis zum 30. Dezember gelingt es dessen Truppen jedoch, die Aufständischen zurückzuschlagen und die Lage unter Kontrolle zu halten.
In deutschen Großstädten droht derweil über Weihnachten in vielen Arbeiter-Haushalten die Küche kalt zu bleiben: Rind- und Schweinefleisch ist nach deutlichen Preissteigerungen für sozial niedere Schichten kaum noch erschwinglich, ähnliches gilt auch für Weihnachtsgänse. Letzteres unter anderem eine Folge der chaotischen Verhältnisse im östlichen Nachbarland: Nach Angaben der Industrie liegen vor den Feiertagen Hunderttausende von für den deutschen Markt bestimmten Gänsen in russischen Eisenbahn-Waggons und werden von den dortigen Behörden nicht freigegeben. Vielerorts steigt daraufhin die Zahl der Hunde- und Katzen-Diebstähle dramatisch an.
Von all diesen Ereignissen bekommen Sophies Eltern in Hurrel vermutlich kaum etwas mit. Für sie ist 1905 angesichts des erneuten Nachwuchses nicht nur der 26. Dezember ein besonderer Tag, sondern – wie in jedem Jahr – auch schon der Tag davor. Ist es doch der Geburtstag von Mutter Bertha, die unmittelbar vor ihrer Niederkunft 29 Jahre alt wird. Fortan dürfte das Weihnachtsfest im Hause Albers deshalb nach etwas anderen Regeln ablaufen als in anderen Familien.
Sophie wächst auf dem elterlichen Hof am Goehlweg auf, den ihr Vater 1903 von Friedrich Hinrich Parisius gekauft hat (heutige Eigentümer: Alfred und Gisela Schmerdtmann). Sehr wahrscheinlich ab Frühjahr 1912 besucht sie die Volksschule in Hurrel, wo unter anderem Alma Bleckwehl, Else Busch, Henny Heinemann und Martha Wilkens zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen gehören. Zwei Jahre später bricht der Erste Weltkrieg aus, der jedoch im Westen gänzlich anders verläuft als von Alfred von Schlieffen und seinen Nachfolgern im Generalstab geplant: Der Einfall deutscher Truppen ins neutrale Belgien führt zu einer Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich. Schon nach wenigen Monaten entwickelt sich daraufhin in Flandern wie auch an anderen Frontabschnitten ein jahrelanger Grabenkrieg.
Wann Sophies Vater zum Kriegsdienst herangezogen wird und wo er zum Einsatz kommt, ist nicht überliefert, er kehrt aber vermutlich erst Ende 1918 nach Hurrel zurück. Keine leichte Zeit für Sophie, die als zweitälteste Tochter früh Verantwortung für ihre damals fünf jüngeren Geschwister – Bruder Johann wird erst 1919 geboren – übernehmen muss und mit einiger Sicherheit auch bei der Bewirtschaftung des Hofes gefordert ist. Wenige Wochen vor Sophies Konfirmation stirbt darüber hinaus im Februar 1920 Schwester Gesine Mathilde im Alter von zwölf Jahren in einem Oldenburger Krankenhaus. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Hude Herzschwäche.
Nach dem verlorenen Weltkrieg bessert sich die wirtschaftliche Lage in der neu gegründeten Weimarer Republik nicht. Im Gegenteil. Der Verfall der Währung schreitet immer schneller voran und gipfelt schließlich im Sommer des Jahres 1923 in der Hyperinflation. Wie zahlreiche andere junge Frauen aus der Region sucht Sophie deshalb ihr Heil in der Hollandgängerei. Arbeit findet sie in Harmelen, einem Ortsteil der südlich von Amsterdam gelegenen Kleinstadt Woerden, wohin es zur gleichen Zeit auch Martha Rüscher aus Altmoorhausen verschlägt. Beide verbringen insgesamt fünf Jahre in Holland und unternehmen in dieser Zeit vermutlich manches gemeinsam.
