Meta Rüscher – Biographie

Meta Gesine Henriette Katharine Rüscher wird am 23. September 1880 als drittes Kind von Johann Hinrich Rüscher und Katharine Rüscher auf dem elterlichen Hof in Sandtange (heute: Arthur und Marianne Barkemeyer) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Helene Mathilde Rüscher und Reinhard Johann Rüscher und die ältere Schwester von Ida Marie Rüscher. Daneben hat sie mit Hermann Reinhard Rüscher noch einen jüngeren Halbbruder aus der zweiten Ehe ihres Vaters mit Anna Margarete Pape.

Wenige Wochen nach Metas Geburt wird – nach 632 Jahren Bauzeit – der Kölner Dom eingeweiht. Ein epochales Ereignis, zu dem aus Berlin unter anderem Kaiser Wilhelm I. anreist. Viele hochrangige Vertreter des Bauherrn, dem Kölner Domkapitel, glänzen hingegen durch Abwesenheit: Noch tobt im Deutschen Reich der von Reichskanzler Otto von Bismarck entfachte Kulturkampf. Der zwischenzeitlich per Steckbrief gesuchte Kölner Erzbischof Paulus Melchers lebt seit 1876 im Exil in der niederländischen Provinz Limburg und kann seine Diözese nur über Mittelsmänner leiten. Mit einer Höhe von 157 Metern ist das aus hellbeigem Sandstein erbaute Gotteshaus vier Jahre lang das höchste Gebäude der Welt, bis es Ende 1884 vom Washington Monument übertroffen wird.

Als der Kölner Dom in der genannten Rangliste auf Platz 2 zurückfällt, ist Metas Mutter vermutlich schon unheilbar an Tuberkulose erkrankt. Sie stirbt am 7. November 1886 kurz nach der Geburt des vierten Kindes Ida Marie (20. September) und dem Tod des mit auf dem Hof wohnenden Großvaters Reinert Rüscher (12. Oktober). Ida Marie folgt den beiden am 16. November. Turbulente Wochen also für Meta und ihre Familie, die erst mit der neuerlichen Hochzeit des Vaters am 27. Dezember enden.

Nachdem sich die Lage auf dem Rüscher-Hof mit der Geburt des Halbbruders im Januar 1888 zunächst zu normalisieren scheint, brechen für Meta und die beiden älteren Geschwister drei Jahre später alle Bindungen weg: Am 15. Februar 1891 stirbt auch Vater Johann Hinrich an Tuberkulose. Meta kommt daraufhin in die Obhut ihres Onkels Johann Dierk Mönnich in Hurrel, der dort einen von Johann Meyer begründeten Hof bewirtschaftet (heute: Werner und Christa Schnell). Von da an besucht sie mit den anderen Hurreler Kindern – darunter die in etwa gleichaltrigen Mitschüler Meta Barkemeyer, Annchen von Seggern und Hinrich Wilkens – die Volksschule im Nachbardorf Lintel.

Nach dem Schulabschluss geht Meta auf dem Hof von Heinrich Sparke (heute: Gerold und Annegret Sparke) in Stellung, wo sie den fünf Jahre älteren, aus Petersfehn stammenden Knecht Gerhard Rüscher kennenlernt. Als die beiden am 26. Mai 1905 in Hude heiraten, ist die gemeinsame Tochter Martha bereits unterwegs. Geboren wird sie am 16. August 1905 in einem Gerhard Wieting gehörenden, in den 1950er Jahren abgebrochenen Heuerhaus an der Hurreler Straße (heutige Besitzerin des ganz in der Nähe neu errichteten Wohnhauses: Inge Molde). Ob Meta und Gerhard die ehemalige Brinksitzerei nach der Hochzeit gepachtet haben und demzufolge auch das dazugehörige Land bewirtschaften, das Gerhard Wieting 1898 von den Erben Röbe Haverkamps gekauft hat, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen – es steht jedoch zu vermuten.

