Martha Gramberg wird am 16. September 1905 als zweites Kind von Friedrich Ehlers und Anna Elise Ehlers auf dem elterlichen Hof in Klattenhof (heute: Gisela Ehlers) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Klara Pape und die ältere Schwester von Heinrich Ehlers.
Zwei Wochen nach Marthas Geburt veröffentlicht die Fachzeitschrift „Annalen der Physik“ den Aufsatz „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“. Darin vertritt der Autor Albert Einstein die These, dass die Zeit in Bewegung langsamer vergeht als in der Ruhe, was er am Ende auf die Formel „e = m x c2“ bringt: Die Energie eines Körpers entspricht dessen Masse multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit.
Die als „Spezielle Relativitätstheorie“ in die Geschichte eingehende Formel verändert das Leben des späteren, 1879 in Ulm geborenen Nobelpreisträgers von Grund auf. Am Anfang des Jahres 1905 ist Einstein, diplomierter Fachlehrer für Mathematik und Physik, ein unbekannter Angestellter des Schweizer Patentamts in Bern, der Ehefrau Mileva und Sohn Hans Albert mit dieser Stellung eher schlecht als recht über die Runden bringt und sich auf Dissertation und Habilitation vorbereitet. Nur vier Jahre später lehrt er bereits als Außerordentlicher Professor für Theoretische Physik an der Universität Zürich. Nebenbei arbeitet er mit Hochdruck an der „Allgemeinen Relativitätstheorie“, deren von der Fachwelt mit Spannung erwarteten Grundzüge er im November 1915 – anderthalb Jahre nach seinem Wechsel an die Humboldt-Universität in Berlin – der Öffentlichkeit präsentiert.
Marthas erste Lebensjahre verlaufen derweil in deutlich unspektakuläreren Bahnen. Die Familie wohnt 1905 in einem Heuerhaus unweit der Welsburg. Drei Jahre später kaufen ihre Eltern im Rahmen eines Kultivierungsprogramms eine knapp 12 Hektar große Wald- und Heidefläche, die sie in mühevoller Pionierarbeit landwirtschaftlich nutzbar machen. In die Bewirtschaftung des dadurch Stück für Stück größer werdenden Betriebs ist Martha neben dem Besuch der Volksschule von früher Kindheit an eingebunden.
Ob Martha dem aus Klattenhof stammenden, nur wenige Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt im Stüher Forst hausenden Hasen-Ahlers einmal persönlich begegnet ist, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall erlebt sie als Kind den Rummel mit, den zahlreiche Tagesausflügler aus Delmenhorst und Bremen nach Fertigstellung der Bahnstrecke Delmenhorst-Vechta um den schon zu Lebzeiten legendären Wilddieb veranstalten – sie wird später oft von diesem Oldenburger Original erzählen.
Welche Veränderungen der im August 1914 ausbrechende Erste Weltkrieg für Martha und ihre Familie mit sich bringt, lässt sich ebenfalls nur vermuten. Sollte ihr Vater am Krieg teilgenommen haben, kehrt er jedoch bei dessen Ende im November 1918 unversehrt zurück. Bald darauf verlässt Martha mit Abschluss der Volksschule den elterlichen Haushalt. Wo genau in der näheren Umgebung sie in Stellung geht, ist in der Familie nicht mehr bekannt – ebenso wenig, bei welcher Gelegenheit sie ihren späteren Ehemann Diedrich Gramberg kennenlernt.
Nach ihrer Hochzeit mit Diedrich am 22. Mai 1928 zieht Martha auf den Hof ihrer Schwiegereltern nach Hurrel (heute: Hildegard Gramberg). Dort wird im Dezember desselben Jahres der gemeinsame Sohn Heinrich geboren. Bis Februar 1935 kommen mit Hilde (Juni 1930), Werner (November 1932) und Ewald drei weitere Kinder hinzu.
Nach dem frühen Tod von Schwiegervater Johann Heinrich 1929 stirbt knapp 15 Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 auch Schwiegermutter Anna, so dass Martha und Diedrich den rund 18 Hektar großen Hof fortan alleine bewirtschaften. Albert Einstein, im März 1934 als Jude und Pazifist von den neuen Machthabern strafausgebürgert, lebt und forscht zu diesem Zeitpunkt bereits in der US-Universitätsstadt Princeton.
Marthas Sorge, dass mit Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs im September 1939 auch Diedrich beizeiten an die Front muss, bewahrheitet sich zunächst nicht – auch dann nicht, als der Krieg mit dem von langer Hand geplanten Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 nochmals eine neue, ungleich größere Dimension annimmt. Martha liegt an diesem historischen Tag in der Oldenburger Frauenklinik an der Kanalstraße und bringt ihr fünftes Kind Edo zur Welt.
Ende 1944 trifft die Einberufung für den ältesten Sohn Heinrich ein, die ihn allerdings zu Marthas Beruhigung erst einmal nur bis nach Bremen führt. Auch Diedrich – seit Anfang 1945 Mitglied des Volkssturms – wird heimatnah eingesetzt und hat bis zur Einnahme Hurrels durch kanadische Truppen keinerlei Feindberührung. Bange Stunden erlebt Martha, als ihr Hof bei den Kämpfen zwischen die Fronten gerät und in unmittelbarer Nähe mehrere Minen detonieren. Letztlich kommt jedoch niemand aus der Familie zu Schaden, und auch die Gebäude bleiben – anders als das benachbarte Haus ihres Schwagers Johann – weitgehend unversehrt.
Während der Neustart nach Kriegsende entsprechend glatter verläuft als in vielen anderen Hurreler Familien, halten die 50er Jahre für Martha und Diedrich eine andere schwere Prüfung bereit. Nachdem zunächst die beiden älteren Kinder Heinrich und Hilde heiraten und den Hof verlassen, steht dieser Schritt über kurz oder lang auch für den zweitältesten Sohn Werner an. Dazu kommt es jedoch nicht mehr: Werner stirbt völlig überraschend am 3. April 1957, noch bevor sich der von ihm gehegte Verdacht auf einen Hirntumor bestätigt.
Auf einem Bauernhof gibt es immer Arbeit – ein Umstand, der Martha vermutlich ein wenig über den erlittenen Verlust hinweghilft. Genug zu tun hat sie in den folgenden Jahren schon deshalb, weil Diedrich durch seine ehrenamtliche Arbeit als Ratsherr der Gemeinde Hude oft unterwegs ist. Ein neues Kapitel im Hause Gramberg beginnt, als Hofnachfolger Edo im September 1963 Hildegard Steffen aus Bergedorf heiratet. Mit den 1964, 1967 und 1968 geborenen Enkeln Enno, Heidrun und Rainer sieht Martha die nächste Generation heranwachsen. Im Mai 1978 feiert sie mit Diedrich Goldene Hochzeit – muss aber fünf Jahre später Abschied nehmen, als Diedrich Anfang September 1983 an den Folgen eines Schlaganfalls stirbt.
Martha selbst stirbt am 28. Mai 1986, nachdem sie ebenfalls mehrere Schlaganfälle erlitten hat. Beerdigt ist sie drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.