Robert von Kempen wird am 21. November 1930 als siebtes Kind von Heinrich von Kempen und Bertha von Kempen in Hurrel geboren. Er ist der jüngere Bruder von Werner von Kempen, Gertrud von Kempen, Rudolf von Kempen, Anneliese von Kempen, Hans-Helmut von Kempen und Lorenz von Kempen und der ältere Bruder von Grete Roder. Darüber hinaus hat er mit Enno von Kempen und Wilma Kloberdanz zwei ältere Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters mit Martha Timmermann.
Zwei Wochen nach Roberts Geburt feiert der US-Spielfilm „Im Westen nichts Neues“ im Metropol-Theater in Berlin seine Deutschland-Premiere. Angelehnt an den gleichnamigen Roman von Erich Maria Remarque schildert Regisseur Lewis Milestone das Leben und Sterben des deutschen Soldaten Paul Bäumer, den der Erste Weltkrieg direkt von der Schulbank auf die blutgetränkten Schlachtfelder Flanderns verschlägt. Dabei kocht die Empörung in völkisch-nationalistischen Kreisen fast noch höher als Anfang 1929 bei Erscheinen des Romans: Hollywood-Schauspieler, die kaum zehn Jahre nach Unterzeichnung des als Schanddiktat empfundenen Versailler Vertrags in deutsche Uniformen schlüpfen und dabei den Untertanen-Geist der wilhelminischen Epoche bloßstellend eine zutiefst pazifistische Botschaft verbreiten, das Ganze überdies finanziert vom jüdischen „Vaterlands-Verräter“ Carl Laemmle – trotz diverser vor der offiziellen Freigabe herausgeschnittener Szenen eine Provokation, vor allem für die bei der Reichstagswahl vom September 1930 mit hohen Stimmengewinnen auftrumpfenden Nationalsozialisten.
Tatsächlich kommt es bereits bei der ersten öffentlichen Vorführung zu massiven Störungen, organisiert vom Berliner NSDAP-Gauleiter Joseph Goebbels. Schlägertrupps der SA mischen sich unters Publikum, pöbeln Zuschauer an und werfen Stinkbomben. Der Überlieferung zufolge setzen sie sogar Mäuse aus. Weitere Vorstellungen können nur unter Polizeischutz stattfinden. Bereits eine Woche nach dem Start zieht die von Ernst Seeger geleitete Zensurbehörde ihre ursprünglich erteilte Freigabe des Films aufgrund der von ihm ausgehenden „Gefährdung des deutschen Ansehens in der Welt“ wieder zurück. Nach hartnäckigen Protesten von Journalisten, Schriftstellern und Künstlern wie Carl von Ossietzky, Carl Zuckmayer, Heinrich Mann oder Käthe Kollwitz folgt im Juni 1931 die erneute Freigabe, allerdings nur „für bestimmte Personenkreise und in geschlossenen Veranstaltungen“. Drei Monate später erreicht dann eine nochmals stark gekürzte Fassung die deutschen Kinos. Nach der Machtübernahme der NSDAP im Januar 1933 wird aber auch diese Version umgehend verboten.
Zu diesem Zeitpunkt betrauert Roberts Familie im 1926 erbauten Siedlungshaus an der Hurreler Straße (heute: Uta Trump und Karl-Heinz Kunert) gerade den Tod des 1928 geborenen Bruders Hans-Helmut, der im September 1932 einer Lungenentzündung erlegen ist. Mit Werner, Gertrud und Anneliese leben Anfang 1933 auch drei andere Geschwister schon nicht mehr – sie sind zwischen 1921 und 1926 am früheren Wohnort Vielstedt als Säugling verstorben. Der älteste Bruder Enno wiederum hat das Elternhaus bereits vor 1930 Richtung Delmenhorst verlassen, um eine Schneiderlehre zu beginnen.
An Spielkameraden in allernächster Nähe mangelt es dennoch nicht. Zu ihnen gehören neben Roberts Geschwistern Lorenz und Grete auch seine Kusine Gertrud Timmermann und die Nachbarskinder Wilhelm und Hanna Meyer. Viel Zeit dürfte Robert darüber hinaus auf dem in direkter Nachbarschaft liegenden Hof seiner Großeltern Diedrich und Katharine Timmermann verbringen. Insgesamt verlebt er so trotz der in jenen Jahren massiv vorangetriebenen Militarisierung der Gesellschaft und der Ausrichtung des Schulunterrichts auf die nationalsozialistischen Erziehungsideale eine vergleichsweise behütete Kindheit, die aber mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 – Robert besucht zu diesem Zeitpunkt die dritte Klasse der Volksschule Hurrel – abrupt endet.