Bald nach der Geburt des zweiten Kindes Georg im Februar 1907 bekommt der Hof mit Hinrich Gode abermals einen neuen Eigentümer. Womöglich ist das der Grund, warum die junge Familie noch im selben Jahr ins Nachbardorf Altmoorhausen weiterzieht. Dort bringt Meta am 24. Juni 1908 in einem Heuerhaus am Pohlweg (heute: Ingo Fischer) einen bereits toten Jungen zur Welt. Danach folgen noch drei weitere, gesunde Kinder: Else (September 1909), Adolf (April 1911) und Herbert (Juni 1912).

Kaum hat Gerhard in der neu eröffneten Ziegelei Munderloh eine Anstellung gefunden, da bricht im August 1914 der Erste Weltkrieg aus. Ob er daraufhin an der Front oder in der Etappe seinen Dienst für das Vaterland verrichtet, ist nicht überliefert. Wie auch immer: Meta bleibt in dieser Zeit mit den fünf Kindern in Altmoorhausen weitgehend auf sich allein gestellt und kommt nur mit Mühe über die Runden. Letzteres gilt auch für die 20er Jahre, in denen beide Töchter durch Hollandgängerei zum Familieneinkommen beitragen. Die kurz vor der im Mai 1930 recht bescheiden gefeierten Silberhochzeit einsetzende Weltwirtschaftskrise macht die Lage nicht einfacher – begünstigt aber den Aufstieg der Nationalsozialisten, der im Freistaat Oldenburg früher beginnt als andernorts.

Ungeachtet der rasant vollzogenen Umwandlung Deutschlands von der Demokratie in eine menschenverachtende Diktatur stehen die 30er Jahre für Meta vor allem im Zeichen der Familie. Alle fünf Kinder heiraten in dieser Dekade, und noch in der Schlussphase der Weimarer Republik kommt im April 1932 mit Georgs Sohn Günther das erste Enkelkind zur Welt. Allein bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs folgen fast ein Dutzend weitere.

Die Gefahr, dass einige Enkel als Halbwaisen aufwachsen müssen, steigt mit zunehmender Kriegsdauer. Als schließlich im Februar 1945 die erste Verlustmeldung – für Marthas Ehemann Gerhard Wachtendorf – eintrifft, ist Meta bereits seit drei Monaten Witwe. Nur zwei Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht trifft es dann auch den jüngsten Sohn Herbert: Er wird als einer der wenigen noch in Ostpreußen verbliebenen deutschen Soldaten bei einem Fliegerangriff auf ein in der Nähe von Bludau eingerichtetes Lazarett bei lebendigem Leib verschüttet.

Zu diesem Zeitpunkt lebt Meta bereits bei Tochter Else und Schwiegersohn Georg Ahrens in Munderloh. Dort erlebt sie das Kriegsende, die schwierigen Jahre des Wiederaufbaus, den kurz aufeinanderfolgenden Tod von Schwiegertochter Käthe und Sohn Georg – und die Geburt weiterer Enkelkinder. Das 24. und letzte, Adolfs Sohn Manfred, kommt im Juli 1959 zur Welt. Aus jenen Jahren überliefert ist innerhalb der Familie die Erzählung, dass Meta in ihrem ganzen Leben nie ein Fahrrad besessen hat und so bei den häufigen Besuchen der Kinder und Enkelkinder hunderte von Kilometern zu Fuß zurücklegen muss. Eine weitere Erinnerung besagt, dass sie zeitweise massiv unter Gicht leidet, die Krankheit aber durch den regelmäßigen Genuss von Ginsterblütentee gut in den Griff bekommt.

Kurz vor ihrem 81. Geburtstag erleidet Meta auf der Geburtstagsfeier von Tochter Martha einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholt. Sie stirbt am 24. August 1961 nach kurzem Krankenhausaufenthalt in Oldenburg und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.