Ende 1928 oder Anfang 1929 kehrt Sophie nach Deutschland zurück und arbeitet als Hausmädchen im „Grollander Krug“ in Bremen-Huchting. Kleine Anekdote am Rande: Der damalige Betreiber der Gastwirtschaft, Johann Addicks, besitzt innerhalb der Familie Albers überlieferten Erzählungen zufolge einen Schimpansen, den Sophie regelmäßig versorgen und des Öfteren auch wieder einfangen muss. Aus jenen Jahren erhalten sind zudem diverse an Sophie adressierte Postkarten mit Hurreler Motiven, die neben der Dorfschule den Gasthof von Reinhard Asseln zeigen.
Im Oktober 1932 verlobt sich Sophie mit Wilhelm Meyer aus Sandtange. Die beiden heiraten am 16. Juni 1933 in Kirchhatten – einen Tag, bevor Adolf Hitler in Berlin mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Gyula Gömbös den ersten ausländischen Staatsgast seit seiner Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 empfängt. Anschließend zieht Sophie auf den bis dahin von Wilhelms Eltern Meta und Johann Christian Meyer geführten Hof nach Sandtange (heute: Günter Rose) und hilft bei dessen Bewirtschaftung.
Am 11. Mai 1937 – eine Woche nach dem tragischen Absturz des deutschen Großluftschiffs „Hindenburg“ auf dem US-Stützpunkt Lakehurst – bringt Sophie Sohn Edo Heinrich zur Welt. Als am 7. März 1941 der zweitgeborene Sohn Willi hinzukommt, tobt bereits seit anderhalb Jahren der Zweite Weltkrieg durch Europa. Zu Sophies großer Erleichterung ohne Beteiligung von Ehemann Wilhelm, der zu dieser Zeit als Fahrer für die Molkerei in Wüsting arbeitet. Nur fünf Monate später dann der Schock: Edo Heinrich stirbt im Alter von nur vier Jahren an einem zu spät erkannten Blinddarmdurchbruch.
Wenige Wochen, bevor am 11. September 1943 Tochter Irene geboren wird, wechselt Wilhelm von der Molkerei Wüsting zum Munderloher Fuhrunternehmer Fritz Hollmann. Eine kriegswichtige Aufgabe, die ihn weiter um eine Einberufung zur Wehrmacht herumkommen lässt. Derweil kümmert sich Sophie mit den Schwiegereltern und einem französischen Kriegsgefangenen namens Marcel um den Hof.
Die letzten Kriegswochen, in denen Kirchhatten und die umliegenden Dörfer in teils schweren Gefechten von englischen und kanadischen Truppen eingenommen werden, übersteht Sophie mit ihrer Familie unbeschadet. Kurz darauf stirbt jedoch Schwiegervater Johann Christian – und völlig überraschend bei einem Arbeitsunfall am 26. Februar 1946 auch Ehemann Wilhelm: Er gerät in Tweelbäke beim Abladen einer für Hollmann getätigten Fuhre unter die Kippbrücke seines Lkw.
Mit Schwiegermutter Meta, den beiden heranwachsenden Kindern und einem Gehilfen führt Sophie den knapp sechs Hektar großen, am Schluss angesichts von drei Kühen, acht Schweinen, einem Pferd und einigen Hühnern auf Dauer kaum überlebensfähigen Hof noch bis Anfang der 50er Jahre fort. Bald nach Metas Tod 1952 verpachtet sie jedoch die dazugehörigen Flächen und lebt fortan von den vergleichsweise bescheidenen Einnahmen aus Pacht und Witwenrente.
Die neu gewonnene Freizeit kann Sophie nur bedingt genießen, denn schon bald fordert die Arbeitsbelastung der vorangegangenen Jahrzehnte ihren Tribut. Außer an fortschreitendem Rheuma leidet Sophie unter den verschiedensten Beschwerden, die auch zwei Kuraufenthalte in den 60er Jahren – einer davon im hessischen Bad Orb in Begleitung ihrer alten Holland-Gefährtin Martha Wachtendorf – nicht dauerhaft zu lindern vermögen. Als Sohn Willi und Schwiegertochter Erika beschließen, den bislang von ihnen und den Kindern Heike und Tammo mitbewohnten Hof zu verkaufen und am Ossendamm in Munderloh neu zu bauen, folgt sie den vieren ins neue Heim. Den Einzug am 17. Dezember 1971 überlegt Sophie jedoch nur um genau ein Jahr: Sie stirbt am 16. Dezember 1972 und wird vier Tage später auf dem Neuen Friedhof in Kirchhatten beerdigt.