Zwar wird unmittelbar zu Kriegsbeginn kein Familienmitglied zur Wehrmacht einberufen. Dabei bleibt es jedoch nicht. Bruder Enno (Jahrgang 1914) kämpft schon bald in Griechenland und der Stellungsbefehl für Bruder Rudolf (Jahrgang 1924) scheint nur eine Frage der Zeit. Derweil bahnt sich für Robert ein Ortswechsel an: Schwester Wilma zieht nach ihrer Hochzeit mit Otto Kloberdanz im Oktober 1941 ins deutsch besetzte Metz, wo Otto am städtischen Fronttheater eine Stelle als Obergewandmeister angeboten bekommen hat. Er überzeugt Schwiegervater Heinrich, mit Ehefrau Bertha und den jüngeren Kindern ebenfalls nach Metz zu kommen und in der Schneiderei des Theaters zu arbeiten.
Am Fronttheater, das der Unterhaltung der an der Westfront stationierten Soldaten dient, lernt Robert Schauspieler-Größen wie Josef Meinrad und Hugo Gottschlich kennen. Zeitweise steht er dort wie sein Vater Heinrich auch selbst auf der Bühne, wie ein im Laufe des Jahres 1943 geschossenes Foto dokumentiert. Ferner kursiert aus jenen Tagen in der Familie die Anekdote, dass Robert zu seinem Geburtstag oder zur Konfirmation von Meinrad eine halbe Tafel Schokolade geschenkt bekommen habe – was damals allgemein als sehr knauserig empfunden wurde.
Wann genau es für Robert, seine Eltern und Schwester Grete wieder zurück nach Hurrel geht, ist nicht überliefert. Vermutlich noch vor der Landung der Alliierten in der Normandie, in deren Folge sich das Fronttheater auflöst und Schwester Wilma Frankreich fluchtartig verlassen muss. Sie kehrt Ende 1944 mit ihrem zweijährigen Sohn Horst-Dieter ebenfalls in die Heimat zurück, wo sie zusammen mit Robert und den anderen Familienmitgliedern die Einnahme Hurrels durch kanadische und britische Truppen erlebt.
Als im Sommer 1947 die schlimmsten Nachwirkungen des verlorenen Krieges überstanden sind, geht Robert bei seinem Vater in die Schneiderlehre. Nach bestandener Gesellenprüfung im April 1950 folgt er ihm nach Hude: Um näher bei seinen Kunden zu sein, hat Heinrich von Kempen dort in der Blumenstraße ein Haus gekauft. Aus dem väterlichen Plan, dem jüngsten Sohn später einmal das Geschäft zu übergeben, wird allerdings nichts. Vermutlich ist Robert frühzeitig klar, dass der Trend in der Bekleidungsindustrie eindeutig Richtung Massenproduktion geht. Wie Bruder Enno bewirbt er sich deshalb bei der neugegründeten Bundeswehr und tritt am 1. Dezember 1956 seinen Freiwilligendienst im Panzergrenadierlehrbataillon Munster an. Nach Zwischenstationen in Hamburg und Neumünster kommt er im April 1958 nach Delmenhorst, wo er bis zur Entlassung im November 1960 als Bekleidungswart arbeitet.
Nur sechs Wochen nach Dienstantritt – am 18. Januar 1957 – heiratet Robert seine Freundin Marga Ruge aus Vielstedt. Sie bringt im April 1957 den gemeinsamen Sohn Wolfgang zur Welt. Der zweite Sohn Reiner folgt im Mai 1961. Kurz zuvor hat Robert einen Lehrgang zum Kranführer absolviert und ist in dieser Funktion fortan für eine Reihe von Firmen im Großraum Oldenburg tätig.
Als sich Marga Ende der 60er Jahre von ihm trennt und mit den Kindern auszieht, lebt Robert weiter im elterlichen Haus in der Blumenstraße. Dort behält er beim Tod von Mutter Bertha im Juli 1986 – Vater Heinrich ist bereits im Mai 1978 gestorben – Wohnrecht. Letztlich überlebt Robert Bertha aber nur um ein halbes Jahr: Er stirbt am 7. Februar 1987 im Alter von 56 Jahren und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.