Metta Catharine Wachtendorf wird am 10. Dezember 1873 als zweites Kind von Hermann Diedrich Witte und Anna Witte auf dem elterlichen Hof am Postweg in Vielstedt geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Gesine Elise Witte und die ältere Schwester von Louise Dettmers, Hinrich Witte, Catharina Schnier und Hermann Georg Witte.
Zwischen dem 7. und dem 13. Dezember 1873 liegt Großbritanniens Hauptstadt London unter einer dichten Dunstglocke, die nach heutiger Lesart alle Kriterien für einen Smog-Alarm der höchsten Stufe erfüllt. Den Begriff Smog – ein Kofferwort aus „smoke“ und „fog“ – gibt es damals freilich noch nicht: Im allgemeinen Sprachgebrauch ist etwas verharmlosend von „pea soup“ die Rede. Die „Erbsensuppe“ aus giftigen Abgasen und Bodennebel ist ein Phänomen, das zweifelsohne zu den negativen Begleiterscheinungen der Industrialisierung gehört und in der seit 1820 von 1,5 auf 3,9 Millionen Einwohner gewachsenen Metropole immer häufiger auftritt.
Die potenziell tödlichen Folgen dieses Cocktails offenbaren sich im Dezember 1873 auf der traditionellen Smithfield-Club-Tierschau im Stadtteil Islington, als mehrere preisgekrönte Rinder ersticken. Je nach Quelle sterben darüber hinaus in London in jenen sechs Smog-Tagen zwischen 300 und 800 Menschen, die bereits zuvor unter Herz- oder Atemwegserkrankungen litten. Mögliche Zusammenhänge werden jedoch von Industrie und Politik gleichermaßen ignoriert oder sogar rundweg abgestritten – Gewerbeförderung geht vor Gesundheits- und Umweltschutz. Dafür nehmen sich schon bald erste Schriftsteller des Themas an, etwa William DeLisle Hay in seiner 1880 veröffentlichten Katastrophen-Novelle „The Doom of the Great City“.
Probleme mit steigender Luftverschmutzung gibt es auch im Anfang 1871 gegründeten Deutschen Reich – allen voran in industriellen Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet. Doch obwohl es immer wieder zu Todesfällen und Klagen von Anwohnern kommt, bleiben staatliche Gegenmaßnahmen die absolute Ausnahme. Auch die Justiz ist keine große Hilfe: Nur vereinzelt können etwa Bauern, denen giftige Abgase die Ernten verderben, ihre Ansprüche vor Gericht durchsetzen. So geschehen im Königreich Sachsen im Jahrzehnte andauernden Streit um den Freiberger Hüttenrauch.
Wenn es in Mettas Kinder- und Jugendjahren an irgendetwas ganz sicher nicht mangelt, dann ist es frische Luft: Sie wächst am Postweg inmitten weitgehend unberührter Natur auf. Konkrete Details über diese Zeit sind allerdings nur sehr spärlich überliefert – unter anderem, dass ihr Vater außer als Landwirt auch noch als Schneidermeister arbeitet. Allzu groß scheint der seit 1817 bestehende, ursprünglich von Mettas Großeltern mütterlicherseits bewirtschaftete Hof (heute: Walter und Gunda Schierenberg) also nicht zu sein. Sehr wahrscheinlich besucht Metta ab 1880 die Huder Volksschule im Klosterbezirk, weil diese näher an ihrem Zuhause liegt als die Schulen im benachbarten Lintel oder in Vielstedt. Ob sie nach Schulabschluss und Konfirmation zunächst weiter auf dem elterlichen Hof mitarbeitet oder andernorts in Stellung geht, liegt heute ebenfalls im Dunkeln.
Zweifelsfrei dokumentiert ist dagegen das Datum ihrer Hochzeit. Am 10. Mai 1894 heiratet Metta Johann Friedrich Wachtendorf aus Lintel, der mit seinem Vater Johann Hinrich Wachtendorf einen nur wenige Meter von der Ortsgrenze Hurrels entfernt liegenden Hof bewirtschaftet (heutiger Eigentümer des später in der unmittelbaren Nachbarschaft errichteten Neubaus: Hans-Gerd Wefer). Gefeiert wird die Eheschließung Erzählungen von Frieda Barkemeyer zufolge in relativ großem Rahmen in der Gastwirtschaft von Carl Busch (heute: Hajo und Dagmar Mehrings).
Im Februar 1895 bringt Metta Sohn Hinrich zur Welt, Tochter Anna wird im November 1896 geboren. Nach dem Tod des Schwiegervaters im Mai 1897 folgen mit Clara (Februar 1899), Hermann (September 1900), Gerhard (Dezember 1902), Johann Georg (April 1904) und Gesine (April 1905) noch fünf weitere Kinder.
Kurz nach Gesines Geburt nimmt Mettas Leben beinahe ein tragisches Ende. Während sie noch mit ihrer Tochter im Wochenbett liegt, bricht auf dem Wachtendorf-Hof ein Feuer aus. Verursacht haben es laut Überlieferung ihres Enkels Heinrich Osterthun unerlaubt in der Scheune kampierende Landstreicher oder Wandergesellen. Ehemann Johann Friedrich ist an jenem verhängnisvollen Morgen nicht zu Hause, und vermutlich wären Metta und Gesine verbrannt, wäre nicht gerade zufällig der Briefträger vorbeigekommen und hätte beide aus höchster Not errettet.
Nach dem Brand geben Johann Friedrich und Metta die ursprüngliche Hofstelle auf und siedeln sich einige hundert Meter weiter südwestlich Richtung Lindhorn an. Aus jener Zeit stammt ein Foto, das Metta mit den drei jüngsten Kindern Gesine, Johann Georg und Gerhard zeigt. Warum Ehemann Johann Friedrich und die anderen Kinder nicht auch dort zu sehen sind, ist nicht überliefert. Dass auf einem einige Jahre später entstandenen Familienfoto Johann Friedrich und der älteste Sohn Hinrich fehlen, hat dagegen einen offensichtlichen Grund: Beide nehmen am im August 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieg teil, kehren aber unversehrt zurück.
Obwohl Metta bei Kriegsende im November 1918 erst 44 Jahre alt ist und auf besagtem Familienfoto alles andere als einen kränklichen Eindruck macht, verschlechtert sich ihre Gesundheit in den folgenden Jahren zusehends. Anfang der 20er Jahre erleidet sie einen Schlaganfall, der sie künftig die meiste Zeit des Tages ans Bett fesselt.
Nach der Hochzeit des Hoferben Johann Georg mit Anna Stubbemann im April 1927 zieht Metta mit Johann Friedrich in ein von Dietrich Schütte gekauftes, vier Jahre zuvor an der Hurreler Straße errichtetes Haus (heute: Egon Wachtendorf und Elke Brumund). Dort wird sie zunächst von Tochter Gesine und ab Mai 1932 von Gerhards Ehefrau Martha Wachtendorf gepflegt. Am 24. Februar 1934 – knapp 13 Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten – stirbt sie im Alter von nur 60 Jahren, ohne dass sich ihr Zustand noch einmal wesentlich gebessert hätte. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch „Nervenleiden, Lähmung und Lungenentzündung“. Beerdigt ist Metta wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.