Persönliche Erinnerungen an Heinrich Feder

… von Almuth Pannemann

Aufgezeichnet im Dezember 2016

An meinen Vater habe ich natürlich vielfältige Erinnerungen, über einige möchte ich hier berichten. Manches davon reicht bis in die Zeit zurück, als wir noch nicht in Hurrel lebten, sondern in Goldenstedt auf dem Hof meines Onkels Johann Feder. Damals besaß mein Vater ein Motorrad und nahm mich – ich war damals sechs oder sieben Jahre alt – gern auf kurzen Strecken mit. Ich saß dann auf dem Tank und bekam ein Visier aus Plexiglas vors Gesicht, um den Fahrtwind abzuwenden. Ich nannte dieses Teil nur „meinen Maulkorb“.

Sonntags unternahmen wir dann auch mal größere Touren zu den Geschwistern meiner Mutter Else ins Artland oder in die benachbarte, damals noch zum Regierungsbezirk Hannover gehörende Grafschaft Diepholz. Dann saß ich immer zwischen meinen Eltern auf dem gepolsterten Griff des Vordersitzes, an dem sich normalerweise der Beifahrer festhielt. Bei schönem Wetter ging es dort auch mal ohne „Maulkorb“. Das sind schöne Erinnerungen, zumal eine Ausfahrt unter solch abenteuerlichen Umständen heutzutage kaum denkbar wäre.

Als der Tag unseres Umzugs nach Hurrel näher rückte, fuhr mein Vater an einem Sonntagmorgen mit dem Motorrad und Rucksack auf dem Rücken ins Nachbardorf Varenesch, um nach einem Hund zu schauen. Ich war schon ganz gespannt auf seine Rückkehr. Dann hörte ich das Motorrad, mein Vater fuhr auf den Hof und ein kleiner Schäferhund-Welpe guckte aus dem Rucksack. Ich habe ihn gleich ins Herz geschlossen. Er hörte auf den Namen Nero und sollte später in Hurrel Haus und Hof bewachen. Gleichzeitig wurde er mein Spielgefährte. Ich brachte ihm allerlei Kunststücke bei, zum Beispiel Stöckchen apportieren oder durch einen Reifen springen.

Im November 1953, kurz vor unserem Umzug, bekam ich von meinem Onkel Johann einen Schlitten als Abschiedsgeschenk. Er sagte, der kommende Winter bringe viel Schnee, dann könne ich mit dem Schlitten fahren. Er sollte Recht behalten. Zu Weihnachten fing es an zu schneien und der Schnee blieb auch einige Wochen liegen. Meine neue Schulfreundin Berta Franz wohnte ganz in der Nähe vom Rodelberg im Hurrelersand. Wenn wir unsere Hausaufgaben erledigt hatten, haben wir uns fast jeden Nachmittag beim Rodelberg getroffen und sind Schlitten gefahren. Einige Kinder aus der Nachbarschaft kamen noch dazu und wir genossen den Rodelspaß bis zum Anbruch der Dunkelheit.

Meine schönste Erinnerung aus jener Zeit ist aber der Unimog meines Vaters. Er hatte ihn vor unserem Umzug als Allround-Fahrzeug angeschafft, mit dem wir an den Wochenenden auch oft zu Verwandtschaftsbesuchen aufbrachen. Als ich zwölf Jahre alt war, durfte ich erste Fahrversuche auf dem Acker unternehmen, was auch gleich gut klappte. In der Getreideernte habe ich dann beim Beladen des Erntewagens den Unimog von Hocke zu Hocke gefahren, damit mein Vater nicht immer wieder einsteigen musste. Ebenso bei der Rübenernte im Herbst. Ich fuhr langsam die Reihen entlang und meine Eltern warfen die Rüben auf den Wagen.

Einige Jahre danach meldete ich mich bei der Fahrschule Schmidt in Hude an, um meinen Führerschein zu machen. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Fahrstunde. Herbert Schmidt erklärte mir Kupplung, Bremse, Gas und H-Schaltung am Lenkrad des Opels und fragte dann, ob ich schon einmal Auto gefahren sei. Ich sagte prompt nein, der Unimog ist ja kein Auto. Dann starteten wir zur ersten Fahrt. Nach ein paar hundert Metern meinte Herbert Schmidt nur: „Alter Fahrer, oder?“ Nach wenigen Fahrstunden hatte ich meinen Führerschein in der Tasche.

Ich erinnere mich auch noch gerne an den Neubau unseres Wohnhauses im Jahr 1964. Als die Mauern höher wurden und das Gerüst stand, haben wir, wenn die Maurer Feierabend machten, wieder neue Steine auf das Gerüst befördert. Das ging folgendermaßen: Ich stand auf dem zweiten oder dritten Gerüst vor dem Giebel und mein Vater warf mit einer Forke Stein für Stein nach oben – die ich dann auffing und stapelte. So konnten die Maurer am nächsten Morgen gleich wieder starten.

Aus den späteren Jahren, als ich bereits mit meinem Mann in Sage-Haast wohnte, ist mir vor allem die Leidenschaft meines Vaters für den Bau von Vogelhäuschen in Erinnerung geblieben. Er versorgte das halbe Dorf und fast die gesamte Verwandtschaft damit, und sie waren auch im Handel zu kaufen – unter anderem bei Garms in Aschenstedt, Carl Wilhelm Meyer in Oldenburg und in der Holzhandlung Meyer in Cloppenburg. Auf Wunsch fertigte er auch Windmühlen an.

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Ich erinnere mich gerne an die schöne Zeit in Hurrel.